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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Jubelrufen. Ein Gefühl des Stolzes kribbelte Revyn im Bauch, als er die bewundernden Blicke der Männer spürte. Das erste Mal seit ihrem Aufbruch kam ihm der Gedanke, dass sie wirklich ein fantastisches Bild abgeben mussten - und ein furchterregendes: mehr als vierhundert Reiter auf stattlichen Drachen, bis an die Zähne bewaffnet, und gleich dahinter eine wahre Menschenflut von über sechstausend Kriegern. Sie mussten mit ihren glänzenden Waffen und dröhnenden Schritten schier unbesiegbar wirken, denn in alle Gesichter, an denen Revyn vorbeikam, stand Begeisterung geschrieben. Beunruhigt fragte er sich, ob nicht die myrdhanischen Krieger irgendwo in der fernen Dunkelheit dieselbe Zuversicht hatten wie sie.
    Es dauerte nicht lange, da kamen ihnen Soldaten entgegen und brachten sie zu provisorischen Ställen. Korsa wandte sich an seine Drachenkrieger und zeigte ihnen, wo sie ihre Zelte aufschlagen konnten und wo das Abendessen ausgeteilt wurde. Binnen weniger Augenblicke hatten sich Logonds Soldaten unter die restlichen Männer im Lager gemischt.
    Revyn fand bei den Ställen Jurak wieder und bald stießen auch Capras und Twit zu ihnen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu einem der großen Zelte in der Mitte des Lagers, wo das Essen ausgeteilt wurde.
    Große Lagerfeuer brannten auf den offenen Plätzen vor den Zelten, und als sich die vier Freunde ihre Ration geholt hatten, ließen sie sich an einem der Lagerfeuer nieder. Mittlerweile war es dunkel geworden, aber im Schein der lodernden Flammen verblassten Mond und Sterne. Revyns Blick glitt kurz durch die Reihen der Soldaten, die rund um das Feuer versammelt waren. Manche hatten es sich auf gefällten Baumstämmen bequem gemacht, andere saßen auf Pferdesätteln oder ganz einfach im Gras. Da war Meister Morok!
    »Unsere Jungs!«, rief Meister Morok und deutete auf Revyn und seine Freunde. »Die Drachenkrieger von Logond - auf der ganzen Welt gibt es keine Besseren!«
    »Das wird sich morgen zeigen!«, meinte ein Soldat, woraufhin gutmütiges Gelächter ausbrach. Meister Morok war inzwischen wieder in eine lautstarke Unterhaltung vertieft und schien die Jungen ebenso schnell vergessen zu haben, wie er sie entdeckt hatte.
    Bald kamen Capras und Twit mit den Soldaten um sie herum ins Gespräch. Wie schon in Logond wurde darüber spekuliert, wie lange das myrdhanische Heer standhalten würde und wie lange die Schlacht andauern mochte.
    »Mich interessiert nicht, wie lange der Kampf anhält«, warf Capras ein. »Ich will lieber wissen, wie viele Haradonen bis dahin abkratzen.«
    Da erhob sich ein älterer Soldat mit einem grauen Bart. »Ich bin in die Kunst des Weissagens eingeweiht; eine Hexe aus dem Elfenvolk selbst hat es mich gelehrt. Ich kann die Zukunft von jedem von euch vorhersagen - auch was der Krieg euch bringt.«
    »Alles Blödsinn!«, rief Twit. »Ich kenn die Zauberei der Elfen. Jede Schänkendirne in Logond kann angeblich die Zukunft sehen! Dabei ist das Einzige, wofür die Augen haben, Gold und Schnaps.«
    »Was ist mit dir ?« , wollte ein anderer vom Bärtigen wissen. »Weißt du denn auch, was dich erwartet?«
    Der ältere Soldat schnaubte. »Wenn ich nicht wüsste, dass ich in dreißig Jahren das letzte Mal rülpse, wäre ich wohl kaum hier.«
    Meister Morok lachte und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wenn du nach der Schlacht noch vor mir stehst, dann glaube ich dir vielleicht.«
    Auch die anderen Soldaten schienen abgeneigt, sich von einer Prophezeiung Zweifel sähen zu lassen. Mit Neugier in den Blicken machten sie sich über den angeblichen Wahrsager lustig. Eine Weile versuchte der Bärtige, sie halb wütend, halb beleidigt umzustimmen, bis der Erste einwilligte: Jurak.
    Völlig überrascht blickten seine Freunde zu ihm auf, als er sich erhob. Normalerweise tat Jurak nichts, was nicht Capras schon zweimal vor ihm getan hätte.
    »Ich will es. Ich will, dass du mir die Zukunft deutest.« Im Licht der Flammen schien es, als tanzten Sorgen und Angst auf Juraks Zügen. Plötzlich wurde es still. Von ferneren Lagern wehte der fröhliche Lärm der Krieger zu ihnen herüber. Der bärtige Soldat lächelte, dann zog er die Augenbrauen ernst zusammen.
    »So zeige mir deine rechte Hand, mein Junge«, sagte er väterlich. Jurak trat vor ihn und streckte die Hand aus. Revyn war sicher, dass der Bärtige sich beim Betrachten der Handfläche nur deshalb so viel Zeit ließ, weil er die Aufmerksamkeit der Versammelten genoss. Schließlich brummte

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