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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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der Bordwache?«, erkundigte sich Mason.
      Hagen schlug vor, dass er die erste übernehmen werde. Mason nickte und ging mit O'Hara in die Kajüte. Rose blieb noch an Deck; Hagen hielt schweigend ihre Hand. Schließlich gab sie ihm einen Kuss und folgte den anderen.
      Hagen machte es sich im Ruderhaus so gemütlich wie möglich, die Maschinenpistole griffbereit. Es roch nach Sumpf und Morast, die Grillen zirpten durch die Nacht, und zum ersten Mal glaubte er wirklich daran, dass eine Chance – eine kleine Chance – bestand, dass alles reibungslos verlaufen könnte.

8. Kapitel

    Hagen wurde am nächsten Morgen kurz vor sieben von Mason geweckt, der ihm mitteilte, O'Hara habe ihn gerade abgelöst und behalte nüchtern, aber noch etwas verschlafen die Gegend im Auge. Rose war bereits wach und bereitete das Frühstück. Hagen trank hastig eine Tasse Kaffee und ging anschließend an Deck. Er rief O'Hara zu, er solle in die Kajüte zum Frühstück kommen, und kletterte dann auf das Dach des Ruderhauses, um sich das Gelände anzuschauen.
      Als er über die weiten Schilfflächen blickte, stellte er mit Zufriedenheit fest, dass es wohl keinen besseren Platz gab, um mit jemandem Versteck zu spielen. Hinter ihm lag das Chinesische Meer im Morgendunst, und vor ihm schien sich das Schilf, so weit das Auge reichte, wie ein dichter Teppich auszubreiten.
      Hagen wusste jedoch, dass dieser Eindruck trog. Ein dichtes Netz von Wasserläufen und Lagunen – seichten und tiefen – durchzog das Schilf. Irgendwo lebten auch Menschen – Fischer, die ihre Häuser auf Pfählen oder winzigen Inseln errichtet hatten. Er hatte einige dieser einfachen Leute, die hier in dieser unwirtlichen Gegend einen harten Daseinskampf führten, bei früheren Fahrten kennen gelernt. Für sie gab es keinen Unterschied zwischen National-Chinesen und RotChinesen. Das, was draußen in der Welt vorging, hatte für sie keine Bedeutung. Sie lebten in ihrer eigenen Welt, die bestimmt wurde vom Sumpffieber und der Hitze, und rangen der Natur das wenige ab, was sie zum Leben brauchten, so wie es ihre Väter und Vorväter seit tausend Jahren getan hatten.
      Wasservögel stiegen ganz in der Nähe aus dem Schilf auf und flogen in weitem Bogen Richtung Meer. Hagen stieg hinunter aufs Deck und rief die anderen. Sie kamen aus der Kajüte und folgten ihm ins Ruderhaus. Dort breitete er die Karte aus und erklärte ihnen die Lage. »Von jetzt an wird's schwierig. Wir müssen zu jeder Tages- und Nachtzeit mit bösen Überraschungen rechnen. Vielleicht suchen sie uns schon. Wir werden sehr wahrscheinlich ein paar einfache Fischer zu Gesicht bekommen, die hier in der Gegend leben. Aber vor denen brauchen wir, glaub ich, keine Angst zu haben. Denen ist egal, wer hier rumschleicht, Hauptsache, sie werden in Ruhe gelassen.«
      »Schon gut, Hagen«, unterbrach Mason ungeduldig. »Was ist mit dem Gold? Wie lange wird es dauern, bis wir dort sind, wo es liegt?«
      Hagen runzelte die Stirn. »Das ist ja das Problem. Nach der Positionsangabe, die ich von Rose hab, sind wir nur dreizehn Kilometer von der Lagune entfernt, wo die Barkasse gesunken ist. Aber wie ihr hier auf der Karte selber sehen könnt, sind nicht alle Wasserläufe eingezeichnet. Anders ausgedrückt: Möglicherweise müssen wir über dreißig Kilometer fahren, bis wir an unser Ziel kommen.«
      Mason schüttelte ungläubig den Kopf. »So schlimm kann es doch auch nicht sein.«
      Hagen lächelte grimmig. »Ich kenn mich hier aus. Du glaubst gar nicht, wie schnell du bis zum Bauch im Schlamm stehst und das Boot ziehst. Wart nur mal ab.« Mason schien noch immer nicht überzeugt. Hagen rollte die Karte zusammen. »Je früher wir's anpacken, desto eher sind wir dort.«
      Die restliche Zeit des Vormittags wurde zu einer einzigen Plackerei. Die ersten vier, fünf Kilometer mussten sie den Kutter durch weichen Schlamm ziehen und schieben. Der Gestank des Sumpfes und die sengende Hitze zehrten an ihren Kräften. Gegen zwei Uhr, nach fünf Stunden schweißtreibender, harter Arbeit, gelangten sie endlich in einen breiten Wasserlauf. Hagen genehmigte daraufhin sich und seiner Besatzung die wohlverdiente Mittagspause.
      Die vier hatten kaum Appetit, und die Stimmung war gereizt. Die Stechmücken wurden langsam zur Plage. Die Insekten salbe, die Rose im Erste-Hilfe-Kasten gefunden hatte, half wenig. Rose wirkte besonders erschöpft. Sie hatte den ganzen Morgen mit den Männern geschuftet und sich

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