Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
die Luft da raus, Steve.«
Steve tat, wie ihm geheißen, und schlenderte dann davon, um einen anderen Gast zu bedienen.
Diesmal trank Shifty Dave langsam und genüsslich. »Kämpfst du wirklich wieder? Im Ernst – mit deinen Händen?«
»Nein – das ist alles Quatsch.« Ich griff wieder nach meinem Wasserglas. »Haben eure Anwohnerbefragungen irgendwas ergeben?«
»Ist noch zu früh. Wir haben ein Team zum Grundbuchamt geschickt, die schlagen sich da die Nacht um die Ohren und versuchen rauszufinden, wem welches Haus gehörte, als die armen Dinger entführt wurden. Bringt ja nichts, Leute zu vernehmen, die erst vor ein, zwei Jahren eingezogen sind, oder?«
Ich zuckte mit den Achseln. Auf der glitzernden Bühne robbte Naughty Nikita gerade über den Boden.
»Wie weit geht ihr zurück?«
»Neun Jahre – so lange ist’s her, dass Amber O’Neil entführt wurde …« Er sah mich stirnrunzelnd an. »Was soll denn der Blick?«
»Hast du gewusst, dass hier in Oldcastle im Ersten Weltkrieg mehr Chlorgas produziert wurde als irgendwo sonst in Großbritannien?«
»Ich bitte dich – neun Jahre sind doch wohl wirklich genug.«
»Anscheinend ist der Boden total mit Quecksilber verseucht, deswegen gibt’s hier so viele Spinner.«
»Wir reden hier von rund dreihundert Häusern.«
»Dieser Drecksack von Forbes plündert die Stadt, der Wichser Montrose brennt sie nieder, und das Oberarschloch Huntly –«
»Versalzt die Erde, ›auf dass keine Ernte mehr wachse in dem verfluchten Neste der bösen und verruchten Covenanter‹ – ja, ja, ich bin auch zur Schule gegangen, kenn ich alles. Also, nun sag schon: Wir waren beim Grundbuchamt.«
Ich beugte mich tief über mein Glas und schmiegte meine schmerzenden Knöchel an seine kühle Oberfläche. »Erinnerst du dich an den Kerl, den wir vor drei Jahren geschnappt haben – Martin Floyd? Weißt du noch, wo er die Leichen von diesen Prostituierten verscharrt hat?«
»Können wir nicht mal fünf Minuten bei einem Thema bleiben?«
»Er hat sie erdrosselt und anschließend vergewaltigt, und dann hat er sie im Moncuir Wood abgelegt. Warum?«
»Weil er total krank im Kopf war, deswegen. Kann ich –«
»Er hat sie dort abgelegt, weil er als kleiner Junge immer mit den Pfadfindern im Moncuir Wood im Zeltlager war. Er kannte die Gegend.«
»Dieser Schlag auf den Kopf hat bei dir wohl ein paar Schrauben …« Shifty Dave verstummte und starrte mich mit offenem Mund an.
Ich nahm noch einen Schluck Sprudel. »Na, ist der Groschen jetzt gefallen?«
»Acht Uhr.«
Ich sah in den Spiegel. Der Laden füllte sich allmählich; zu den Schlipsträgern, die direkt von der Arbeit kamen, gesellten sich jetzt Abschiedspartys und Junggesellenhorden – und alle hatten nur das eine im Sinn: sich richtig die Kante zu geben, mit ein paar nackten Brüsten als kostenlose Dreingabe. Der Startschuss für einen Abend, an dessen Ende sie sich ihren Döner über die Hose kotzen und einen Anschiss von der Alten kassieren würden.
» Auf geht’s, meine Herren, ein tosender Applaus für Naughty Nikita! Yeah, okay, juu-huuuh! « Niemand stimmte in die Anfeuerungsrufe des Idioten ein, die aus den Lautsprechern tönten. » So, die Mädels machen jetzt eine kleine Pause, aber in fünf Minuten sind wir wieder da, und zwar mit der einzigartigen, der fantastischen Kayleigh ! Yeah! «
Acht Uhr … Ich betrachtete die neu eingetroffenen Gäste im Spiegel. Schlipsträger; Junggesellenabschied; dieser Wichser von der Morgenshow im Radio, der sich »Sensational Steve« nannte, samt seiner Entourage; einer der letzten verbliebenen Liberaldemokraten im Stadtrat, der mutterseelenallein an seinem Tisch hockte; ein paar hiesige Kleinkriminelle, die einen Joint kreisen ließen. Aber nichts, was irgendwie … Scheiße.
Scheiße!
Der Mann, der in der Nähe des Eingangs zum Club stand, hatte Ohren wie Scheunentore, eine fliehende Stirn, ein vorspringendes Kinn und so kurz geschorene Haare, dass man jede einzelne der Narben erkennen konnte, die sich kreuz und quer über seinen missgestalteten Schädel zogen. Dabei war er gerade mal eins sechzig groß. Er fuhr sich mit der Hand über den offenen Mund, während er die Gästeschar musterte. Auf seinem Handgelenk prangte ein selbst gemachtes Schwalben-Tattoo aus verwaschener blauer Tinte.
Ich zog die Schultern bis zu den Ohren hoch und duckte mich, versuchte mich so klein wie nur möglich zu machen.
Scheiße.
Dave stöhnte. »Versteckst du dich etwa vor –«
»Ich
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