Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Strahlen wohl bemerkt. Die aufkeimende Hoffnung durchspülte ihn wie eine warme Woge.
»Nun, mein Freund, was hast du zu berichten?«
»Wir haben kein Glück. In der Bucht liegt ein Schiff vor Anker. Allerdings scheinen die meisten Besatzungsmit glieder an Bord zu sein. Ich habe vier der Hofbesitzer und die Jungen bei den Häusern gesehen. Die anderen scheinen unten in der Höhle zu sein und sich mit den Seeleuten zu besprechen. Ich glaube, es sind dieselben Piraten, die auch bei unserem letzten Besuch da waren. Der Kapitän kommt mir bekannt vor. Ich habe ihn schon vorher irgendwo gesehen. Es will mir nur nicht einfallen, wo.«
»Was machen wir nun? Warten wir, bis die Piraten weg sind?«, fragte Thomas.
»Hast du einen Blick in die Höhle werfen können?«, wollte Lamina wissen. Seradir nickte.
»Konntest du erkennen, wie viele der Piraten von Bord gegangen sind?«
»Am Strand lag nur ein Ruderboot. Ich habe in der Höhle drei Männer gesehen.«
Lamina überlegte. »Drei mehr. Was meinst du? Sollen wir es wagen?«
Seradir nickte. »Die Überraschung ist auf unserer Seite. Ich denke, wir sollten als Erstes die Männer im Dorf ausschalten und dann die in der Höhle von zwei Seiten in die Zange nehmen. Es herrscht gerade Ebbe, da kommen sie auch mit einem kleinen Boot nur sehr schwer zwischen den Felsen durch, und wir müssen daher nicht fürchten, dass sie von Bord Verstärkung bekommen. Wir sollten uns jedoch beeilen.«
Lamina nickte. »Gut, so machen wir es. Thomas, hast du gehört? Sag den Männern Bescheid. Wie teilen wir uns auf?«
»Ich führe die Männer in die Höhle. Fünf kommen mit mir.«
»Gut, dann begleite ich Thomas und die anderen zu den Höfen.«
Seradir sah die Gräfin unbehaglich an. »Mir wäre wohler, wenn Ihr mit einem der Männer hier bleiben würdet.«
»Ach ja?« Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. »Wir sind ohnehin so wenige, und da soll einer noch den Aufpasser für mich spielen? Gib dir keine Mühe. Ich werde mitkommen!«
Seradir seufzte. Er kannte ihr Temperament und ihren Starrsinn gut genug, um zu wissen, dass er sie nicht umstimmen konnte. Sie würden nur kostbare Zeit verlieren.
»Dann bleibt wenigstens in meiner Nähe.«
»Das würde ich gern«, sagte sie weich, »doch ich kenne die Höfe und die Aufteilung der Räume, und ich weiß, wo die Falltür zur Höhle ist.«
»Ihr habt sie nicht gesehen!«
»Aber du hast es mir beschrieben.« Sie maßen sich mit Blicken. Ihre Argumente waren richtig, dennoch wollte er sie nicht in Gefahr bringen. Und er war überzeugt, dass der sicherste Platz bei ihm war.
»Nun gut«, gab sich Seradir geschlagen. »Ihr bleibt dicht hinter Thomas. Er ist der beste Kämpfer Eurer Gruppe. Steigt als Letzte in die Höhle hinunter und versucht dann, zu mir zu kommen. Aber nur, wenn es ohne Risiko möglich ist. Versucht sie so zu überraschen, dass es gar nicht erst zum Kampf kommt. Fesselt sie und steigt dann so schnell wie möglich durch die Falltür. Wir warten verborgen, bis wir euch kommen hören.«
Lamina nickte knapp. »Gut, dann lasst uns aufbrechen.«
Thomas hatte die Männer bereits in zwei Gruppen aufgeteilt. Sie ritten so nah an die Höfe heran, wie sie es riskieren konnten, ohne gehört zu werden. Inzwischen war es so dunkel, dass man die Reiter zumindest nicht sehen konnte. Draußen auf See schwankten die Laternen, die an den Masten des Schiffs befestigt waren, auf und ab. Als sie eine dichte Baumgruppe erreichten, hob Seradir die Hand. Schweigend saßen die Männer ab und banden die Zügel ihrer Pferde fest. Es war vielleicht ein wenig riskant, die Tiere ohne Wache zurückzulassen, doch Seradir bestand darauf, dass jeder Mann mitkam. Er hoffte, es würde nicht lange dauern. In diese Gegend verirrten sich nicht viele Reisende, und die Dörfler hoffte er alle auf den Höfen oder unten in der Höhle anzutreffen. Er legte Lamina noch einmal kurz die Hand auf den Arm und sah ihr in die Augen, dann schieden sie stumm voneinander, und die beiden Gruppen machten sich auf den Weg. Ein Käuzchen rief und flog aus einem knorrigen Apfelbaum auf. Lamina hielt geduckt auf die Gebäude zu. Thomas und die Männer folgten ihr.
»Da drüben ist der Hof von Garlo. Er ist der Gefährlichste! Dort wohnt auch seine Mutter Avia. Unterschätzt die Alte nicht! Das Haus in der Mitte gehört Garlos Bruder Clam, ihrer Schwester Rita und deren Mann. Und da drüben leben die Westhöfler, Fallow mit Frau und Sohn. Der beleuchtete
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