Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
Rüstzeug, um die Dinge selbst zu ergründen. Such auch weiter nach Antworten und fahr mit deinem körperlichen Training fort. Verlass dich auf deine eigenen Schlussfolgerungen.
Und noch eine letzte Warnung: Überleg dir gut, wem du vertrauen kannst.
Sei stark. Jetzt mehr als je zuvor.
22
Unerwarteter Besuch
D ieses Mal hallte das Stampfen in meinen Ohren wider, erfüllte meinen Schädel und ging mir durch Mark und Bein. Laut, lauter, ohrenbetäubend. Wieder einmal öffnete ich die Tür in der Hoffnung, das Geräusch zum Schweigen zu bringen. Calliope führte sie an, die ganze Bande – jedes einzelne Syndikat-Mitglied und die neu eingeführten Rekruten marschierten auf mein Zimmer zu, um mich zu ergreifen. Während sie langsam näher rückten, alterten sie mit jedem Schritt und verfielen, ihre Haut knitterte wie verkohltes Papier und ging kräuselnd in Flammen auf. Ihre Gliedmaßen fielen zu Boden wie verrottete Äste, Arme und Beine übersäten den Flur und krochen allein weiter auf mich zu, dann rollten Köpfe und kamen näher. Aber ich verrammelte mich nicht hinter meiner Zimmertür – denn da war gar keine Tür mehr. Da gab es nur noch mich, ich stand hier ganz schutzlos und war diesen Kreaturen allein ausgeliefert. Ohne Waffen und Schild hätte ich am liebsten laut geschrien, durfte meine Angst aber nicht zeigen, obwohl mir der kalte Schweiß herunterlief und die angespannten Nerven meine Haut vor Entsetzen zucken ließen …
Und dann schlug ich die Augen auf. Ich fuhr zur Tür herum – ja, sie war noch da, zu und abgeschlossen. Aber der Rhythmus regelmäßigen Klopfens erklang noch immer. Bum, bum, bum … unerbittlich. Ich schüttelte mich, um wach zu werden, versuchte, den Klang loszuwerden, aber er suchte mich weiter heim, zerrte an meinem Verstand und bettelte um meine Aufmerksamkeit. Ich fuhr mir mit der Hand übers verschmierte Gesicht und das feuchte Haar. Dann hielt ich mir die Ohren zu, aber das Geräusch hörte nicht auf.
Es wurde an der Tür gerüttelt, die es fast nicht mehr in den Angeln hielt. Ich atmete tief durch, legte die Hand auf den Knauf und zog daran, während ich mich auf alles gefasst machte.
Und dann schrie ich, ich konnte nicht anders. Er stand direkt vor mir.
»Whoa, guten Morgen«, sagte Lance. Er trug seine Uniform, war offensichtlich hellwach und startklar für den Tag.
»Sorry«, keuchte ich.
»Ich klopfe schon seit Ewigkeiten. Fast habe ich gedacht, ich hätte dich verpasst.« Er sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Hast du mit jemand anderem gerechnet?«
»Hm, nein, tut mir leid. Wie spät ist es denn?«
»Kurz vor sieben. Wahrscheinlich bin ich zu früh dran, aber es geht mir schon viel besser, und ich dachte, ich könnte jetzt die Fotos hochladen, wenn es dir passt. Es tat mir so leid, dass ich dich gestern hängen lassen musste.«
»Fotos?« Ich konnte das alles noch gar nicht verarbeiten, ich war absolut fertig, und er sprach viel zu schnell. Ehrlich gesagt konnte ich nicht fassen, dass ich überhaupt geschlafen hatte. Wie erschöpft musste ich gewesen sein, wenn mir nach den Erlebnissen der gestrigen Nacht die Augen zugefallen waren! Ich erschauderte, und ein nervöses Zucken überlief meinen Körper wie ein Ameisenschwarm, was Lance nicht entging.
»Die Fotos aus dem Tresor! Ist mit dir alles in Ordnung?«
»Ah ja. Danke. Ich zieh mich nur eben an.«
»Sicher. Oh, und hast du heute im Morgengrauen zufällig bei mir vorbeigeschaut, oder hab ich mir das nur eingebildet? Nicht dass du mir ständig im Kopf rumspuken würdest, aber ich habe hier echt komische Träume!« Er schob sich die Brille hoch, während sein Blick hin und her sauste.
»Ja, nein, das war ich. Ich war noch spät wach … ich habe gelesen und dachte einfach, ich sehe mal nach dir.«
»Danke, alles in Ordnung bei mir.«
Am liebsten hätte ich ausgerufen: Bei mir aber nicht, ich bin völlig fertig, ich muss dir unbedingt erzählen, was ich gestern Nacht gesehen habe, das ist Wahnsinn und macht mir Angst, und ich weiß absolut nicht, wie wir hier gelandet sind oder hier wieder rauskommen. Aber ich dachte an die Warnung des Buches und konnte mich einfach nicht dazu durchringen, jetzt auszupacken, also hielt ich lieber den Mund.
»Super«, antwortete ich stattdessen nicht sehr überzeugend. »Gibst du mir 20 Minuten?«
Er nickte, sah mich neugierig an und verschwand dann wieder in seinem Zimmer.
Ich duschte in Windeseile und schlüpfte in meine Uniform, war für Lance
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