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Das dunkelste Blau

Das dunkelste Blau

Titel: Das dunkelste Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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nur. Danke, sagte sie zum Händler.
    – Seid fröhlich, Bella.
    – Ich werde es versuchen.
    Am Tag vor Karfreitag kam der Stein.
    Etienne und die Jungen pflügten, während Isabelle und Hannah das Haus putzten, es vom Rauch und der Dunkelheit des Winters befreiten. Sie schrubbten die Böden und Wände, kochten die Töpfe aus, wuschen die Kleider, wechselten das Stroh im Bett und misteten den Stall aus. Sie wuschen die Wände noch nicht weiß. Alle Häuser im Tal wurden jedes Frühjahr innen weißgewaschen, aber die Tourniers wollten warten, bis der Kamin fertig war.
    Isabelle rührte in einem Bottich voll dampfender Kleider, als sie den Karren kommen sah; das Pferd zog schwer an der Last.
    – Marie, geh und sag Papa, daß der Granit angekommen ist, sagte sie. Marie ließ den Stock fallen, mit dem sie in der heißen Wäsche gestochert hatte, und rannte hinaus zu den Feldern.
    Als Etienne und die Jungen zurückkamen, saß der Mann über einer Schüssel Eintopf am frischgeschrubbten Tisch. Er aß schnell, den Mund dicht an der Schüssel. Als er fertig war, hob er den Kopf.
    – Wir brauchen noch zwei Männer, um ihn zu heben.
    Etienne nickte Petit Jean zu.
    – Geh und hol Gaspard, sagte er.
    Während sie warteten, erklärte Etienne, wie er den Kamin bauen würde.
    – Zuerst werde ich ein Bett ausheben, so daß er auf gleicher Höhe mit dem Boden ist, sagte er.
    Hannah, die hinter Etienne gestanden hatte, nahm die Schüssel des Mannes, füllte sie erneut und setzte sie dann mit einem Knall vor ihn hin.
    – Warum hebst du es nicht jetzt aus? fragte er. Dann können wir den Stein gleich setzen.
    – Es würde zu lange dauern, erwiderte Etienne unbehaglich. Der Boden ist noch gefroren. Ich will nicht, daß du warten mußt.
    Der Mann stieß mit dem Fuß auf den Boden.
    – Fühlt sich nicht gefroren an.
    – Er ist noch sehr hart. Ich war auf dem Feld und hatte keine Zeit zu graben. Außerdem habe ich gedacht, daß du erst später kommen würdest. Nach Ostern.
    Das stimmt nicht, dachte Isabelle und sah Etienne fest an, der seine Augen auf den Boden gerichtet hielt, wo der Mann mit seiner Fußspitze ein kleines Loch gebohrt hatte. Gaspard hatte ihnen gesagt, daß sie ihn vor Ostern erwarten könnten. Es war ungewöhnlich, daß Etienne so offensichtlich log.
    Der Granit-Mann aß die zweite Schüssel leer.
    – Ihr Frauen kocht doch sehr gut auf diesem Feuer hier, sagte er, indem er mit dem Kopf zu den Flammen in der Ecke wies. Warum wollt ihr das ändern?
    Etienne zuckte die Achseln.
    – Wir sind es gewöhnt, einen Kamin zu haben.
    – Aber ihr seid jetzt in einem neuen Land. Mit neuen Gewohnheiten. Sie sollten auch eure Gewohnheiten werden.
    – Manche alten Bräuche bleiben immer bei uns, egal, wo wir hingehen, sagte Isabelle. Sie sind ein Teil von uns. Nichts kann sie ganz ersetzen.
    Sie starrten sie alle an; ein häßlicher Ausdruck lief über Etiennes Gesicht.
    Warum habe ich nur gesprochen? dachte sie. Ich weiß doch, daß es am besten ist, still zu bleiben. Warum habe ich so etwasgesagt? Jetzt wird er mich schlagen, genau wie im Winter. Und er wird das Baby verletzen. Sie berührte ihren Bauch.
    Als die Männer kamen, war Etienne zu beschäftigt, als daß er seinen Ärger hätte ausleben können. Vier starke Männer waren nötig, um den Block vom Wagen zu heben und ihn ins Innere zu zerren, wo sie ihn gegen die Wand lehnten, gleich neben die Tür. Jacob ließ seine Hände daran hinauf- und hinunterwandern. Marie streckte sich daran aus, als wäre er ihr Bett.
    – Er ist warm, Maman, sagte sie. Wie zu Hause.
    Ostern war die Zeit der Erlösung, in der die Härte des Winters einen Sinn bekam. Isabelle holte ihre schwarzen Kleider für den Gottesdienst heraus und zog sich mit einer Leichtigkeit um, die sie längst verloren geglaubt hatte.
    Das ist, was man Hoffnung nennt, dachte sie. Das hatte ich vergessen.
    Sie hatte sich gefragt, ob Etienne ihr verbieten würde, zur Kirche zu gehen, weil sie etwas zu dem Granit-Mann gesagt hatte, aber er erwähnte es nicht. Ihr dreistes Sprechen wurde durch seine Lüge ausgeglichen.
    Sie half Marie, ihr Kleid anzuziehen. Ihre Tochter war aufgeregt, hüpfte im Zimmer umher und lachte vor sich hin. Als es Zeit war zu gehen, nahm sie Isabelles eine Hand, Jacob nahm die andere, und die drei gingen nebeneinander den schmalen Pfad hinunter, hinter Etienne und Hannah und Petit Jean, der vorausrannte.
    Isabelle wagte nicht, an die Jungfrau in Chalières zu denken. Es ist genug, daß ich

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