Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Raum hier ist eine Art Schankraum. Ich denke, dort sollten wir anfangen.«
Thomas nickte und führte die Männer an die Tür. Er bedeutete zweien um das Haus herumzugehen und durch die Hintertür einzudringen. Er wollte nicht riskieren, dass sich einer der Höfler davonmachte und die Männer in der Höhle warnte. Thomas gab den beiden einige Augenblicke Zeit, dass sie den Hof umrunden konnten, dann gab er das Zeichen und riss die Tür auf. Mit gezogenem Schwert polterte er durch den Flur und stand nur einen Moment später im Schankraum. Seine Männer folgten ihm. Überrascht starrten ihn die Bewohner von Dijol an, die sich dort an einem der Tische versammelt hatten: Rita und ihr Mann Taphos, der Junge Ern und die Westhöfler, Fallow, Nanja und Rol.
»Steht langsam auf und hebt die Hände«, befahl Thomas. »Wer eine Waffe zieht, wird getötet.«
In der Küche rumpelte es, dann erklang ein hoher Schrei, als würde man einem Kaninchen bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren ziehen.
»Das ist das Mädchen«, rief Lamina und stürzte in die Küche. Für einen Moment waren die Männer abgelenkt. Da riss Taphos eine Axt hervor, die irgendwo auf dem Boden gelegen haben musste. Er sprang auf und schlug einem der Männer von Theron den Kopf ab, noch bevor die anderen reagieren konnten. Thomas riss das Schwert hoch und rettete seinen zweiten Mann vor dem gleichen Schicksal. Er kämpfte mit dem Dörfler. Geschirr und Stühle gingen zu Bruch. Die beiden Frauen kreischten. Rita zog einen Dolch aus dem Gürtel und Rol sein kurzes Schwert. In diesem Augenblick kamen die beiden Männer aus der Küche gestürmt.
»Nein!«, kreischte Rols Mutter, als sich eine zweite Klingemit der ihres Sohnes traf. Rol war kein guter Fechter, und so hatten sie ihn in Kürze entwaffnet. Seine Mutter umschlang ihn von hinten mit beiden Armen. »Ergib dich, dummer Junge«, weinte sie. Fallow trat an ihre Seite.
»Ich kämpfe nicht gegen meine Herrin«, sage er laut und legte schützend die Arme um seine Familie.
Thomas erschlug Taphos nach einem kurzen, heftigen Kampf. Die Männer entwaffneten sein Weib. Ern sank neben den beiden Toten auf den Boden und begann zu schluchzen. Der Hauptmann sah sich unbehaglich um.
»Schnell, bindet sie. Herm, du bleibst hier und bewachst sie. Die anderen rasch zur Falltür. Wo ist die Gräfin?«
»Ich bin hier.« Lamina trat in die Schankstube, ein mageres Mädchen in den Armen, das sich wild schluchzend an sie drückte. »Das ist Steph, ein Findelkind«, erklärte sie.
»Was sollen wir mit ihr machen?«, wollte Thomas wissen. »Sie kann nicht mit in die Höhle runter.«
»Sie wird aber auch nicht gefesselt!«, bestimmte Lamina. Ihre Männer hatten die Dörfler von Dijol inzwischen fest verschnürt.
»Steph, lass mich los«, bat die Gräfin mit weicher Stimme. »Du musst ein wenig bei Herm bleiben, bis ich dich mitnehmen kann. Er tut dir nichts, du kannst ihm vertrauen!«
Es dauerte eine ganze Weile, bis Lamina das Mädchen überredet hatte, seinen Klammergriff zu lösen. Thomas sah sich nervös um und schritt zur Tür.
»Wir müssen los«, drängte er, als er zu den anderen zurückkehrte.
»Garlo sagt, sie sind fertig und sie haben einen Bärenhunger!« Mit diesen Worten stürmte ein schlaksiger Knabe mit rotem Haar in die Schankstube und blieb dann wie angewurzelt stehen. Überrascht drehten sich alle zu ihm um.
»Haltet ihn fest!«, brüllte Thomas und stürzte auf ihn zu, doch er prallte gegen die sich schließende Tür. Der Junge hatte sich erstaunlich schnell von seinem Schreck erholt und rannte nun schreiend über den Hof zur Scheune zurück.
»Worauf wartet ihr? Ihm nach!« Der Hauptmann stürzte in den Hof, ohne darauf zu achten, dass ihm Blut aus der Nase lief. Seine Männer folgten ihm, und auch Lamina lief ihm nach, so schnell sie konnte. Sie musste ihnen nicht zeigen, wo sich die Falltür befand. Sie sahen Hannes durch das Tor verschwinden.
»Schneller!«, rief Thomas und spurtete zu der offenen Falltür, durch die der Junge bereits verschwunden war. Ohne zu zögern, ließ er sich die Leiter in die finstere Tiefe hinabgleiten. Er wusste, dass es ein Risiko war, doch mit jedem Augenblick, den er verschwendete, wurde es wahrscheinlicher, dass die Männer in der Höhle bereits alarmiert waren und sie am Fuß der Leiter mit gezogenen Waffen empfingen.
*
Seradir führte die Männer zum Klippenpfad. Er musste sich zwingen, langsam zu gehen, da die Menschen in der Dunkelheit der Nacht nicht
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