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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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sie mir damit in den Ohren, dass wir so bald wie möglich ein Kleid für den Abschlussball kaufen mussten, bevor die guten alle weg waren. Irgendwann hatte ich nachgegeben, warum denn auch nicht? Ich konnte an diesem Tag genauso gut was Hübsches tragen. Die Fragen prasselten auf mich ein, während wir die geschäftigen, sonnenbeschienenen Straßen entlangfuhren.
    »Also, du musst mir alles erzählen! Wie ist die Arbeit? Isst du auch vernünftig? Schläfst du genug? Du siehst irgendwie anders aus. Oh, es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Ich habe ja versucht, dir deinen Freiraum zu lassen, aber ich war so oft drauf und dran, ins Auto zu springen und dich noch mal zu überraschen – diese Spa-Anwendung war einfach göttlich. Und es hat mir gar nicht gefallen, wie du dich angehört hast. Du solltest nicht so müde sein.«
    »Oh, wow.« Das war ganz schön viel auf einmal.
    »Also, wie geht es Dante?« Plötzlich war mit der Fragerei Schluss, und ich hatte jede Menge Zeit zu antworten. Leider.
    »Äh, er macht sich wirklich gut, denke ich. Für seine Arbeit im Restaurant bekommt er viel Aufmerksamkeit. Er ist da quasi eine große Nummer«, antwortete ich vorsichtig. Ich wollte nicht lügen, aber die Wahrheit konnte ich ihr auch schlecht erzählen. »Unsere Arbeitszeiten sind so unterschiedlich, und er hat jede Menge neue Freunde, also bekomme ich ihn in letzter Zeit nur selten zu Gesicht. Er arbeitet wirklich viel.«
    »Gut für ihn.« Joan bemerkte meine finstere Miene und meinte: »Oh Haven, komm schon. Du weißt, wie wichtig du ihm bist. Lass ihm ruhig ein bisschen Spaß. Ruthie sagt, er amüsiert sich köstlich – freu dich doch für ihn.«
    »Oh, du hast also mit ihr gesprochen?«
    »Wir sind uns letztens im Supermarkt über den Weg gelaufen«, erklärte sie, während sie ins Parkhaus abbog. »Ich hoffe, wir müssen nicht wieder bis ganz unten fahren. Warum müssen eigentlich all diese Leute so früh schon …«
    »Was hat sie gesagt?«, unterbrach ich sie. »Also, Ruthie.«
    »Oh ja, dass er total begeistert ist und jede Menge nette Leute kennenlernt. Er klingt wirklich glücklich. Oh, guck mal!« Sie fuhr in eine freie Lücke.
    Vermutlich sollte es mich beruhigen, dass Dante trotz seines Zustands noch in der Lage war, seine Mutter anzurufen. Aber ich wünschte mir trotzdem, er würde auch mit mir reden. Wir schlossen den Wagen ab und gingen los. Joan legte mir einen Arm um die Schulter, während wir auf den Lift zuhielten.
    »Ich weiß, ich weiß, eigentlich interessiert dich das gar nicht, aber los, das macht sicher Spaß! Macy’s, wir kommen!«
    »Das gefällt mir wirklich gut, Schatz.« Joan saß vor der Umkleidekabine neben dem Dreifachspiegel, vor dem ich mich im bodenlangen fuchsienfarbenen Kleid drehte. Es überzeugte mich nicht so richtig.
    »Irgendwie erkenne ich mich darin gar nicht wieder.«
    »Du wirst dich in keinem von denen wiedererkennen, weil du eben keine Kleider trägst.«
    »Im Moment trage ich doch jeden Tag eins.«
    »Oh, stimmt, deine Uniform! Die ist einfach superschick. Ich hab dich bei meinem Besuch ja fast nicht wiedererkannt.«
    »Ja, sie ist nicht schlecht. Kann ich das jetzt wieder ausziehen?«
    »Das ist so oh là là.« Es war als Kompliment gemeint. »Guck dir nur mal deine Figur an! Ich glaube, du kriegst richtige Kurven.« Sie klang beeindruckt und befühlte meinen Bizeps. »Gibt es im Hotel ein Fitness-Studio? Oder musst du etwa Koffer schleppen?«
    »Nein.« Ich zupfte an dem Stoff herum. Bisher hatte mich mein Spiegelbild in all den Kleidern verblüfft. Irgendwie ertrank ich darin nicht mehr so wie früher, sondern füllte den Stoff aus, wie ich es gar nicht kannte. Vermutlich waren mir all die Veränderungen gar nicht so aufgefallen, weil sie nach und nach passiert waren. Aber die Stellen, die sich früher entweder weich oder knochig angefühlt hatten, waren jetzt fest und stramm, und darunter lagen kräftige, runde kleine Muskeln. Ich sah ja kaum noch aus wie ich selbst.
    »Okay, okay«, gab Joan nach. »Ich merke doch, dass du dich darin nicht wohlfühlst.«
    Joan war in den Laden gekommen und hatte sich einfach von jedem Modell eins geschnappt – Kleider in leuchtenden, kräftigen Farben oder sexy in Schwarz, lange Kleider, kurze Kleider – während ich hinter ihr hergestolpert war und vage, ausweichend auf ihre Fragen nach der Farbe und Form, die mir vorschwebten, geantwortet hatte. Völlig verloren watete ich nun durch die See von Kleidern jeder Schattierung in

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