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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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immer nur so viel, dass es nicht auffiel. Dafür brachten wir Rucksäcke mit und füllten sie mit herzhaften Leckereien, die wir auf dem Fußboden meines Zimmers schweigend in uns hineinstopften, erschöpft, aber stolz.
    Wenn Lance und ich unser Training in den Tiefen unter dem Hotel beendet hatten, kletterten wir hinauf in das Tunnelsystem, das durch seine Wände führte. Manchmal gab es in Aurelias Büro nichts zu sehen, aber oft kamen wir genau im richtigen Moment, um ein Treffen mit dem Fürsten oder die Planung einer neuen Einführung zu belauschen. Lance kroch im Tresor hinauf auf das Sims über der Feuerwand und war wie gebannt, als er dieses Ritual zum ersten Mal miterlebte. Danach blieben wir bis zum Morgengrauen auf und sprachen darüber, was er da gesehen hatte – oder er sprach vielmehr, und ich hörte zu. Ich hatte das Gefühl, dass schlicht zu viele Eindrücke auf ihn eingeprasselt waren und er deshalb alles noch einmal durchgehen musste: all den Pomp und Prunk, den Schnitt in den Finger, die Unterschrift auf dem Vertrag und das Opfer eines Mitglieds aus den eigenen Reihen, das in die Unterwelt geleitet wurde. Damit hatte er zweifellos so einiges zu verdauen. Dass ihn die Sache genauso mitgenommen hatte wie mich, tröstete mich ein wenig.
    Und im Laufe der Zeit wuchs unsere Angst, denn das Syndikat breitete sich aus wie Schimmel. Es gab unter ihnen so viele neue Seelen, dass wir sie gar nicht mehr auseinanderhalten konnten. Eine junge Frau hatte man offensichtlich als Ersatz für Calliope angeheuert. Sie hieß Mirabelle und produzierte in den ersten zwei Wochen nach ihrer Einführung nicht weniger als zwölf Gemälde, in Dunkelheit daliegende, verwaiste Wahrzeichen von Chicago, mondbeschienene Gärten, die von schattenhaften Figuren heimgesucht wurden, Boote mit unheimlichen Lichtern auf dem Fluss. Alle Bilder hatten eine schaurige, geheimnisvolle Note und fügten sich damit nahtlos in die Galerie ein. Sie zierten nun die Wand, an der einst meine Fotos gehangen hatten, und damit wurde der Ausstellungsraum wieder für das Publikum geöffnet, das in Scharen kam und sich in Beifall erging. Schon bald wurde Mirabelle mit Rezensionen in der Tribune , lokalen Illustrierten und auf Kunst-Blogs gepuscht. Und wenn eins ihrer Gemälde verkauft wurde, war bereits am nächsten Tag ein neues fertig. Ihre Produktivität war sowohl atemberaubend als auch außerhalb des Menschenmöglichen.
    Lucian war seit jenem Abend in meinem Zimmer auf Abstand gegangen. Ab und an merkte ich, dass er zu mir rübersah, wenn ich die Hotelhalle durchquerte, und er kam auch manchmal zu uns in die Galerie, um uns ein paar Papiere vorbeizubringen, die mit der Abschlussballplanung zu tun hatten, ansonsten ging er mir aber aus dem Weg. Allerdings wäre es gelogen gewesen zu behaupten, dass ich nicht jedes Mal die Ohren spitzte, wenn irgendwo seine Stimme erklang – bis auch dieser Reflex nachließ, würde es wohl eine Weile dauern.
    Das größte Rätsel gab mir jedoch Dante auf. Er war bei der letzten Einführung nicht dabei gewesen, was ich mit Erleichterung registriert hatte, und hatte sich auch noch nicht die Haare geschnitten, um seine Bereitschaft zum Beitritt zu zeigen, aber das schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Sein einziger Versuch, mit Lance und mir zu kommunizieren, bestand in all dem Essen, das er für uns im Kühlschrank in der Parlor-Küche hinterließ, und zwar täglich für drei volle Mahlzeiten. Wir schauten abwechselnd dort vorbei, holten die Teller heraus, stocherten in deren Inhalt herum und taten vor dem Küchenpersonal so, als würden wir essen, schütteten das Zeug aber anschließend in die Spüle oder vergruben es im Müll, wenn niemand hinsah. Wir wussten, dass das nicht unser Dante war, der uns da schaden wollte. Es war eine vergiftete Version von ihm, aber tief in seinem Inneren steckte hoffentlich immer noch unser Freund – wir mussten ihn nur finden und da rausholen.
    Ich versuchte weiterhin, mit ihm zu sprechen. Einmal am Tag probierte ich es in der Küche des Capone, und einmal am Tag wurde ich von den anderen Köchen aufgegriffen und rausgeworfen. Dabei sagten sie nie ein Wort. Jedes Mal sah Etan von seinem Arbeitsplatz rüber und rief: »Er ist beschäftigt, komm später noch mal wieder.« Dann packten mich ein paar der Küchenhelfer mit grimmiger Miene an beiden Armen – die nun ständig mit blauen Flecken übersät waren –, hoben mich hoch und schafften mich davon. Ich zappelte mit den

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