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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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trotzdem.« Sie schüttelte sich. »Leider hat er immer noch den Schraubenzieher, also haben wir Glück, dass deine Hände so klein sind wie meine.«
    »Waren Sie in ihn verliebt?« Ich hatte mir die Frage nicht verkneifen können. Es gab so vieles, das ich über sie wissen wollte. Aber jetzt machte sie plötzlich wieder dicht.
    »Natürlich. In dem Alter ist man doch ständig verliebt.« Mit ihrer typischen, harschen Stimme spielte sie die Sache nun herunter. Ich wusste nicht so recht, was sie meinte. In was für einem Alter denn? So lange konnte das noch nicht her sein. »Du verliebst dich doch sicher tausend Mal am Tag.«
    Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf erwidern sollte. Sie klang jetzt fast ein bisschen durcheinander, so als sei sie mitten in einem seltsamen Traum aufgewacht.
    »Du bist jetzt fertig«, verkündete sie nun, ohne mich anzusehen, und rückte die Puderdosen auf dem Frisiertischchen zurecht. »Wir treffen uns in der Lobby unter dem Kronleuchter.«
    Sobald ich den Raum verlassen hatte, holte ich die Halskette wieder hervor und schlang sie mir neben dem Armreif ums Handgelenk. Ich konnte sie dreimal herumwickeln, und es sah gar nicht schlecht aus. Durch das Dachfenster funkelten die Sterne, und die Lichter des Kronleuchters tauchten die Lobby, in der Gäste im 20er Jahre-Look Smalltalk betrieben und an ihren Drinks nippten, in ein himmlisches Glühen. In der Mitte unterhielt eine Jazzband die Leute mit einem klassischen Thema voller Schwung und Elan, einem Lied, zu dem man sich Tänzer beim Charleston vorstellen konnte. Während ich auf den Lift wartete, drehte ich an dem Armreifen herum, und dabei fiel mir eine Gravur im Inneren des Ringes auf. Ich wand die Hand durch die Öffnung, um mir das mal genauer anzusehen. Darin stand »In Liebe, N.«. Ich streifte das Schmuckstück wieder über. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als hätte ich gerade meine Nase in Dinge gesteckt, die mich nichts angingen. Dann öffnete sich die Aufzugtür.
    Auf dem Weg nach unten hielt der Lift mehrmals, um Fahrgäste aufzunehmen. Im siebten Stock kam ein herausgeputztes Paar herein, das den Knopf für das Zwischengeschoss drückte – die Frau trug ein bodenlanges, schwarzes Abendkleid, wühlte in ihrer Handtasche herum und würdigte mich keines Blickes. Der Mann im Smoking hingegen, der vielleicht Mitte oder Ende 40 war, aber attraktiv und distinguiert wirkte, sah mich an und schenkte mir ein kleines Lächeln.
    Ich schaute weg, beschloss dann aber, mit ihnen zusammen im Zwischengeschoss auszusteigen. Ein kleiner Umweg konnte nicht schaden, und ich musste mir einfach den Ballsaal ansehen. Das Paar schritt voran und holte sich an einem langen, mit Blumen dekorierten Tisch seine Platzkarte. Ich schob mich durch die Menge und steckte den Kopf zur Tür herein: Hier umstanden runde Tische mit riesigen Gestecken in Schwarz und Weiß eine Tanzfläche mit einer weiteren Band. Der Ball fing gerade an, die Lichter waren gedämpft, und die Menge lachte und trank bereits ausgelassen. Der eine oder andere schwang sogar schon das Tanzbein, während viele geduldig auf ihrem Platz saßen und darauf warteten, dass die Kellner, die aus einer Tür im hinteren Bereich des Saals hervorquollen, die Teller mit Salaten brachten. Hier würden Wohlhabende und Prominente zusammenkommen – sie hatte man nicht wie die Partygäste im Parlor, Capone, der Galerie und dem Tresor dazu angehalten, in passenden Kostümen zu kommen. Ich hatte noch nie so viele Berühmtheiten auf einmal gesehen und fühlte mich durch ihre Nähe plötzlich auch ein klein bisschen wichtig.
    Aurelia hielt Wort und stellte mich allen vor: den Präsidenten der besten Universitäten in der Stadt, Chicagos Football-, Baseball- und Basketballstars, Künstlern, Modedesignern und Musikern aus der Region, Journalisten und Fernsehmoderatoren, einer endlosen Reihe von Mitgliedern des Stadtrats und dem Bürgermeister. Sie nannte mich ihre »Starassistentin und größte Investition in die Zukunft«. Ich hatte keine Ahnung, womit ich die ganze Aufmerksamkeit eigentlich verdiente, suhlte mich aber darin, ließ mich davon einlullen und verspürte heute Abend per Prokura Aurelias Macht. Jeder lächelte mich an, weil er sie anlächelte. Man wollte mich kennenlernen, weil sie mich herumreichte. Die ganze Gala schien nur dem Zweck zu dienen, dass ich mich wie das Zentrum des Universums fühlte.
    Aurelia hatte mich sogar wie eine kleinere, dunkelhaarige Version von sich selbst zurechtgemacht.

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