Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Kapitän beachtete ihn nicht. Sein Lächeln verschwand erst, als er sah, wie Seradir zu Lamina trat und ihr den Arm um die Schulter legte. Sie verständigten sich nur mit einem kurzen Blick, doch der sagte ihm mehr, als er wissen wollte.
10
Ferule kehrt zurück
Sie ritten schweigend aus der Stadt in Richtung Südwesten. Zuerst folgten sie dem Ufer des Ehnis eine Zeit lang, dann bogen sie nach Süden ab und drangen in das dichte Wäldchen ein, auf dessen Lichtung der abgeschiedene Hof liegen sollte. Ein schmaler Pfad, auf dem sie nur hintereinander reiten konnten, führte auf das Anwesen zu, dessen helle Sandsteinmauern sie bald schon zwischen den Bäumen ausmachen konnten. Ein Ruf erscholl.
»Sie haben uns entdeckt«, brummte Gynor missmutig.
»Dann sollten wir uns beeilen«, sagte Cay, zog sein Schwert aus der Scheide und gab seinem Hengst die Sporen, dass er auf die Lichtung hinaussprengte.
»Ich kann es nicht glauben«, stöhnte Thunin und ritt ihm hinterher. Ibis jauchzte und überholte den Zwerg, noch ehe er die Bäume hinter sich gelassen hatte.
»Über eine sinnvolle Taktik müssen wir uns nun wohl keine Gedanken mehr machen«, murmelte der Magier und sah mit einem schiefen Lächeln zu Rolana, die Cay mit offenem Mund hinterherstarrte.
»Nein, das glaube ich auch nicht. Komm schnell. Vielleicht brauchen sie unsere Hilfe.«
Als sie den gekiesten Hof erreichten, war der Kampf schon in vollem Gang. Cay focht gegen einen untersetzten Mann mit Axt und Krummdolch. Ibis ging gegen einen Muskelprotz an, der sein Zweihänderschwert mit einer Leichtigkeit schwang, als wäre es aus Holz. Gynor und Thunin kämpften mit zwei Männern, die Rolana bereits mit Querno in den Ruinen gesehen hatte, vermutlich seine beiden Vertrauten und Leibwächter, wenn man ihren Körperbau berücksichtigte. Zwei weitere Männer kamen aus dem Haus gelaufen. Lahryn streckte den einen mit einem Energiestrahl nieder, den anderen übernahm Cay, der seinen Gegner bereits besiegt hatte. Auch Ibis hatte keine Schwierigkeiten, den wuchtigen Schlägen ihres Gegners auszuweichen. Sie studierte kurz seinen Kampfstil, bis sie die gewünschte Schwäche entdeckte, und stieß dann mit ihrer kurzen, schmalen Klinge zu. Das mächtige Zweihänderschwert fiel zu Boden, als der Stahl der Elbenwaffe zwischen die Rippen des Mannes glitt. Auch Thunin hatte seinen Gegner bald entwaffnet und hieb mit seiner Axt ein letztes Mal zu.
Die letzten beiden Zweikämpfe waren noch im Gang, als Thunin die Haustür aufstieß und in die Halle stürmte. Ibis, Rolana und Lahryn folgten ihm. Als der Zwerg mit seiner blutigen Axt in den Händen in den ersten Raum lief, kreischten zwei Frauen auf, die sich panisch aneinander-klammerten. Der Zwerg warf ihnen einen abschätzenden Blick zu. Sie sahen nicht gefährlich aus, dennoch konnte man nicht vorsichtig genug sein.
»Ibis, kümmere dich um sie und sorg dafür, dass sie zu kreischen aufhören!«
»Wenn es sein muss«, maulte die Elbe und ging auf die Frauen zu. »Seid still!«, schimpfte sie. »Habt ihr nicht gehört? Ihr sollt den Mund halten! Und dann steht auf und lasst mich sehen, ob ihr irgendwo eine Waffe habt.«
Die Frauen beachteten Ibis' Worte nicht und schrien weiter. Die Elbe machte ein angeekeltes Gesicht. »Weiber!«
»Lass es mich versuchen«, schlug Rolana vor, die ihr in das Gemach gefolgt war, während Thunin und der Magier weiter das Haus durchsuchten.
»Niemand tut euch etwas. Nun seid still und lasst los, ja, so ist es recht.« Die beiden Frauen verstummten und öffneten ihren Klammergriff. Ibis' Hände huschten über ihre teuren Gewänder und förderten einen kleinen Dolch zu Tage.
»Mehr nicht«, sagte sie fast enttäuscht.
Die beiden waren noch sehr jung, kaum dem Alter von Mädchen entwachsen, und sehr hübsch. Die eine rotblond, die andere mit dunklem Haar. Ihre Haut war rein, die Zähne vollständig. Rolana vermutete, dass Querno die beiden als seine Gespielinnen hierher gebracht hatte. Unter den Straßenmädchen, die schon in erschreckend jungen Jahren ihren Körper feilboten und deren Leid und Entbehrung aus ihrem Gesicht sprach, hatte er sie allerdings nicht aufgelesen.
Diese Frauen hatten keinen Hunger gelitten und noch nicht viel Leid gesehen. Vielleicht gab es für sie ein Zurück in ein normales Leben?
»Soll ich sie fesseln?«, fragte die Elbe. Die Augen der beiden weiteten sich ängstlich.
»Nein, Gynor soll sie bewachen«, entschied Rolana, als der Zwerg mit Cay im Schlepptau
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