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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Wind. Früher hatte er sich in ihnen versteckt, hatte sich klein gemacht und hineingesetzt, so oft … Sein Fuß blieb an verschlungenen Halmen hängen und mit einem überraschten Laut stürzte er nach vorne. Schlamm spritzte ihm ins Gesicht, als er auf die Knie fiel. Seine Hände versanken im weichen Boden.
    Revyn fluchte ausgiebig und lange, bis er die Welt und die Götter und alle Geschöpfe der Erde einigermaßen beleidigt hatte. Wankend kämpfte er sich wieder auf die Füße, wischte seine Hände an der Hose ab und begann, wie wild nach dem Gras zu treten. Hätte er noch eine Sense gehabt, würde er sie alle absäbeln! Aber er besaß keine Sense und auch sonst kaum etwas.
    Als seine Wut vergangen war und er sich nur noch elend fühlte, trottete er auf die Hütte zu, öffnete die Tür und schloss sie hinter sich.
    Es war dunkel. Irgendwo plätscherte Wasser durch das Dach. Graue Lichtfäden drangen durch die Ritzen der Fensterläden.
    Revyn zog sich im Gehen sein Wams aus und schälte sich aus seinem Hemd. Die nassen Sachen ließ er einfach zu Boden fallen. Als er in der Dunkelheit gegen sein kleines Strohbett stieß, schlüpfte er aus den vor Nässe quietschenden Schuhen und seiner Hose. Er vermummelte sich tief in seine Decken und vergrub das Gesicht im Kopfkissen. Allmählich schlug sein Herz langsamer und seine Knie hörten auf zu zittern. Obwohl er nicht müde war, versuchte er zu schlafen. Was gab es Schöneres, als zu schlafen? Wachsein bestimmt nicht.
    Trotzdem lag er noch eine Weile so da, lauschte dem dumpfen Prasseln draußen und dem Plätschern im Haus. Wieso hatte er den Lehrling eigentlich gerettet? Am Lehrling lag es nicht - die Drachenfänger waren allesamt hochnäsige Schnösel, die sich für etwas Besseres hielten. Revyn konnte sie überhaupt nicht leiden, und wenn einer der Lehrlinge von den Drachen zurückgezahlt bekam, was er verdiente, sollte es Revyn nur recht sein. Zudem hatte er vom Heuboden aus gesehen, dass der Drache nur wütend geworden war, weil der Lehrling ihm einen hinterhältigen Tritt verpasst hatte. Wieso in aller Welt hatte Revyn ihn gerettet?
    Er war losgerannt und zwischen ihn und den tobenden Drachen gesprungen, weil … es war ihm nicht um den verletzten Jungen gegangen. Sondern um den Drachen. Als hätte er den Drachen beschützen müssen. Das klang bei einem vier Meter langen und zweieinhalb Meter hohen Tier natürlich lächerlich. Aber manchmal tut man Dinge einfach, weil man sie tun muss.
     
    Feierlich stellte Barim große Teller mit Hammelbraten vor die Händler und Soldaten. »Lasst es euch schmecken! Zwölf Drachen - ganze zwölf Drachen gehören ab heute euch, liebe Freunde, und es sind die besten, die ihr hättet finden können!«
    Es war Abend geworden und der Regen flüsterte sein stilles Lied. Man hatte die Reisenden in Barims Haus geführt, da es eines der größten und eindrucksvollsten im ganzen Dorf war. In der Mitte des Raumes flackerte ein helles Herdfeuer und ringsum saßen die Dorfobersten, Soldaten und Händler und die Drachenfänger auf geflochtenen Matten. Es herrschte fröhliche Stimmung, und vor allem für Barim war heute ein guter Tag gewesen - zwölf verkaufte Drachen brachten viel Geld ein.
    Der Händler nahm sich eine Hammelkeule und wandte sich an den Fangmeister: »Ich danke dir. Dir und deinem ganzen Dorf.« Barim neigte den Kopf. »Aber … wie ihr vielleicht schon gehört habt, bin ich auch ein Soldat. Und nicht nur wegen Drachen hier.« Barim stellte den Krug ab. Das freudige Lächeln war auf seinen Lippen erfroren. Unsichere Stille trat in die Runde.
    Der Händler betrachtete nachdenklich seine Keule. »Ich tue meine Pflicht. Und ihr, meine Freunde, müsst die eure tun wie jedes Dorf in ganz Haradon. Es ist so weit.«
    In das anhaltende Schweigen hinein fragte ein dicker, weißbärtiger Dorfführer: »Was meint Ihr? Von welcher Pflicht sprecht Ihr?«
    Der Händler warf einen Blick in die Runde der Dorfobersten. »Was vor neun Jahren endete, fängt nun wieder an. Lasst all eure jungen Männer zusammenkommen, am besten hier im Haus, wenn Meister Barim es erlaubt. Dann wollen wir Genaueres besprechen.« Die älteren Männer schienen endlich zu begreifen, was der Händler meinte. Betroffen sahen sie ins Feuer oder auf den Boden.
    Schließlich sagte Barim zu seinen Lehrlingen: »Ihr habt es gehört. Holt alle jungen Männer her.«
     
    Revyn träumte. Er lief aus der Hütte ins Freie und die Sonne schien hell. Der Himmel war endlos und

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