Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

»Müsliriegel sind grad im Angebot, falls ihr Interesse habt?«
    ACC Drummond hörte sich an, als wäre er gerade in etwas Ekliges getreten. »… finde ich diese grundlosen Spekulationen der Presse wenig hilfreich. Wir nehmen Megans Verschwinden sehr ernst, aber das bedeutet nicht automatisch, dass sie entführt wurde …«
    » MAG ICH RINGEN , WIE ICH WILL , FLIESSEN AUCH DER TRÄNEN VIEL …«
    Ich blickte mich zur Westing-Arena um. In der kleinen Fensterreihe zwei Stockwerke über dem Eingang brannte Licht. »Ist Mrs Kerrigan da?«
    »Hab ’nen Restposten von diesem Holländer gekriegt. Keine Sau will die haben.« Styroporbecher, Teebeutel, Wasser aus dem dampfenden Kocher. »Tu mir ’n Gefallen, ja? Mach einen Bogen um Mrs Kerrigan.« Ein Schuss Milch direkt aus dem Karton, der den Inhalt in eine blassbeige Brühe verwandelte. Die Teebeutel schwammen darin herum wie kleine braune Inseln. »Bitte sehr, Katie …« Er reichte Dr. McDonald einen der Styroporbecher. »Hab dich ja ewig nicht mehr gesehen. Wie geht’s denn deiner Mama?«
    »Ich bin aber gar nicht –«
    »Rot oder braun?«
    »Äh … Ketchup.«
    Ich nahm mir den anderen Tee. »Ist sie nun da oder nicht?«
    »… den Bürgerinnen und Bürgern versichern: Wir werden ihn fassen.«
    »Und wir werden Sie über die weiteren Entwicklungen in diesem Fall auf dem Laufenden halten. Weiter geht’s mit Sport: Die Oldcastle Warriors treten morgen in der dritten Runde des schottischen Pokals zu Hause gegen Aberdeen an …«
    » DA ICH DENN NICHTS BRINGEN KANN , SCHMIEG ICH AN DEIN KREUZ MICH AN …«
    Ein ordentlicher Spritzer Ketchup auf das eine Brötchen, dann fischte Bill den Drahtkorb aus der Fritteuse. »Ich bitte dich, Ash, bei deinem Schweinepech – ich an deiner Stelle würde nicht –«
    »Wieso denken alle, sie sind meine Mutter …« Ich fischte den Teebeutel aus meinem Becher und ließ ihn auf den festgetrampelten Lehmboden fallen. Platsch.
    »Ich mein’ ja nur.« Er legte ein Spiegelei auf das mit Ketchup beschmierte Brötchen, arrangierte dann drei Würstchen darauf, gab den Speck dazu und platzierte das zweite Ei obendrauf. Noch ein Schuss Ketchup, dann drückte Bill den Deckel wieder drauf. »Ich will nur nicht, dass es dir so ergeht wie deinem alten Boss.« Er wickelte das Brötchen in eine Papierserviette und legte sie vor Dr. McDonald. »Bitte sehr, Katie-Schätzchen. Iss schön auf, dann geht’s dir gleich viel besser.«
    »Ah, ja, ähm, wunderbar, danke …« Sie starrte das Ding an, dann holte sie tief Luft, biss herzhaft hinein und kaute, während ihr das leuchtend gelbe Eigelb übers Kinn lief.
    » JETZT , DA ICH NOCH LEB IM LICHT , WENN MEIN AUG IM TODE BRICHT …«
    »… kämpft nun schon das zweite Jahr in Folge gegen den Abstieg, und da Hallet weiterhin wegen einer Leistenzerrung ausfällt, dürfte sich daran auch so bald nichts ändern …«
    Bill legte die übrigen Würstchen auf das andere Brötchen und reichte es mir. »Wo wir gerade von Len reden: Siehst du den eigentlich noch ab und zu?«
    Ich gab einen großen Klacks Steaksauce darauf. »Was bin ich schuldig?«
    »Geht aufs Haus, genau wie der gute Rat.«
    »Danke.« Die frittierten Würstchen waren glühend heiß, aber lecker. Ich deutete auf Dr. McDonald und redete mit vollem Mund. »Sei doch so nett und pass mal ’n paar Minuten auf die da auf, ja?«
    »… und wenn Sie heute Nachmittag vor die Tür gehen, packen Sie sich gut ein – das Tiefdruckgebiet wird die Temperaturen in den Keller purzeln lassen …«
    »Alles klar.«
    Sie trat von einem Fuß auf den anderen. Ihre Wangen und ihr Kinn waren über und über mit Ketchup und Eigelb bekleckert. »Wer ist Mrs Kerrigan, warum müssen Sie sie sprechen, ist sie vielleicht –«
    »Nicht weglaufen und nicht mit Fremden reden. Bin gleich wieder da.« Ich machte kehrt und marschierte auf die Westing-Arena zu.
    » FELS DES HEILS , GEÖFFNET MIR , BIRG MICH , EW ’ GER HORT , IN DIR !«
    Bills Stimme dröhnte über den Parkplatz. »Sag nur hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!«

27
    Die kleine Nische in der Fassade der Westing-Arena verbarg eine Reihe von Drehkreuzen und einen düsteren Tunnel. Hinter einer hüfthohen Trennwand hockte ein stark behaarter weiblicher Golem, weggesperrt hinter einem Metallgitter. Sie blickte von ihrem Twilight -Roman auf, als ich an ihren Käfig klopfte, doch ihre dicken Augenbrauen bewegten sich keinen Millimeter.
    »Morgen, Arabella, ich muss zu Mrs Kerrigan.«
    Sie rümpfte die