Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
hat, werden Sie sich hier so sauwohl fühlen wie eine Nonne in einer Bratwurstfabrik.«
Ich gab mir wirklich Mühe, nicht zu grinsen.
Smith verschränkte die Arme. »Verstehe. So ist das also, hm? Na schön.«
Der Ärmste.
Weber sah an Smiths Schulter vorbei. »Was hast du da, Matt?«
Eine Gestalt in kompletter Tatort-Schutzmontur kam über den Parkplatz auf uns zugestapft, beladen mit einer Plastikkiste voller Beweismittelbeutel. »Mmmpfn frmpfm nmmmpf.«
Er knallte die Kiste auf das feuchte Gras und streckte sich ächzend, wobei er sich mit einer Hand das Kreuz hielt. Dann riss er sich die Maske herunter, unter der ein rundliches, schweißnasses Gesicht mit einem kleinen Mund und ausgeprägtem Amorbogen zum Vorschein kam. »Scheiße, ist das heiß unter diesen Dingern.« Er deutete mit dem Kopf zum Graben. »Unser forensischer Archäologe macht gerade Mittag, und da konnten wir die Ärmste endlich freilegen. Wollt ihr noch einen Blick drauf werfen, ehe wir sie in die Höhle von unserem Teaboy schaffen? Indiana Jones ist in zwanzig Minuten wieder hier – wenn sie bis dahin nicht draußen ist, werden wir wohl um Mitternacht noch hier rumwerkeln.«
Weber zog eine Augenbraue hoch. »Ich glaube nicht, dass Professor Twining über diesen Spitznamen sonderlich erfreut –«
»Mir doch wurst.« Matt schniefte. »Kommt ihr jetzt mit, oder was?«
Jemand zupfte mich am Ärmel.
Es war Dr. McDonald, und sie sprach so leise, dass ich mich zu ihr herabbeugen musste, um sie zu verstehen.
»Fragen Sie, ob ich die Gebeine sehen darf.«
Es war, als hätte ich wieder eine sechsjährige Tochter. Ich wandte Smith den Rücken zu. »Dürfen wir uns anschließen?«
Weber fingerte an seinem Schal herum. »Wüsste nicht, was dagegenspricht. Nur …« Er sah die Psychologin stirnrunzelnd an. »Verzeihung, wer ist das?«
Ich übernahm die Vorstellung. Dr. McDonald brachte nur ein schwaches Lächeln und ein kleines Winken zustande.
Weber nickte. »Ah, gut. Im ersten Moment dachte ich, deine Katie ist aber groß geworden, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe. Das wäre wahrscheinlich nicht so passend gewesen. Also dann, alles in die Schutzanzüge.« Er hielt inne und tätschelte Rhona die Schulter. »Tun Sie mir den Gefallen und schauen Sie nach, wie sie in Zelt B vorankommen, ja?«
»Oh …« Sie ließ ein wenig die Schultern hängen. »Ja, Boss.« Rhona schlich zum Ausgang, wo sie noch einmal stehen blieb, sich umdrehte und Dr. McDonald anstarrte, die sich gerade in einen zwei Nummern zu großen Tatort-Overall mühte. Dann trat sie hinaus in den Regen.
Nachdem wir alle Overalls und Überschuhe angelegt hatten, folgten wir Matt zu dem offenen Graben. Er war etwa einen Meter tief, der Boden dunkel wie Teer, geädert in der Farbe von Milchkaffee. Die Spurensicherer hatten ein Gitternetz aus gelben Schnüren angebracht, das die Fundstelle in Quadrate von fünfunddreißig Zentimetern Seitenlänge unterteilte.
Ein Skelett lag in der Mitte des Gitternetzes. Die Knochen hatten die Farbe von getrocknetem Blut.
Irgendetwas zischte tief unten in meiner Kehle, breitete sich durch meine schmerzende Brust und meinen wie mit Kieselsteinen gefüllten Bauch aus und machte meine Kniegelenke steif. Mein Mund war pulvertrocken, und ein hohes, schrilles Pfeifen wirbelte in meinen Ohren.
Bitte, sei nicht Rebecca …
Unter dem Tatort-Overall klebte mir das Hemd am schweißnassen Rücken wie eine feuchte, nasse Hand.
Bitte , sei nicht Rebecca …
Das Skelett lag auf der Seite, den linken Arm über den Brustkorb gelegt, die Knie gebeugt, sodass die Füße sich unter dem Becken befanden. Das Rückgrat endete oberhalb des Schlüsselbeins in einem Wirbel mit gezackter Bruchkante – die glatte Kuppel des Schädels schaute in der Lücke zwischen Brustkorb und Becken aus der dunklen Erde hervor.
Dr. McDonald legte mir eine Hand auf den Arm, und ich zuckte zusammen. Ich hustete, um meine Reaktion zu überspielen. Hier gibt’s gar nichts zu sehen. Alles in Butter.
Sie trat an den Rand des Grabens, beugte sich vor und betrachtete eingehend die Gebeine. Dann blickte sie wieder zu mir auf. Sie hatte die Schutzbrille über ihre eigene Brille gezogen, deren Gläser bereits beschlugen. Dr. McDonald trat von der Kante zurück und zupfte mich wieder am Ärmel, während sie so leise flüsterte, dass sie kaum zu verstehen war: »Es ist Lauren Burges, sie wurde vor sieben Jahren entführt.«
Gott sei Dank. Ich schloss die Augen, ließ den Atem zischend
Weitere Kostenlose Bücher