Das Dunkel der Lagune
Schiffes auf- und zuschwingende Tür nach. Der kalte Wind blies ihm ins Gesicht. Und plötzlich war auch ihm beklommen zumute.
Mason löste ihn um acht Uhr ab. Hagen ging in die Kajüte und legte sich in seine Koje, Er schlief fest und traumlos, bis O'Hara ihn gegen drei Uhr nachmittags weckte.
Rose war recht einsilbig und sah immer noch sehr müde aus. Hagen bemerkte, wie Mason sie mit Blicken verfolgte, während sie in der Kombüse hantierte. Das Zynische war für einen Augenblick aus seinen Gesichtszügen verschwunden, kehrte jedoch sofort wieder zurück, als er merkte, dass Hagen ihn beobachtete.
Nach dem Essen löste Hagen O'Hara im Ruderhaus ab. Kurze Zeit später tauchte Mason, eine Zigarette im Mundwinkel, dort auf, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Hagen hatte mit diesem Besuch gerechnet und wartete nun darauf, dass Mason ihm seinen Vorschlag unterbreitete. Er stellte dabei fest, dass ihm dieser Mason doch nicht ganz so zuwider war, wie er zuerst gemeint hatte.
»Ich glaube, es ist an der Zeit, dass Sie und ich uns mal unterhalten«, begann Mason.
»Was haben Sie auf dem Herzen?«
Mason blies einen Rauchkringel in die Luft. »Als Charlie zu mir sagte, ich müsse auf diesem Kutter mitfahren, war ich zuerst nicht begeistert, doch als ich nähere Einzelheiten erfuhr, war mein Interesse geweckt. Es haben sich dann allmählich sehr verlockende Perspektiven ergeben.« Hagen begann zu lachen. »Was ist denn daran so lustig?«, fragte Mason entrüstet.
»Sie sind's«, antwortete Hagen. »Lassen Sie jetzt mich das zu Ende bringen, was Sie sagen wollten. Sie wollten eben noch zum Ausdruck bringen, welche Idioten wir wären, wenn wir tatsächlich wieder zu Charlie zurückfahren würden. Wir könnten nach Saigon fahren und das Gold für uns behalten, ohne ihm etwas abzugeben.«
»Sie sind ja ein richtiger Hellseher. Was haben Sie gegen meinen Vorschlag? Sie wollten doch das Mädchen auch über den Löffel halbieren, oder?«
Ärger stieg in Hagen hoch, doch dann nahm er sich zusammen. Mason hatte ja nichts anderes getan als die Wahrheit ausgesprochen.
»Das hat damit nichts zu tun, Mason«, entgegnete er. »Wir brauchen Charlie, um das Gold loszuwerden. In Saigon würde es dauern, bis wir die richtigen Kontakte geknüpft haben, und in der Zeit hätte er uns längst seine Bluthunde auf den Hals gehetzt.«
Mason stieß sich von der Tür ab. »Sie und Charlie und alle anderen sind mir piepegal. Alles, was ich in meinem Leben angepackt habe, ist schief gegangen. Das hier ist meine letzte Chance. Ich warne Sie: Wenn wir das Gold aus der Lagune holen können, will ich meinen Anteil.« Er warf seine Zigarette auf den Boden und trat sie aus. »Wenn wir aus der Lagune nicht wieder herauskommen, dann haben wir eben zu viel riskiert, und damit basta. Ich beiße lieber bei dieser Sache ins Gras, als den Rest meines Lebens als halber Bettler im Hafenviertel von Macao zu fristen.« Mit diesen Worten öffnete
er die Tür und ging hinaus.
Hagen sah ihm nach. Mason lief das Deck entlang zum Bug, wo Rose auf einer Decke lag und sich sonnte, setzte sich neben sie und verwickelte sie in ein Gespräch. Hagen war beunruhigt über die auffälligen Ähnlichkeiten, die zwischen ihm und Mason bestanden. In vielen Dingen glichen sie sich, vor allem aber darin, dass sie beide an einem entscheidenden Punkt ihres Lebens angekommen waren. Die letzte große Chance.
Hagen blieb bis zu seiner Ablösung durch Mason um sechs Uhr am Ruder und ging dann in die Kombüse, um etwas zu essen. Rose sah erheblich besser aus. Die Anspannung war größtenteils von ihr abgefallen. O'Hara war nirgends zu sehen. »Wo ist der Alte?«, fragte Hagen.
Sie blickte ihn erstaunt an. »Ich dachte, du hättest ihm eine Arbeit im Maschinenraum zugewiesen. Ich habe ihn seit Stunden nicht mehr gesehen.«
Hagen seufzte schicksalsergeben und erhob sich. Was habe ich doch für eine tolle Mannschaft beieinander! Ein Mädchen, einen Deserteur und einen alten, versoffenen Seebären. Fluchend ging er zum Maschinenraum. O'Hara lag zusammengekauert am Fußende der Leiter und schlief seinen Rausch aus. Es stank fürchterlich nach Rum. Zwei leere Flaschen lagen neben dem Alten. Hagen hob ihn hoch wie einen Kartoffelsack und schob ihn durch die Luke an Deck. »Was fehlt ihm?«, fragte Rose besorgt.
»Nur eine kleine Erfrischung«, antwortete Hagen, warf einen Eimer, der an einer Leine
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