Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
noch einmal an sich und raunte ihr ein paar leise Worte zu. Die Zofe nickte und eilte zu Gerald zurück. Die Gräfin ließ sich schweren Herzens von Vlaros und dem Herzog zum Tor bringen, wo Thomas, von ein paar Geharnischten umringt, auf sie wartete.
»Ich erwarte voll Ungeduld Eure Antwort«, sagte der Herzog und küsste ihr zum Abschied die Hand.
Lamina nickte ihm zu und stieg in das Boot. Sie warf keinen Blick zurück, während zwei Männer sie über den Graben ruderten, obwohl sie spürte, dass der Herzog noch immer auf dem Steg stand und ihr nachsah.
13
Der Magier Wan Yleeres
Sie ritten bei Tagesanbruch los. Gynor packte ihnen noch ein paar Proviantsäcke aus Quernos Keller und schnürte ein kleines Fässchen Wein an Ibis' Sattel. Dann drückte er die Elbe, dass ihre Rippen knackten.
»Ich kann es nicht gutheißen, dass du schon wieder verschwindest«, sagte er, »auch wenn ich denke, dass du bei deinen neuen Freunden ganz gut aufgehoben bist.«
»Ja, nicht so wie in Ferules Händen«, meinte die Elbe und schnitt eine Grimasse.
»Mag sein«, gab der Zwerg widerstrebend zu. »Er mag seine Fehler haben, aber er ist für uns allemal besser als Querno!« Gynor spuckte auf den Boden. »Möge er in der Unterwelt bei einem der Dämonen auf ewig schmoren!«
Ibis schlug dem Zwerg auf die Schulter. »Also mach's gut, Alter. Und gib in Zukunft auf scharfe Waffen Acht, die von hinten kommen!«
Gynor grinste. »Mach ich!«
Er hob grüßend die Hand und blieb vor der Haustür stehen, bis die Freunde zwischen den Bäumen verschwunden waren.
Da die Gefährten ihr Quartier in Ehniport bereits bezahlt und ihre restlichen Sachen abgeholt hatten, mieden sie die Stadt und ritten in einem weiten Bogen um sie herum nach Süden. Die Pferde waren ausgeruht, und die Freunde drängte es, die Figur endlich in die Hände zu bekommen, daher hielten sie ein strenges Tempo, bis die Sonne im Westen versank. In einer windgeschützten Mulde banden sie die Pferde an. Cay und Ibis gingen den kurzen Weg zu den meerumspülten Felsen hinunter und fingen ein paar Krebse, die ihr Abendessen verfeinerten. Als es dunkel geworden war, verließ Cay das Feuer und schritt noch einmal zum Wasser hinunter. Die Flut war zurückgekehrt und schlug in ihrem geheimnisvollen Rhythmus gegen die Klippen. Die Gischt schimmerte weiß im Sternenlicht. Die Luft war feucht und salzig. Es war bereits gegen Mitternacht, als Thunin zu ihm trat.
»Denkst du darüber nach, dich in die Fluten zu stürzen, oder willst du dich vor deiner Wache drücken?«, fragte er und blickte mit Schaudern auf die Wellen hinab.
»Weder das eine noch das andere«, antwortete Cay. »Ich habe gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist. Ich könnte ewig hier sitzen und auf das Wasser sehen. Ist dir schon aufgefallen, dass sich die Wellen jedes Mal anders bewegen? Keine ist wie die andere. Für mich ist das Meer ein lebendiges Wesen mit einem Herz und einer Seele.«
Wieder schüttelte sich der Zwerg. »Lebendig, ja, wie ein unberechenbares Ungeheuer, das plötzlich aus der Tiefe zustößt und alles Leben mit sich ins Verderben reißt.«
»Du wirst deine Angst vor dem Wasser wohl nie überwinden.« Cay lächelte.
»Angst? Wer spricht denn von Angst«, wehrte der Zwerg unwirsch ab.
Cay ging nicht darauf ein. »Das Meer ist ein wildes Wesen, da hast du Recht«, sagte er stattdessen, »aber auch geheimnisvoll und voller Faszination. Man will ihm nahe sein, es kennen und verstehen lernen und wird doch immer wieder überrascht.«
»Man könnte meinen, du sprichst von einer Frau«, murmelte der Zwerg und warf ihm einen schelmischen Blick zu. Cay errötete. »Vielleicht sogar von einer ganz bestimmten Frau, die sich gerade zum Schlafen ans Feuer gelegt hat?«
Cay seufzte tief. »Vorhin, als ich deine Schritte hörte, da habe ich für einen Augenblick gedacht, sie wäre es. Doch was sollte sie schon von einem einfachen Bauernsohn wollen? Ich bin ein hoffnungsloser Narr!«
Thunin legte ihm die Hand auf die Schulter. »Nein, das bist du nicht, Cay. Du bist ein wundervoller Freund, der niemals selbstsüchtig an sich denkt. Der beste, den man sich in unserer Zeit voller Gefahren wünschen kann. Und das denkt auch Rolana! Sie schätzt dich sehr und würde dich nicht verlieren wollen.«
»Ich weiß«, sagte er leise, »aber manchmal ist mir das zu wenig.«
»Wenn ich könnte, dann würde ich dir helfen – euch helfen. Aber es gibt nichts, was ich tun könnte. Nur hoffen, dass ihr
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