Das Dunkel der Lagune
arbeitete wie ein Berserker, stellte er sich vor, wie die beiden im klimatisierten Salon saßen, an kühlen Getränken nippten und sich unterhielten – vielleicht sogar liebten. Er fluchte wie ein Kutscher, hielt es in der beklemmenden Enge nicht mehr aus und kletterte an Deck. Schwer atmend stand er an der Reling und starrte hinunter ins grüne Wasser, als sie seinen Namen rief. Überrascht drehte er sich um und sah sie hinter den beiden Boys, die mehrere Kisten trugen, den Landungssteg entlanglaufen.
Sie sah hübsch aus in ihrem hellen Leinenkostüm. Hagen beeilte sich, wieder unter Deck zu kommen. »Mark!«, rief sie. »Warte doch. Ich hatte seit dem Essen keine Gelegenheit, mit dir zu sprechen.« Sie blickte vom Landungssteg auf ihn hinunter. »Was hast du getan?«
Er zeigte seine Hände. »Ach, nur ein paar ganz unwichtige Kleinigkeiten. Ich hoffe, du hast dich gut amüsiert mit Mason.«
Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Sie wies die Boys an, die Kisten in die Kajüte zu bringen, und wandte sich dann an Hagen. »Das ist der Proviant. Ich habe ihn zusammengestellt. Mr. Beale und Steve sind nach Macao gefahren. Gegen sieben werden sie wieder zurück sein.«
Er fiel aus allen Wolken, machte sich schwere Selbstvorwürfe, konnte jedoch den kindischen Wunsch nicht unterdrücken, ihr wehzutun. »Es ist offensichtlich, dass du lieber in seiner Nähe bist als in meiner.« Mit dieser Bemerkung drehte er sich um und sprang über die Reling ins Wasser.
Er tauchte hinunter bis auf den sandigen Grund in etwa fünf Metern Tiefe. Das Wasser war erfrischend kühl, nahm die Hitze und das Jucken von der Haut und wusch den Schweiß ab. Während er sich wieder nach oben treiben ließ, wurde ihm bewusst, wie dumm er sich verhalten hatte. Er tauchte auf und paddelte einen Augenblick im Wasser, um sich zu überlegen, was er zu ihr sagen sollte.
Endlich entdeckte er sie auf der anderen Seite der Bucht am Strand und schwamm auf sie zu. Sie wollte sich hinter den Felsen verstecken, die die schmale Einfahrt säumten, doch ihr Rock behinderte sie, und sie fiel in den weichen Sand. Schnell stand sie wieder auf und rannte weiter. Hagen schwamm durch die Einfahrt. Als sie auf der dem Meer zugewandten Seite zwischen den Felsen auftauchte, stand er bereits im weichen Sand und wartete auf sie.
Sie weinte bitterlich und wich vor ihm zurück. Er ging auf sie zu und fasste sie an den Schultern. »Es tut mir Leid. Ich hab es nicht so gemeint. Es ist die Hitze. Sie macht einen ganz verrückt.«
»Ach, Mark, ich liebe dich doch so sehr«, schluchzte sie.
Für einen Augenblick lösten sich seine Hände von ihren Schultern, doch dann umarmte er sie. Plötzlich fiel ihm ein, dass er ja noch triefnass war.
»'tschuldigung, das Wasser tut deinem Kostüm bestimmt nicht gut.«
Sie löste sich nicht von ihm, nahm nur wortlos sein Gesicht in die Hände und zog ihn sanft zu sich herab. Ihre Lippen suchten die seinen. Er hob sie hoch und legte sie vorsichtig auf den weißen Sand. Eine Weile hielt er sie zärtlich umfasst, doch dann drängte sich ihm ihr Körper immer stärker entgegen, schlossen sich ihre Arme fester um seinen Hals. Einen Augenblick wehrte sich sein Verstand gegen das, was geschah, doch dann schmolz sein Widerstand dahin. Es war, als würden sie von einem Sturmwind erfasst, der sie mit sich forttrug auf eine Reise ans andere Ende der Zeit.
Hand in Hand gingen sie zum Kutter zurück. O'Hara saß auf dem Deck und schmauchte seine Pfeife. Das Leinenkostüm von Rose war zerknittert und wies nicht zu übersehende Wasserflecken auf, doch der Alte tat, als würde er nichts bemerken. »Charlie hat euch gesucht. Er erwartet euch um acht zum Abendessen.«
»Danke. Wir werden pünktlich da sein.«
Der Alte zog umständlich eine silberne Taschenuhr heraus und warf einen Blick darauf. »Na, dann würd ich mich aber an eurer Stelle etwas beeilen. Es ist nämlich schon halb acht.« Mit einem leisen Aufschrei lief Rose in die Kajüte.
O'Hara zwinkerte Hagen verschmitzt zu. »Ist schon komisch, wie schnell in bestimmten Situationen die Zeit vergeht.«
Hagen schob sich die Mütze tief ins Gesicht und ging ebenfalls unter Deck, um sich umzuziehen.
Das Abendessen wurde zu einem festlichen Mahl. Charlie hatte offensichtlich beschlossen, ihren Abschied zu einem denkwürdigen Ereignis werden zu lassen. Hagen war rundum zufrieden mit sich und der Welt und beobachtete Rose, die sich
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