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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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so gut sahen wie er. Es könnte schlimme Folgen haben und ihre ganze Mission zum Scheitern verurteilen, wenn einer auf dem Pfad ausglitt oder Steine lostrat, die dann mit Getöse zum Strand hinunterprasselten. Sie konnten es sich nicht leisten, dass die Piraten gewarnt würden!
    Sie sprachen nicht. Es waren ruhige, erfahrene Männer. Dennoch konnte Seradir ihre Anspannung spüren. Das war gut so. Wenn sie es zu leichtnahmen, machten sie vielleicht einen Fehler oder wurden übermütig.
    Die kleine Gruppe erreichte den Fuß des Kliffs ohne Zwischenfalle. In der Bucht konnten sie die Umrisse des Zweimasters erahnen. Eine Wache schritt an der Reling entlang und verdunkelte für einen Moment die Laterne.
    »Langsam jetzt«, flüsterte der Elb. »Achtet auf die Felsen. Sie sind schlüpfrig vom Tang. Bleibt dicht an der Wand und folgt mir.«
    Er konnte die Höhle bereits sehen und auch den zarten, warmen Schein, der bis zum Eingang kroch. Ein Stück näher drangen Stimmen an sein Ohr. Noch konnte er die Worte nicht verstehen. Seradir suchte den Männern einen Weg zwischen den Felsblöcken und Sandkuhlen, in denen oft noch das Wasser der letzten Flut stand. Sie duckten sich hinter die Felsen und kamen so unbemerkt bis an den Höhleneingang. Die Spalte war hoch und schmal und weitete sich erst im Innern, nachdem sie sich nach Norden gewunden hatte, zu einer hohen Halle mit fast ebenem Boden. Daher konnten sie die Männer in der Höhle noch nicht sehen, obwohl ihre Stimmen nun deutlich zu vernehmen waren, und auch die menschlichen Augen den Widerschein der Laternen sahen. Seradir schlich ein Stück in die Höhle hinein, bis er die Worte verstehen konnte.
    »Hannes, geh rauf zu Rita und sag ihr, dass wir fertig sind und gleich kommen und dass wir einen ordentlichen Hunger haben!«
    »Wir sind nicht fertig!«, sagte einer, der noch recht jung sein musste. Seradir kannte die Stimme. War das nicht der Kapitän, den er das letzte Mal in der Scheune gesehen hatte?
    »Ihr seid keine Seemänner. So geht das nicht!«
    »Du lässt uns im Stich, nach alldem, was wir für euch getan haben?«, brauste eine tiefe Stimme auf.
    »Versteht mich nicht falsch. Ich nehme euch mit, und ich bringe euch, wohin ihr wollt, wenn es die See und das Wetter zulassen, aber ihr könnt nicht an Bord bleiben. Ich habe meine Mannschaft – alles erfahrene Männer, die wissen, was zu tun ist, wenn es hart auf hart geht.«
    »Wir sind keine verweichlichten Landratten! Hier an der Küste wird man frühzeitig abgehärtet«, widersprach der andere.
    »Mag sein«, räumte der Kapitän ein. »Doch wir kreuzen in stürmischen Gewässern und fahren auch im Winter bei rauer See raus. Das ist nichts für euch. Und was wollt ihr mit euren Frauen und Kindern machen? Sollen sie irgendwo an Land alleine neu anfangen?«
    »Ich bleibe auf keinen Fall auf so einem Kahn«, sagte die alte Avia. Ihre knarzende Stimme hatte Seradir noch gut im Gedächtnis.
    »Sei still, Mutter«, fauchte der Sohn, der mit dem Kapitän die Verhandlung führte. Vermutlich war es Garlo, der Älteste. Er wollte weitersprechen, verstummte aber jäh, als der panische Schrei eines Jungen zu ihnen herunterdrang.
    »Das ist doch Hannes«, sagte Avia verblüfft.
    Irgendetwas war schiefgelaufen. Seradir hob das Schwert. »Auf, Männer!« Er stürmte ihnen voran. Als er um die Ecke bog, sah er den schreienden Knaben die Leiter herunterklettern. Seradir konnte nur einzelne Worte von dem verstehen, was er schrie. »Angreifer!«, brüllte er. Die Worte »Blut« und »tot« hörte der Elb. Die Piraten hatten bereits ihre Säbel gezogen, um die Feinde in Empfang zu nehmen, die dem Jungen folgten, als der Elb mit einem Kampfschrei von der anderen Seite her auf sie zusprang. Auch Clam zog ein Schwert aus dem Gürtel. Die Klingen prallten aufeinander. Noch immer kreischte der Knabe. Die Männer der Gräfin polterten hinter dem Elb her und stürzten sich in den Kampf. Der Lärm war ohrenbetäubend und wurde von den Höhlenwänden immer wieder zurückgeworfen.
    Seradir entdeckte Thomas, der so schwungvoll in die Höhle gerutscht kam, dass er das Gleichgewicht verlor und ihm fast das Schwert aus der Hand fiel.
    Der Elb hielt einen der Piraten in Schach, der verdammt gut mit seinem Säbel umgehen konnte. Und auch die anderen Männer kämpften verbissen.
    »Thomas, bei euch alles in Ordnung?«
    »Ja«, rief der Hauptmann zurück. »Einen Mann verloren, einen auf Wache zurückgelassen.« Für mehr blieb keine Zeit. Seine

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