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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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auf.«
    »Also hat man ihnen eine Gehirnwäsche verpasst.«
    »So in etwa.«
    »Wie in einer Sekte.«
    »Mehr oder weniger. So läuft das für die breite Masse – mit der Zeit werden sie von diesem neuen Leben verschluckt und tauchen dann nie wieder auf. Die Auserwählten unter uns – Aurelia, Etan und ich – sind stärker und natürlich nicht so abgestumpft, wir verwandeln uns nicht in Drohnen. Wir erinnern uns noch daran, wo wir herkamen, haben aber meistens nicht viel, das wir vermissen könnten.«
    »Aber dieser Mann, Neil, der hat Aurelia doch gefunden?«
    »Er hat seit Jahrzehnten nach ihr gesucht. Wir wissen immer noch nicht genau, wie er sie ausfindig gemacht hat.«
    »Seit Jahrzehnten?«
    »Die beiden waren zusammen, als sie ungefähr 16, 17 waren. In einer kleinen Stadt im Westen, mitten im Nirgendwo. Aurelia müsste jetzt etwa Ende 40 sein«, erklärte er. Ich erlaubte mir ein winziges Lächeln, das ihm nicht entging. »Was denn?«
    »Dann warst du ja quasi ihr jugendlicher Gespiele.«
    Er grinste zurück. »Stimmt, so hab ich das noch gar nicht gesehen.«
    Im darauf folgenden Schweigen ging ich das, was er mir erzählt hatte, im Geiste noch einmal durch, beleuchtete es von allen Seiten, es war aber immer noch zu viel für mich. »Also, was soll ich denn jetzt tun? Ich finde es unvorstellbar, dass ich, also ich allein, sie alle …« Das Wort »umbringen« kam mir nicht über die Lippen, aber er verstand mich auch so.
    »Also weißt du, du bist viel stärker als jeder Einzelne von ihnen, und stärker, als wir es damals waren. Und ich kann dir auch sagen, seit wann wir das wissen: Seit dem Abend der Eröffnung, dem Stromausfall.«
    »Was meinst du?«
    »Da sind Gut und Böse aufeinandergeprallt. Deine Kräfte haben sich zum ersten Mal offenbart und waren wie ein unfreiwilliges Warnsignal. Wenn sich jemand wie du gegen uns stellt, kann das verheerende Folgen haben.«
    »Na, gut zu wissen. Und kannst du mir noch mal verraten, warum du mir das eigentlich alles erzählst?«, erkundigte ich mich erneut. Mit dieser Frage hatte unsere Nacht begonnen, und jetzt ging draußen vermutlich schon die Sonne auf. An die Wand gelehnt fläzten wir uns auf dem Fußboden, als lägen wir auf einer Wiese unter dem Sternenhimmel – und ich war inzwischen viel zu müde, um das unbequem zu finden. Eigentlich hatte die Situation nichts Friedliches an sich, und dennoch kam sie mir so vor. Ich fühlte mich seltsam, erfrischend sicher. Lucian hatte längst die Krawatte abgenommen, sein Hemd aufgeknöpft und die Ärmel hochgekrempelt. Meine Augenlider waren schwer, und ich stützte den Kopf auf dem Ellbogen ab.
    »Ich will, dass du gewinnst«, erklärte er, wie schon zuvor. Und dann fügte er mit Bestimmtheit hinzu: »Für mich ist es nämlich zu spät.«
    So einfach ließ ich ihn dieses Mal nicht damit davonkommen: »Vielleicht ja auch nicht. Kannst du dich nicht einfach von ihnen lossagen oder so?« Ich griff nach seiner Hand und schob den Ärmel hoch. »Du hast keine von diesen Manschetten, das ist nicht wie bei Calliope. Du könntest einfach gehen.«
    »Es ist viel komplizierter. Ich trage keine Manschette, weil ich durch so viel mehr an diese Leute gebunden bin. Im Moment kann ich nur eines tun, nämlich dir helfen.«
    »Aber was passiert dann mit dir?«
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wirst du mich verbannen müssen, Haven. Es besteht die Chance, dass ich vielleicht hierher zurückkehren darf, aber ich will dieses Leben nicht mehr.«
    »Es muss doch einen Weg geben, zu fliehen, zu bereuen und dem allen abzuschwören.«
    »Dafür müsste ich mich beiden, Aurelia und dem Fürsten stellen, und wer weiß wie vielen anderen noch. Ich glaube nicht, dass ich das überleben würde. Wenn man wie ich der herrschenden Klasse angehört und aussteigen will, dann muss man auf völlig anderer Ebene darum kämpfen. Ich denke nicht, dass ich das jetzt durchstehen würde.«
    »Ich kann dir helfen. Das schaffst du. Wir kriegen dich hier raus.«
    »Das liebe ich so an dir«, sagte er leise und bewundernd. Das war süß von ihm, seine tonlose Stimme machte der Diskussion jedoch ein Ende. »Du hältst immer alles für möglich. Aber zerbrich dir meinetwegen nicht den Kopf. Rette dich selbst, das ist jetzt das Wichtigste. Ich wünschte wirklich, ich hätte dich getroffen, bevor ich an das alles hier … gekettet war.«
    Darauf erwiderte ich nichts, ich wusste einfach nicht, was ich noch sagen sollte. Wir

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