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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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würgte den Motor ab. Kurz darauf kam Hornung heraus, in einem hellen Mantel, wie Doktor Schwan ihn trug. Und mit einer großen Plastiktüte, darin befand sich vermutlich der Overall. Er stieg in seinen Lieferwagen und folgte ihr.«
    »Haben Sie das von Ihrem Haus aus beobachtet?«
    »Vom Fenster neben dem Eingang, ich habe mich nicht getraut rauszugehen.« Viktoria Brehm schaute in die entsprechende Richtung. »Hornung blieb drei Stunden weg, das waren die schlimmsten meines Lebens.« Sie schloss kurz die Augen. »Eva lag tot in meinem Keller, ich konnte nichts weiter tun, als zu warten.«
    »Und dann?«
    »Als Hornung endlich zurückkam, war auch der Mantel blutig. Er hatte alles in die Tüte gestopft und verbrannte den Overall und den Mantel im Kamin. Dabei half ich ihm, das gebe ich zu.« Die letzten Worte sprach sie mit Nachdruck, wie jemand, der jedes Detail korrekt wiedergeben wollte. »Ich fragte Hornung natürlich, was er getan habe. Er sagte nur, dass etwas gar nicht so gelaufen sei, wie er sich das vorgestellt hatte. Er verfolge jetzt einen neuen Plan, und dabei müsse ich ihm helfen. Es ging darum, Doktor Schwan den Mord an Eva unterzuschieben. Dafür brauchte er einen hellen Mantel. Ich habe ihm einen Trenchcoat von Heinrichs alten Sachen überlassen, darauf kam es ja nicht mehr an. Dann nahm Hornung Evas Leiche mit. Er hatte jetzt ein anderes Auto, ein silbernes, nicht mehr seinen Lieferwagen. Es stand in meiner Einfahrt, damit man möglichst wenig davon sah.«
    »Was wussten Sie von den Morden an Sophie Schwan und Gesa Simon?«, fragte Raupach.
    »Das habe ich erst später erfahren, durch die Polizei. Ich kann Ihnen nur sagen, wie ich Hornung einschätze. Der Mann hätte alles für diesen Schatz getan, er wollte damit steinreich werden, so stellte er sich das vor. Ich hatte den Eindruck, dass er mir vieles verschwieg, dass er mehrgleisig fuhr, um auf Nummer sicher zu gehen. Er hatte irgendetwas mit Sophie Schwan, das war mir klar. Kein richtiges Verhältnis, was konnte so eine Frau mit einem Hausmeister schon anfangen? Wahrscheinlich ist sie einfach mal schwach geworden, bei einer Kellerbesichtigung oder dergleichen, um ihrem Mann eins auszuwischen. Hornung bildete sich eine Menge darauf ein, das spürte man. Am Freitagnachmittag wollte er sie vielleicht überreden, ihm zu helfen, und sie machte nicht mit. Im Gegenteil: Sie hatte das Blut gesehen und wurde zum Risiko.«
    »Und warum musste Gesa Simon sterben, die Heilpraktikerin?«
    »Er sprach einmal davon, dass sie eine Abreibung verdient habe.«
    »Das ist etwas anderes als Mord«, wandte Raupach ein.
    »Es sollte wohl wie ein Amoklauf aussehen. Sicher ist nur, dass er mit der ihm eigenen Gründlichkeit alles unternahm, um den Verdacht auf Schwan zu lenken. Er kannte den Doktor ja gut, seine Gewohnheiten und alles, damit gab er regelrecht an. Die Briefe aus Amerika, die Eva meines Wissens in ihrem Sekretär verwahrt hatte, musste er immer noch beseitigen. Das gelang ihm dann vor ein paar Tagen, nachts.«
    »Dabei wäre ihm Heide Thum fast in die Quere gekommen«, warf Sharon ein und blickte zu Raupach. »Wenn ich bedenke, dass es auch mich hätte treffen können …«
    »Hornung fand seinen Plan genial«, sagte Viktoria.
    »Und Sie?«, fragte Raupach.
    »Ich hatte nur den Gedanken, diese Sache bis zum Ende durchzustehen.«
    »Wie sah es aus, dieses Ende?«
    »Darf ich mich kurz entschuldigen?« Viktoria Brehm stand auf. »Es dauert nicht lange.«
     
    RAUPACH BEGLEITETE die Frau nach drinnen. Photini wartete am Eingang. Er bat sie, sich diskret um Viktoria Brehm zu kümmern. Die Tür des WC blieb halb geöffnet. Photini passte solange auf.
    Auf dem Wohnzimmertisch lagen weitere Gegenstände, die offenbar Heinrich gehört hatten, Photini hatte sie von der oberen Etage heruntergebracht. Ein goldenes Parteiabzeichen mit Hakenkreuz, auf der Rückseite die Gravur H. B. 23.2.1944. Das Buch »Mein Kampf« in einer Schmuckausgabe. Eine Zigarrendose mit einer persönlichen Widmung, diesmal von A. Speer. Eine Pistolentasche mit einer Schachtel Munition.
    Raupach holte Sharon, sie sah sich alles genau an, trug dabei Schutzhandschuhe, obwohl die Sachen im engeren Sinn kein Beweismaterial waren. Na ja, vielleicht war es doch nötig, dachte Raupach. Man musste mit diesen Dingen nicht mehr in Berührung kommen als unbedingt nötig.
    »Gib mir eine Kopie von dem Band, wenn wir hier fertig sind«, sagte er zu Sharon, ohne sie anzusehen.
    Sie schaute ihn überrascht

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