Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
Puls pochte in meinen Ohren, so laut, dass er die Musik fast übertönte. Mann, das war knapp gewesen. Ich bestellte per Handzeichen noch ein Wasser bei Steve. »Der Gratulator hat als kleiner Junge vielleicht in der Nähe des Cameron Park gewohnt. Ihr müsst viel weiter zurückgehen als neun Jahre.«
»Ash?«
Oben auf der Bühne zeigte Kayleigh allen, wie es gemacht wurde – kopfüber hing sie da, die Schenkel um die Stange geschlungen, während die Pailletten auf ihrem BH im Scheinwerferlicht blitzten.
»Genug. Zu viel.« Ich befühlte die zwei lockeren Backenzähne mit der Zungenspitze. »Mehr, als ich habe.«
Würgende Geräusche kamen aus einer der Toilettenkabinen. Ich spritzte mir Wasser ins Gesicht, atmete tief durch und starrte mein Spiegelbild an. Verdammter Idiot. Noch ein paar Spritzer und dann zum Abtrocknen eine Handvoll von dem grünen Papier, das wie saure Milch roch. Das passte zu dem widerlichen Odeur von vollgepissten Fliesen und bitterem Erbrochenen.
Ich sah auf meine Uhr – halb elf. Susanne würde bald ihren letzten Auftritt haben, und dann könnten wir endlich von hier verschwinden. Bevor Joseph und Francis zurückkamen.
Zeit für ein bisschen frische Luft.
Am Notausgang hing ein Schild mit der Aufschrift » DIESE TÜR IST ALARMGESICHERT «, aber sie war trotzdem offen – ein Backstein sorgte dafür, dass sie nicht zufiel, sodass das Personal sich zwischendurch auf eine heimliche Zigarette nach draußen stehlen konnte. Ich trat hinaus in die düstere Gasse. Die Lampe über der Laderampe ging nicht an, sie summte und knisterte nur ein wenig vor sich hin.
In der Ferne heulte eine Sirene, ein Nachtbus rumpelte vorbei, ein Betrunkener grölte ein Lied, zwei Frauen stritten sich, und von drinnen kam das rhythmische Wummern der Bässe. Und da war noch ein Geräusch: Ein Rascheln und Stöhnen aus einem dunklen Hauseingang auf der anderen Seite der Gasse verriet, dass dort ein Pärchen heftig bei der Sache war.
Ich atmete tief durch, sog die kalte Luft ein und ließ eine weiße Wolke entweichen.
Wäre ich nur gleich bis Newcastle durchgefahren.
Die Turteltauben stöhnten noch ein bisschen lauter.
Noch könnte ich es machen. Das Auto stand vor dem Club – ich musste nur einsteigen und losfahren, ehe sie meine verstümmelte Leiche irgendwo in einem Park verscharrten. Wie sie es mit Rebecca gemacht hatten.
»Scheiße …« Ich rieb mir das Gesicht.
Ich würde nirgendwo hinfahren. Wozu hatte ich mich durch die letzten vier Jahre gequält, wenn ich jetzt einfach aufgab und mich aus dem Staub machte, ehe wir das Schwein geschnappt hatten?
Ich zog mein Handy aus der Tasche und rief Rhona an. Beim dritten Läuten ging sie dran. Irgendwo im Hintergrund brummte ein Dieselgenerator. » Chef? «
»Gibt’s was Neues?«
Ein Gähnen übertönte alles andere. » Ja, ’tschuldigung … Ich wollte Sie schon anrufen: Die Jungs mit dem Bodenradar glauben, dass sie noch ein viertes Grab gefunden haben. Diesmal kommt er uns aber wirklich nicht davon, oder? Vier Leichen haben wir jetzt, bleiben noch sieben. «
Acht. Aber die einzigen Menschen, die das wussten, waren: Henry Forrester, ich, Rebecca und das Schwein, das sie umgebracht hatte.
»Habt ihr das andere Mädchen schon identifiziert?«
» Moment, ich frag mal nach … «
Ich hörte, wie drüben in dem dunklen Hauseingang ein Reißverschluss hochgezogen wurde. Ein Quickie im Stehen in der Gasse hinter einer Lapdance-Bar. Wirklich ausgesprochen romantisch.
Ich drückte mein Handy an die Brust. »He, ihr zwei da – nehmt euch ein Hotelzimmer!«
»Scheiße!« Hektisches Gefummel, und dann wankte eine der Gestalten hinaus auf die Gasse. Es war Andrew, der Chef-Türsteher des Silver Lady, der da noch rasch seinen Hosenknopf schloss. »Ich habe … Wir …« Er räusperte sich. Ließ seine Schultern kreisen. Ein Kinn wie ein frisch rasierter Grabstein aus Granit. »Wenn du das irgendwem erzählst, brech ich dir dein verdammtes Genick. Verstanden?«
Er schnappte sich eine Flasche aus einem der Container. Ein kurzer Schlag gegen die Hauswand verwandelte sie in eine Waffe mit mehreren scharfen Klingen. »Das ist mein Ernst, hörst du? Nur ein verdammtes Wort!« Die Hand mit der Flasche zitterte, als er sie in meine Richtung reckte.
Ich wich ein paar Schritte zurück und hob abwehrend die Hände. »Okay, Andrew, ich hab dich verstanden. Bleibt unser kleines Geheimnis.«
Er leckte sich die Lippen und warf einen Blick zurück zu dem dunklen
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