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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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traute Burns und Laqueur ebensowenig, wie irgendeinem anderen Menschen.
    „Wir wissen nicht, ob eine so gigantische Organisation den Händen einiger Weniger anvertraut werden kann. Sie müßten ständig überwacht werden. Wir haben Sie nötig, um Methoden zu finden, sie zu kontrollieren.“
    Näher ging er nicht darauf ein, daß er von meinen ESP-Experimenten wußte. Er war nicht sicher, welche Fortschritte ich bei meinen Forschungen gemacht hatte und ahnte nicht, daß ich bereits in der Lage war, seine Gedanken, wie auch die seiner Mitarbeiter, zu lesen. „Ich weiß noch immer nicht, was Sie von mir wollen“, sagte ich.
    „Oh, doch!“ sagte Bauer ungehalten. Er stand auf und ergriff einen Aktendeckel.
    „Hier sind Ihre Veröffentlichungen aus den letzten zehn Jahren. Sie deuten unverkennbar auf ein einziges Ziel hin – die biochemischen Grundlagen der Gefühle. Aber Sie sind noch einen Schritt weitergegangen, Dr. Bolt. Sie haben Ihre Studien auf übersinnliche Wahrnehmung ausgedehnt. – Ein kühnes und verblüffendes Unterfangen, das muß ich sagen!“
    Bei seinen Worten kam mir Kubatschews Gesicht in den Sinn. Er steckte hinter Bauers Bemühungen, mich zur Zusammenarbeit zu gewinnen!
    „Auf Grund Ihrer Leistungen in der Vergangenheit, und dessen, was ich von Ihrer Tätigkeit weiß, bin ich überzeugt davon, daß es Ihnen gelungen ist, übersinnliche Wahrnehmungen im Menschen hervorzurufen. Würden Sie diese Folgerung bestätigen?“
    Seine hellblauen Augen sahen mich verärgert an, als verweigerte ich ihm die rechtmäßige Teilnahme an meiner Arbeit, als stelle ich ihm damit das einzige Hindernis in den Weg, seine hochtrabende Idee zu verwirklichen. Burns konzentrierte sich auf mich, als hinge der weitere Verlauf seines Lebens von meiner Antwort ab. Laqueur dachte an hinterlistige Tricks, an meine Entführung, um mich anschließend zur Mitarbeit zu zwingen.
    Er konnte seine Ungeduld kaum unterdrücken und benahm sich so, als hätte ich kein Recht, ihm die Macht, die er sich erträumte, vorzuenthalten.
    „Angenommen, Sie hätten Recht, Professor“, sagte ich, „angenommen, die künstliche Erzeugung von ESP-Kräften wäre möglich – wen würden Sie dann zum Kontrolleur vorschlagen?“
    „Die Kraft sollte, wie alle potentiell gefährlichen Entdeckungen, von besonders verantwortungsbewußten Personen angewendet werden können“, sagte Burns schnell. Seine Stimme war so klar wie seine Augen, aber sein Geist bebte vor Erwartung.
    „Kennen Sie solche Leute?“ fragte ich. „Wem trauen Sie, Mr. Burns? Ich meine damit: wem trauen Sie so bedingungslos, daß Sie ihm diese Bombe mit ihrem gefährlichen Zündstoff aushändigen könnten? Der Regierung? Einer privaten Gruppe?“
    „Ich kenne mich selbst gut genug“, antwortete Burns. „Ich glaube fest, daß man sie mir anvertrauen kann. Ich bin sehr wohlhabend und habe keine privaten Ambitionen.“ Er sah wieder diese Schönheit, die jetzt in einem Garten stand.
    „Das würde bedeuten, daß nur Sie die Kontrolle ausüben würden“, sagte ich. „Sie, Monsieur Laqueur und Professor Bauer.“
    „Ich wäre der Schiedsrichter“, erklärte Bauer. „Ich bin zu alt, um selbstsüchtig zu sein. Ich habe keinen Willen zur Macht. Ich bin Wissenschaftler, kein Politiker.“
    „Professor Bauer hat unser ideologisches Ziel erläutert“, sagte Burns mit seiner wohltönenden, sanften Stimme. „Er hat auch unseren Befürchtungen Ausdruck verliehen. Wir haben eine Kontrolle der Kontrolleure nötig.“ Er lächelte schwach. „Wenn das, was der Professor erklärt hat, zutrifft, wenn das Produkt Ihrer Forschung tatsächlich wirkt, so wären wir von innen her sicher. Wir wüßten auch, was Mächte außerhalb unserer Korporation planen und könnten dementsprechend handeln.“
    „Verzeihen Sie“, sagte ich zu Burns. „Ich kenne Sie nicht. Ich habe Sie eben erst getroffen. Was soll ich Ihnen sagen?“ Ich las Laqueurs Gedanken:
    Zum Teufel mit ihm! Zum Teufel mit diesen idiotischen Wissenschaftlern, die etwas kontrollieren wollen, womit sie nicht umzugehen verstehen! Er sollte in einem Laboratorium arbeiten, vor dessen Tür jemand Wache hält. Zum Teufel mit ihm! – Aber sein Gesicht blieb unbewegt, während er Burns und mir zuhörte.
    „Natürlich brauchen Sie Bedenkzeit“, sagte Burns versöhnlich. Er wußte, wie weit er gehen konnte. „Wir können Sie schließlich nicht dazu zwingen.“
    „Das ist tröstlich“, sagte ich. Ich wünschte, ihm sagen zu können, daß

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