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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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tatsächlich unglaublich jung. Solche Wünsche hielt Aurelia bestimmt für naiv und langweilig.
    »Hast du denn gar keine Träume, keine Sehnsüchte? Bist du wirklich immer so glücklich?« In ihrer Stimme lag eine Schärfe, die ich nicht verstand und die ich meiner Meinung nach auch nicht verdient hatte. Langsam geriet mein Blut in Wallung, obwohl ich mich mit meiner Chefin doch nun wirklich nicht streiten sollte.
    »Natürlich habe ich Wünsche. Und die sind mir so wichtig, dass ich dafür einiges opfere.« Sonst würde ich jetzt wohl kaum in diesem leeren Hotel hocken. Stattdessen würde ich zur Schule gehen und hätte dort einen großen Freundeskreis. Nachmittags würde ich durchs Einkaufszentrum bummeln oder mir ein Footballspiel anschauen, statt mit Tunnelblick auf meine Zukunft hinzuarbeiten.
    »Irgendwann begreifst du sicher, dass Moral dich nicht immer weiterbringt, und dass es durchaus Spaß machen kann, gelegentlich mal über die Stränge zu schlagen.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht.« Inzwischen hielt ich es für das Beste, so wenig wie möglich zu sagen. Aurelia goss sich eine weitere Tasse Tee ein, und ich probierte es noch einmal mit meiner ersten. Der zweite Schluck brannte weniger, aber vielleicht waren meine Lippen inzwischen einfach taub.
    »Es würde mich nicht wundern, wenn selbst du insgeheim auf einen Kick aus wärest. Das ist doch nur menschlich. Jeder wünscht sich doch, mal bei einem Höhenflug der Sonne gefährlich nahe zu kommen. Na, wie klingt das?«
    Ich kannte mich in griechischer Mythologie aus und wusste, dass Ikarus seinen Höhenflug mit dem Tod bezahlt hatte. Und ich konnte inzwischen auch beim besten Willen nicht mehr sagen, was Aurelia eigentlich von mir wollte. »Ich, äh … Tut mir leid, ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen folgen kann.«
    »Irgendwann wird das alles schon einen Sinn ergeben.« Aurelia verzog den Mund zu einem wissenden, triumphierenden Lächeln.
    Bevor ich noch einmal nachhaken konnte, öffnete sich die Küchentür wieder, aber dieses Mal war es nicht Celine. Beim Anblick der Kochuniform mit Mütze wünschte ich mir so sehr, es wäre Dante – den hätte ich jetzt wirklich gut gebrauchen können – stattdessen stand jedoch ein Mann vor uns, von dem ich als beste Freundin sofort wusste, dass er Dantes Typ sein würde. Tatsächlich sah er jung genug aus, um einer von uns sein zu können, seine Haut war glatt und absolut perfekt. Aber er war viel größer und kräftiger als Dante, und ich hatte den Eindruck, dass sein Schädel unter der Mütze kahl rasiert war. Mit dieser versteinerten Miene und dem ernsten Blick wirkte er nicht besonders herzlich, aber viel versierter und reifer als sonst jemand unseres Alters. Er trat an unseren Tisch heran, ohne mich zu beachten. Stattdessen wandte er sich an Aurelia.
    »Mademoiselle, ich hoffe, die traditionelle Tee-Auswahl, die Sie bestellt hatten, ist Ihren Ansprüchen gerecht geworden«, erklärte er in ehrfürchtigem Tonfall. Er hatte die Hände auf Hüfthöhe verschränkt und erwartete mit geneigtem Kopf ihr Urteil. »Lassen Sie es mich doch bitte wissen, wenn Sie noch irgendetwas brauchen.« Wie alle hier war er einfach makellos, geradezu auf Hochglanz poliert. Mir fiel auf, dass da etwas aus dem Ärmel seiner Kochuniform hervorlugte. Als er Aurelia nachschenkte, konnte ich es besser erkennen: Diese Augentätowierung, die ich jetzt schon so oft gesehen hatte, zierte sein Handgelenk. Er musste bemerkt haben, dass ich ihn anstarrte, er drehte sich nämlich zu mir um, sobald er den Tee fertig eingegossen hatte. Ich sah, dass seine Uniform in Rot mit dem Namen »Etan« bestickt war.
    »Hallo, ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Etan D’Armour.« Er sprach es »Äh-tong« aus und streckte mir die Hand entgegen, neben der das Tattoo jetzt zu pulsieren schien. Nachdem er sein Lächeln nun endlich angeknipst hatte, wirkte es tief und geheimnisvoll. »Ich bin der Chefkoch. Es ist mir eine Freude, dich hier bei uns im Parlor begrüßen zu dürfen.«
    »Danke«, sagte ich. »Sehr erfreut. Ich glaube, mein Freund Dante wird mit Ihnen zusammenarbeiten.« Ich platzte fast vor Begeisterung. Das musste ich Dante sofort erzählen!
    »Stimmt, so ist es. Ich freue mich schon darauf, ihn heute kennenzulernen. Er hat ein paar Plätzchen für mich gebacken.«
    »Ja, das sieht ihm ähnlich.«
    »Damit ist er mir jetzt schon sympathisch.« Etan wandte sich wieder an Aurelia. »Im Allgemeinen werden unsere Gäste ihren Tee ja

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