Das Drachentor
wandern. Sie holten sie ein und Yelanah und Revyn gingen neben ihnen her. Es war das erste Mal, dass Revyn mit Palagrin unterwegs war und nicht auf ihm ritt. Doch es störte Revyn nicht - er genoss es, eine Weile an nichts zu denken, außer wohin er seine Füße setzte.
Der Wald war offen und leicht zu durchqueren, obwohl es an manchen Stellen bergauf ging und schwere Felsen aus dem Boden brachen. Am Nachmittag grollte der Donner, so wie zuvor in der Nebelwelt. Ein kurzer, heftiger Platzregen kam und durchnässte sie innerhalb weniger Augenblicke. Doch als es dunkelte, waren ihre Haare und Kleider wieder trocken.
Sie schlugen ihr Nachtlager zwischen den alten Fichten auf. Der Boden war kühl und feucht, und wäre Revyn nicht vom langen Tagesmarsch völlig erschöpft gewesen, hätte er womöglich Schwierigkeiten mit dem Einschlafen gehabt. Bald hörte er das gleichmäßige Atmen von Yelanah. Er berührte mit den Fingern seinen Verband aus Blättern und atmete tief durch. Ein leichtes Ziepen ging ihm durch die Wunde. Yelanah hatte gesagt, dass sie ihm die Fäden ziehen würde, mit denen der Arzt in Logond ihm die Wunde genäht hatte.
Revyn musste plötzlich lächeln. Es war verrückt: Sein Arm tat ihm weh, er hatte Hunger, der Boden unter ihm war hart und in der Früh würden ihm alle Knochen schmerzen - und doch freute er sich auf den morgigen Tag. Er freute sich … Der Schlaf glitt über ihn
Plötzlich waren die Nebel wieder da, Revyn sah sie zwischen den Bäumen schimmern, als ginge ein inneres Licht von ihnen aus. Wo waren die Drachen? Und wo war Yelanah?
Er rannte durch den Wald und zerriss die Nebel mit seinen Schritten. Links und rechts verfolgten ihn Schemen, die verschwanden, sobald er sie ansah.
Er rief nach Yelanah. Er rief ihren Namen, wieder und wieder, laut und dann flüsternd wie eine Beschwörung. Yelanah …
Plötzlich merkte er, dass noch jemand in den Nebeln war. Er wandte sich um. Da, neben einer Fichte, stand Prinzessin Ardhes. Ein Schrecken glitt über ihr Gesicht, als Revyn sie entdeckte. Ihre Gestalt verschwamm, als bestünde sie aus Wasser.
Erschrocken fuhr er auf. Graues Dämmerlicht umgab ihn. Seine Kleider waren feucht vor Morgenkälte und an seinem Nacken klebten Tannennadeln. Die Drachen waren verschwunden. Erleichtert stellte Revyn fest, dass wenigstens Yelanah noch da war - sie schlief ein paar Meter entfernt. Neben ihr standen drei Körbe.
Verwirrt stand Revyn auf und ging zu ihr hinüber. Vor den Körben blieb er stehen und blickte verwundert auf sie hinab: getrocknete Fleischstreifen, Celgonnwa -Wurzeln, dünne Brotfladen und Beeren. Wo war das Essen hergekommen?
»Yelan?«, fragte er leise. »Yelan, wach auf!«
Sie drehte sich verschlafen um und strich sich die Haare aus der Stirn. »Was ist?«
»Die Drach… die Dar’hana sind weg. Und wir haben Frühstück bekommen.« Yelanah setzte sich gähnend auf und blickte auf die Körbe. Ohne zu zögern, nahm sie sich eine Handvoll Beeren und warf sie sich in den Mund.
»Keine Sorge. Die Dar’hana schlafen nur kurz, wenn wir hier sind. Deine Welt macht sie unruhig. Iss etwas.«
Revyn ließ sich in die Hocke sinken. »Von wem ist das alles?«
»Den Elfen. Probier die Manjam und das Fleisch. Oh, wunderbar - die Celgonnwa sind schon fertig, wir müssen sie nicht mehr rösten!« Mit flinken Fingern nahm sie einen der Brotfladen, legte die Fleischstreifen hinein, faltete alles zusammen und steckte sich gleichzeitig eine Celgonnwa in den Mund. Das gefaltete Fladenbrot überreichte sie Revyn.
»Ich dachte, Khaleios ist dein Feind«, sagte er skeptisch und wog das Fladenbrot in der Hand.
»Mein Feind?« Sie runzelte die Stirn, während sie kaute. »Khaleios ist ein Narr, der unglücklicherweise ein wenig Macht hat. Aber die Elfen sind verpflichtet, mich zu versorgen. Und zwar überall - nicht nur in seinem Dorf.«
Zögernd nahm Revyn einen Bissen von dem Fladenbrot. Es schmeckte köstlich. »Soll das heißen, hier ganz in der Nähe sind Elfen?«
Yelanah lachte über seinen sorgenvollen Ton. »In den ganzen Wäldern sind Dörfer der Elfen verstreut, manche unter Khaleios’ Führung, andere nicht. Mir und den Dar’hana sind sie alle verpflichtet.«
Nachdenklich aß Revyn. Es war ihm nicht geheuer, dass die Elfen in der Nacht gekommen waren und er es nicht bemerkt hatte. Auch wenn er es nicht aussprach, beunruhigte ihn doch der Gedanke, wie leicht Khaleios ihn verschleppen könnte.
Als sie fertig gefrühstückt hatten,
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