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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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darüber, wer du bist.«
    »Und dein Porträt? Ich habe es gesehen, und …«
    »Es sieht nicht mehr ganz so schlimm aus, oder?«
    »Genau.« Das verstand ich nicht.
    »Das ist mir auch aufgefallen. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas möglich ist. Ob du es nun glaubst oder nicht, das liegt an deinem Einfluss auf mich. Ich habe schon seit Wochen keine Seele mehr angeworben. Deinetwegen will ich ein besserer Mensch werden. Und das Bild zeigt nun meine Reue …« Er klang dankbar, als hätte ich wirklich aktiv dazu beigetragen. »Die Bilder fangen die wahre Seele des Menschen ein, deshalb sind sie so entstellt. Wenn du diese Seele zerstörst, schickst du den Menschen damit zurück in die Hölle. Also musst du die Aufnahmen verbrennen oder sie anderweitig vernichten, und damit verletzt du auch die porträtierten Personen auf dem Bild.«
    »Dann mache ich das jetzt sofort. Worauf warten wir noch?«, brach es trotz meiner Angst aus mir heraus.
    »Das geht nicht. Da gibt es nämlich ein Problem: Das kannst du nur in einem kleinen Zeitfenster und nur, wenn sie dich zuerst angegriffen haben.«
    »Wer hat sich denn das bloß ausgedacht?«, fuhr ich ihn wütend an.
    »Niemand, so funktioniert das eben. So wie der Himmel nun mal blau ist. Du könntest jetzt losmarschieren und ein Messer in jedes einzelne Foto rammen, und es würde nichts geschehen.«
    »Okay, nachdem sie mich angegriffen haben, zerschneide ich die Fotos also, aber was ist mit den Bildern von Lance oder Dante? Und was wäre, wenn jemand mit unseren Porträts genau das Gleiche macht?«
    »Solange sie ihre Seelen nicht an uns verkauft haben, kann man sie, also euch, nur auf die klassische Art und Weise töten.«
    »Wie beruhigend.«
    »Wenn eure Kräfte sich erst einmal voll entwickelt haben, wird es immer schwieriger werden, euch in den Tod zu schicken, aber wir wissen einfach noch nicht, wie stark ihr schon seid. Und du?«
    Ich wollte nicht zu viel preisgeben, also antwortete ich unverbindlich: »Ich auch nicht«, was ja gewissermaßen auch stimmte.
    »Tja, ich fürchte, das finden wir noch früh genug heraus«, erklärte er mit echtem Bedauern.
    »Also werden all diese Menschen sterben.« Das wollte ich nicht. Ich wollte nicht für ihren Tod verantwortlich sein, egal, was für Monster sie waren.
    »Die waren schon in dem Moment tot, in dem sie ihre Seele verkauft haben. Wenn du jemanden vom Syndikat oder von … uns umbringst …« Das »uns« brachte er kaum über die Lippen. »Dann sterben wir nicht wirklich, wir steigen nur in die Hölle ab. Wir gehören hier alle der Oberschicht der Unterwelt an – deshalb dürfen wir überhaupt hier sein, im Übergangsreich der Metamorphose. Es handelt sich um ein echtes Privileg. Aber wenn wir hier versagen und ›getötet‹ werden, dann werden wir in die Unterwelt verbannt, müssen dort unsere Zeit absitzen und verschiedene Phasen der Bestrafung durchlaufen. Und der Fürst – den kennst du doch, oder? Er ist wirklich der, für den du ihn hältst.«
    »Ich weiß.«
    »Er entscheidet dann, ob wir noch einmal eine Chance bekommen, unsere Arbeit hier oben fortzusetzen.«
    Er hielt einen Moment inne. Ich dachte plötzlich, ich hätte meinen Namen gehört, glaubte dann aber, mir das nur einzubilden. Das Kratzen von Turnschuhen auf den Holzstreben ließ uns jedoch beide aufschrecken, und ich konnte nicht länger ignorieren, dass da jemand die gleiche abgestandene Luft einatmete.
    »Wie spät ist es?«, wollte ich wissen.
    Lucian sah auf die Uhr: »Fünf nach zehn, warum?«
    Ich stand auf. »Lance«, wisperte ich.
    »Vielleicht geht er ja einfach wieder«, meinte Lucian.
    »Nein, und das will ich auch gar nicht«, flüsterte ich zurück. »Gib mir eine Minute.«
    Ich schlich durch die Dunkelheit zu der Stelle, an der die Leiter den Boden erreichte.
    »Lance? Ich bin’s«, rief ich hinauf. In dem wenigen Licht, das aus dem Schacht hinunterfiel, sah ich seinen Umriss näher kommen und dann plötzlich verharren.
    »Haven?« Der Schein einer Taschenlampe leuchtete zu mir herunter.
    »Hi!«, sagte ich und blinzelte in der dumpfen Luft.
    »Alles klar bei dir?«
    »Ja, ich …«
    Jetzt bewegte er sich wieder in meine Richtung, die noch immer leuchtende Taschenlampe baumelte an seinem Handgelenk. »Ich habe geklopft, aber es hat niemand aufgemacht, also dachte ich …« Er erreichte die letzte Sprosse, und ich trat einen Schritt beiseite. »Ich dachte, ich sehe mal besser nach. Wusstest du, dass deine Tür nicht verschlossen

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