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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Getränk, wie wär’s?« Er kippte selbst den halben Bierkrug hinunter und grinste Revyn mit offenem Mund an.
    Revyn schloss seine Hand um den Bierkrug. Dann hob er ihn hoch und trank. Er schluckte und schluckte das bittere Gesöff. Wenn so das Leben eines Drachenkriegers aussah, wenn ihm dies Leben bestimmt war, nun, dann würde er es annehmen. Und wenn er dann betrunken genug war, vielleicht würde er denselben schrecklichen Mut finden, den sein Vater so oft gefunden hatte, und Twit für seine gehässigen Kommentare verprügeln.
    Als er den Krug abstellte, war er fast leer. Ihm war schrecklich elend zumute, aber er ignorierte es einfach. Plötzlich fühlte er etwas an seinem Arm und erkannte, dass es die Hand einer der Damen war. Er zuckte zusammen, als sie den Verband über der frischen Tätowierung berührte. Sie hielt sein schmerzverzerrtes Gesicht für ein Grinsen, lachte und sagte etwas, aber Revyn verstand kein Wort. Da er nicht wusste, was er erwidern sollte, drehte er sich zu Capras, Twit und Jurak.
    »Ich wusste nicht, dass es in Logond auch Elfen gibt«, sagte er über den Lärm hinweg. Die Frau neben ihm zog eine unzufriedene Schnute, als ärgere sie, dass Revyn das offenbar interessant fand.
    »Ja, aber doch nur hier«, sagte Capras und wies durch den Raum. »Tänzerinnen, Trödler und Weissager. Sie kommen und gehen wie Läuse im Hundefell.«
    »Ehrbare Elfen gibt es eben nicht«, schaltete sich die Frau neben Revyn ein und lehnte sich weiter zu ihnen vor. »Auch wenn sie schön sind, auf eine recht seltsame Art.«
    »Habt ihr schon gehört?«, meldete sich eine andere zu Wort. »Angeblich hat der Kopf von einem der Elfenspione, die gestern hingerichtet wurden, noch gesprochen, nachdem er abgehackt war!« Eine der Damen sog scharf die Luft ein.
    »Ist doch Blödsinn«, knurrte Twit.
    »Was hat der Kopf denn gesagt?«, wollte Jurak wissen und versteckte sein Gesicht gleich wieder hinter seinem Bierkrug.
    »Nun«, fuhr die Frau eifrig fort, »er sprach: Hütet euch, ihr Menschenvolk! Unsere Heerscharen wachsen in den alten Wäldern! Zählt die Monde, die vergehen, bis eure Städte in Blut und Feuer versinken! « Die Frau neben Revyn presste sich ergriffen eine Hand aufs Herz.
    »Alles Märchen!«, blaffte Twit. »Das hat sich irgendein Dummkopf ausgedacht. Dasselbe Omen hab ich schon vor zwei Wochen gehört, angeblich von einem elfischen Hellseher. Als ob die Elfen uns je im Kampf herausfordern könnten - als ob ein abgehackter Kopf sprechen könnte! Was ihr bloß immer für Müll erzählt.« Die Frau, die neben Twit saß, begann zu kichern, als hätte er einen Scherz gemacht, und schloss ihn in die Arme. Damit war das Thema beendet.
    Inzwischen hatte Capras jemandem an der Theke etwas zugerufen und einen Moment später standen neue Krüge auf dem Tisch. Ohne nachzudenken, kippte Revyn das Bier hinunter. Was für ein scheußlicher Geschmack, mit jedem Schluck war ihm, als trinke er seine eigene Verdorbenheit.
    Mittlerweile schien es noch enger geworden zu sein; die junge Frau neben Revyn war so dicht an ihn herangerückt, dass er zur anderen Seite weggekippt wäre, hätte dort nicht Capras genauso nah bei ihm gesessen. Jemand hielt Revyn den Bierkrug hin. Ob es Jurak, Twit oder eine der Frauen war, wusste er später nicht mehr. Er hob seinen eigenen, stieß an, lächelte halbherzig und trank.
    »Zu viel versprochen?«, fragte ihn Twit einmal über den Tisch hinweg. Bevor Revyn antworten konnte, fuhr Twit mit wild fuchtelnden Händen fort: »Weißt du, so läuft das Leben. Hier in Logond werden aus Jungen Männer und aus Männern Krieger und aus Kriegern wieder Jungen … Und dazwischen, verstehst du, dazwischen ist viel Platz für alles, was das Herz begehrt. Ich sag dir, wir sind alle jung, verflucht, und das sollten wir feiern, jeden Tag. Jede Nacht … verstehst du? Du bist in Ordnung, Revyn, glaub mir. Genieß es hier, Kamerad, es ist das Leben. Nicht mehr und nicht weniger. Verstehst du, was ich meine.« Er grinste selig und legte einen Arm um die junge Dame neben ihm, die sich wiederum an ihn lehnte und Revyn mit demselben betrunkenen Lächeln zuzwinkerte, nur dass ihres gespielt war.
    »Was, wenn wir in den Krieg müssen?«, gab Revyn zurück, obwohl er nun wirklich nicht wusste, aus welchem verstaubten Winkel seines Gehirns diese Frage gerutscht war. Aber der Gedanke an Krieg schien Twit nicht zu bekümmern, im Gegenteil - er riss den Mund auf und lachte.
    »Krieg, Mann? Hast du schon die

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