Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
ergötzen uns hier gerade an der Schilderung von Havens Rendezvous mit Lucian.« Dante wackelte mit den Augenbrauen.
Jetzt war ich auf einmal schüchtern. »Nein, das war echt keine große Sache. Aber du sahst so aus, als hättest du Spaß mit Raphaella.«
»Ja«, erwiderte er, und das war’s. Solche Dinge behielt Lance offensichtlich lieber für sich. »Also, was ist heute angesagt? Worin besteht nach der Eröffnung eigentlich unsere Aufgabe?«
Nachdem wir das Frühstück hinter uns hatten, atmete ich einmal tief durch und klopfte bei Aurelias Büro an. Aus dem Inneren erklang ein leises, gelangweiltes »Ja?«. Ich steckte den Kopf zur Tür herein. »Los, los, wir haben heute nicht viel Zeit«, erklärte meine Chefin.
»Guten Morgen, Aur …«
Sie schnitt mir das Wort ab und ratterte ihren Text bereits herunter, noch bevor ich ihren Schreibtisch erreicht hatte.
»Der gestrige Abend hatte eine phänomenale Berichterstattung in der Presse.«
»Das war wirklich ein unglaubliches Erlebnis, und ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie …« Sie unterbrach mich schon wieder.
»Ich möchte, dass du jeden Morgen die Artikel über uns zusammenträgst und mir zumailst.«
»Natürlich.«
»Da wir unseren Bekanntheitsgrad auf diesem Wege verstärken möchten, werde ich dir Listen wie diese«, sie reichte mir einige Blätter, »von Pressevertretern geben. Dann werden du und/oder Lucians Praktikant …«
»Lance.«
»Ja, du und Lance, ihr werdet ihnen persönlich einen Gruß mit einer kleinen Aufmerksamkeit überbringen. Wende dich an Etans Jungen …«
»Dante.«
»Genau, Dante. Der bereitet die Präsente vor«, fuhr sie fort und wedelte mit einem anderen Blatt Papier herum. »Das hier ist der Grußtext, und der kommt hier drauf.« Sie reichte mir einen Stapel Karten mit ihrem Namen und Umschläge, auf denen als Absender die Adresse des Lexington aufgedruckt war. »Lern meine Schrift.«
»Verstanden.«
»Nach der Eröffnung müssen wir jetzt jeden Tag neue Schlagzeilen schreiben. Es ist wichtig für uns, dass diese Leute wiederkommen, wir müssen die Sache vorantreiben. Und dabei wollen wir neue Wege beschreiten.«
»Okay.« Die Sache vorantreiben . Das gefiel mir. Genau das brauchte ich auch – ich musste einen Weg finden, die Sache mit Lucian voranzutreiben. Aber zunächst einmal musste ich mich hier wieder konzentrieren.
»Dein offizieller Arbeitsplatz ist ab jetzt das Büro in der Galerie. Halt Augen und Ohren offen, wenn du dort bist. Für den richtigen Preis ist dort alles verkäuflich, und wenn jemand ein Angebot für ein Kunstwerk oder ein Sammlerstück macht, dann möchte ich darüber informiert werden.«
»Okay.«
»Noch Fragen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Gut.« Sie wandte sich wieder den Unterlagen auf ihrem Schreibtisch zu, was ich als mein Stichwort auffasste, den Rückzug anzutreten. Ich hatte das Büro schon beinahe verlassen, als ihre Stimme ertönte: »Liege ich da falsch, oder hast du noch etwas für mich?«
Ich erstarrte und drehte mich langsam um.
»Nein, da haben Sie schon recht.« Ich wollte das vorbringen, ohne es wie eine armselige Ausrede klingen zu lassen. »Aber aufgrund einiger … technischer Schwierigkeiten und … Probleme mit dem Licht …«, begann ich. Sie wusste doch sicher noch, dass der Strom ausgefallen war, kurz nachdem sie mir den Auftrag erteilt hatte. Aber sie sah mich immer noch triumphierend an, schien das amüsant zu finden und wollte offensichtlich sehen, ob ich die Sache wohl durchstand, ohne mich zu winden und um Gnade zu flehen. »… ist es mir gestern Abend nicht gelungen, meine Aufgabe zu erfüllen. Ich beabsichtige aber, das wiedergutzumachen und Ihnen morgen neue Bilder aus dem Club vorzulegen.«
»Wie du dir vorstellen kannst, bin ich enttäuscht«, erwiderte sie steif und mit einem Seufzen. »Sag in dem Fall Lucians Jungen Bescheid, dass er die Artikel aus der Tribune und der Sun-Times auf den Monitor beim Empfang laden soll. Deine Aufnahmen habe ich dann aber morgen auf dem Tisch.«
»Selbstverständlich.«
»Dann geh jetzt.«
Da war ich ja noch mal ganz knapp davongekommen; es hätte schlimmer werden können.
Lance ausfindig zu machen war gar nicht so einfach, da er im Hotel umhergewandert war und vergeblich nach Lucian Ausschau gehalten hatte. Er war erleichtert, als ich ihm Bescheid sagte, dass ich über unsere heutige Aufgabe im Bilde war.
»Ich bin echt sauer, weil mein blöder Mentor sich scheinbar vorgenommen hat,
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