Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
den Lippen ab. Bis ich plötzlich Rauch roch.
Ich stupste ihn am Arm. »Du, da brennt was an.«
»Ich würde eher sagen, dass du nichts anbrennen lässt. Die Sache zwischen euch ist offensichtlich heiß, und jetzt hat er dich auch noch geküsst, aber …«
»Nein«, unterbrach ich ihn, »da brennt wirklich was an.« Ich deutete zum Herd und rannte schließlich hinüber. Das Brokkoli-Cheddar-Omelett wurde langsam schwarz. »Also bitte, als ob du da viel ausrichten könntest.« Ungerührt schob Dante mich auf dem Weg zum Herd beiseite und ließ mein Omelett auf einen Teller gleiten. »Hättest du gern ein neues? Dieses ist ziemlich knusprig geworden.«
»Knusprig find ich gut.«
»Dann wirst du das hier lieben.« Er schob es mir herüber und bereitete dann eine zweite Portion zu. Ich haute rein – innen hatte der Käse die perfekte Konsistenz.
»Das ist ja der helle Wahnsinn! Die Technik solltest du patentieren lassen.«
»Das so genannte Rundum-Sorglos-Omelett.«
»Das ist einfach brillant. Vier Sterne.«
»Aber zurück zu dir und Lucian.«
»Gefällt mir, wie das klingt.«
»Das kann ich mir vorstellen!«
»Also? Ich warte auf deine Analyse – warum ist er wohl direkt nach dem Kuss verschwunden?«
»Hmmm, ich weiß auch nicht«, erklärte er vorsichtig. »Ich meine, das könnte durchaus praktische Gründe gehabt haben – vielleicht musste er eine Sicherung auswechseln oder so?«
»Wahrscheinlich.«
»Oder das ist alles ein Spielchen, und er macht jetzt einen auf ganz cool.«
»Hm-hm.« Diese Möglichkeit gefiel mir überhaupt nicht.
»Oder er wollte es möglichst dramatisch halten, wie bei dieser bizarren Szene mit der Attrappe oder Puppe oder Frau mit gruseligem Make-up, oder was auch immer das da draußen war.« Er bestreute das nächste Omelett mit Paprika, Käse und Brokkoli.
»Ja, was sollte das eigentlich?«
»Keine Ahnung. Das war komisch, oder? Ich stand ziemlich weit hinten, von da aus wirkte es sehr merkwürdig.«
»Ganz vorn war es genauso seltsam.«
»Hm.«
Er ließ auch das zweite Omelett auf einen Teller gleiten und stellte es auf den Platz neben meinem. »Dafür reicht unser Kunstverständnis wohl nicht.«
»Aber im Ernst, die ganze Sache hat mich richtig mitgenommen.« Eigentlich hätte ich doch von den angenehmeren Momenten des vergangenen Abends träumen sollen, stattdessen sah ich immer wieder diese Szene vor mir. Dante manövrierte uns jedoch zurück in sichere Gewässer. »Also … Lucian. Hast du den heute schon gesehen?«, fragte er mit einem Funkeln in den Augen.
»Noch nicht.« Nervös sog ich die Luft ein.
»Immer schön cool bleiben«, mahnte Dante und drehte das dritte Omelett um.
»Natürlich. Was denn sonst?« Ich konnte nicht mal ernst bleiben.
Mit dem Pfannenwender gab mir Dante eins auf den Arm.
»Cool«, wiederholte ich. »Schon verstanden.«
»Und ich will ja auch kein Spielverderber sein«, begann er behutsam. Ich ahnte schon, was jetzt kam. »Aber ich dachte eigentlich, dass er vielleicht, eventuell was mit Aurelia am Laufen hatte?«
Es war mir ganz gut gelungen, diese Tatsache zu ignorieren, aber jetzt drängte sie sich mir langsam wieder auf. Der Kuss hatte mich einfach jeder Logik beraubt.
»Ja, gutes Argument. Ich weiß auch nicht so genau. Eigentlich versuche ich, nicht darüber nachzudenken. Ich kann dir nur sagen, dass er mich geküsst hat, und ich hab zurückgeküsst.« Ich zuckte mit den Achseln.
»Und dafür bist du meine Heldin. Ich bin so stolz auf dich, mein Mädchen!« Er klopfte mir auf die Schulter und schüttelte mich noch einmal durch. Lance erschien in der Tür. In seiner Uniform sah er zwar schnieke aus, aber er gähnte wenig elegant und kratzte sich am Kopf.
»Morgen«, grüßte er mit halb offenem Mund.
»Oh-oh, jetzt sollten wir besser aufhören, über Lance zu lästern!«, rief Dante mit lauter Stimme.
»Er macht nur Spaß«, stellte ich klar.
»Das ist für dich, Mann. Du kommst mir vor wie jemand, der ein gefülltes Omelett zu schätzen weiß, stimmt’s?«, fragte Dante.
»Danke – wow, das sieht ja toll aus.«
»Gestern spät geworden?«, erkundigte ich mich, und dann wurde mir klar, dass ich ihn zuletzt mit Raphaella gesehen hatte.
»Ich glaub schon«, murmelte er und widmete sich seinem Frühstück.
»Jetzt erzähl!«, drängte ihn Dante aufgeregt, während er mit seiner eigenen Portion in der Hand Platz nahm.
»Da gibt’s nicht viel zu erzählen, ich bin nach gestern Abend nur ziemlich fertig.«
»Wir
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