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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wusste, dass er es nicht war. Sein Instinkt hatte ihm sofort gesagt, dass er die richtige Stelle gefunden hatte. Ungefähr in der Mitte der Lagune ließ er sich im Wasser treiben und blickte hinunter auf die Barkasse. Dann holte er tief Luft und tauchte fast senkrecht hinunter.
      Hagen spürte den Druck in seinen Ohren, schluckte mehrmals, um ihn zu verringern, klammerte sich schließlich an der Reling der Barkasse fest. Einen Augenblick lang begutachtete er den Zustand des Wracks, stieß sich dann von der Reling ab und ließ sich nach oben treiben.
      Als er nach dem Auftauchen im Wasser paddelte und nach Luft rang, stellte er zu seiner großen Überraschung fest, dass nicht weit von ihm entfernt ein Kanu dümpelte. In ihm saß ein zu Tode erschrockener chinesischer Fischer. Mit wenigen Schwimmstößen erreichte Hagen das Kanu. Er lächelte den Fischer freundlich an. »Fürchte dich nicht. Ich bin ein Mensch, wie du.«
      Erleichterung spiegelte sich im Gesicht des Chinesen, der eine Abart des Kanton-Dialekts sprach, den Hagen einigermaßen verstehen konnte. »Gelobt seien die Götter, dass Sie ein Mensch sind, denn ich habe geglaubt, Sie sind einer von den Wasserteufeln, die an diesem bösen Ort wohnen.«
      Hagen zog sich in das zerbrechliche Kanu. »Ich komme von einem großen Boot, das dort drüben liegt«, erklärte er, auf das Dickicht deutend. »Bringst du mich hin?«
      Der Fischer nickte, zeigte hinunter auf die Barkasse. »Dies ist ein böser Ort, an dem ein Wasserteufel wohnt. Wer hier taucht, findet den Tod.«
      »Aber ich bin gerade da hinuntergetaucht und lebend wieder hochgekommen«, entgegnete Hagen.
      Der Fischer dachte eine Weile nach und nickte dann wissend. »Dann muss der Wasserteufel schlafen.«
      »Wenn das ein böser Ort ist, warum kommst du dann hierher?«
      Stockend, mit schmerzerfüllter Miene, berichtete der Fischer. Er und sein Bruder hätten die Barkasse entdeckt, und sein Bruder sei hinuntergetaucht. Die Barkasse habe sich dann, als sich sein Bruder in der Kajüte befand, plötzlich auf die Seite geneigt, sodass sein Bruder sie nicht mehr verlassen konnte und ertrank.
      Hagen hatte bei seinem Tauchversuch gesehen, dass zertrümmerte Teile der Aufbauten die Kajütentür blockierten; somit schien klar, was sich ereignet hatte. Diese einfache Erklärung wurde von dem Fischer jedoch nicht akzeptiert. Er war nach wie vor der Überzeugung, dass ein Wasserteufel seine Hand im Spiel hatte. Als Grund dafür, dass er diesen ihm unheimlichen Ort immer wieder aufsuchte, nannte er die Sorge um die Seele seines Bruders, die nun in seinem toten Körper gefangen sei. Nur wenn die Leiche geborgen werden würde und in der Erde ihrer Toteninsel ihre letzte Ruhestätte fände, würde seine Seele wieder geboren.
      Als sie aus dem Röhricht in die große Lagune kamen, versprach Hagen: »Ich werde wieder hinunter zum Wrack tauchen und die Leiche deines Bruders bergen.«
      Der Fischer schien vor Ehrfurcht zu erstarren. »Wenn Sie das tun können, dann sind Sie kein gewöhnlicher Mensch, mein Herr.« Er verbeugte sich leicht. »Ich bin Chang, Euer ergebener Diener, und werde mit meinen Angehörigen alles tun, was in unserer Macht steht, um Ihnen zu helfen.«
      Sie paddelten bis zum Kutter. Rose und O'Hara waren erstaunt über den unverhofften Besucher. »Ich hab's gefunden. Genau wie du's beschrieben hast, meine Kleine«, sprudelte Hagen hervor. Sie riefen Mason, der daraufhin schnell zum Schiff zurückschwamm.
      Hagen setzte sich mit Chang aufs Deck und fragte ihn aus. Der Chinese erzählte, er habe schon häufiger Weiße gesehen, die hier auf Schiffe warteten und große Kisten in Empfang nahmen. Mason, der kein Chinesisch verstand, wurde ungeduldig. »Er hat schon öfter Waffenschmuggler hier beobachtet, aber das ist länger her«, informierte Hagen ihn zwischendurch. Dann fragte Hagen, ob Chang in den letzten Tagen Fremde im Sumpf gebiet gesichtet hätte. Der Fischer schüttelte den Kopf. Es seien keine hier gewesen? Bestimmt nicht, denn sie würden es wissen. Sie würden immer wissen, wenn Fremde kämen. Hagen erhob sich und reckte sich. Er war zufrieden. Sehr zufrieden sogar. Es hatte ganz den Anschein, als seien sie Kossoff um einige Nasenlängen voraus. Ihm kam urplötzlich eine Idee. Er lief zum Ruderhaus und ließ die Maschine an. Der Kutter gewann an Fahrt und fuhr in die Schilfwand, die die Lagune abschloss. Einen Augenblick lang schien es, als erweise sie sich

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