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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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an. »Wie hast du das gemerkt?«
    »Da drin ist es ziemlich warm. Warum bist du wohl so gut angezogen?« Er wies auf ihre olivgrüne Militaryjacke, berührte eine der aufgenähten Taschen. »Das Aufnahmegerät steckt … hier?«
    »Du kriegst deine Kopie«, sagte Sharon. »Keine Sorge, ich lass mir Zeit mit der Story. Das ist sie wert.«
    Als Viktoria Brehm die Toilette verließ, ging sie wieder nach draußen, langsam, als gehörte sie zu einer Gruppe von Diplomaten, die sich zur entscheidenden Verhandlungsrunde begab. Sie waren jetzt zu viert, Photini kam mit, Viktoria hatte nichts dagegen.
    »Dieser Tunnel«, sagte sie und setzte sich ganz aufrecht in ihren Sessel, »ehrlich gesagt, habe ich nicht daran geglaubt, dass so etwas geht, in dieser kurzen Zeit. Aber Hornung kannte sich gut mit Maschinen aus. Außerdem hatte er genaue Baupläne von der Villa, wegen der Kellerarbeiten, die Eva und Schwan ursprünglich beabsichtigten. Ich wiederum wusste, dass die Nachbarn auf Gran Canaria waren, sie bleiben dort normalerweise den ganzen Frühling über. Ich habe einen Schlüssel, um hin und wieder nach dem Rechten zu sehen.«
    »Wäre der Tunnel denn ohne unsere Suchaktion unentdeckt geblieben?«, fragte Photini. »So ein Loch im Boden fällt doch auf.«
    »Hornung war sehr vorsichtig. Er entfernte die Verbundsteine hinter der Garage und grub von dort aus. Das Erdreich landete in der Mulde, er und seine Leute mussten nur aufpassen, dass das möglichst unauffällig vonstattenging, deshalb errichteten sie ein Baugerüst und bespannten es mit einer Plane gegen neugierige Blicke. Danach hätten sie alles wieder zugemacht, eine Erklärung für die Spuren der Geräte wäre mir schon eingefallen.«
    Raupach fand, dass für derlei Details immer noch Zeit war. »Was geschah in der Lagerhalle?«
    Viktoria roch an ihren Händen. Sie hatte im Bad eine neue Seife ausprobiert. White Iris. Sie war ein wenig enttäuscht, der Duft war so dezent, dass man kaum etwas roch.
    »Hornung wollte sich ins Ausland absetzen, wie Sie sich denken können. Der Schatz ließ sich natürlich nicht auf die Schnelle zu Geld machen, so etwas dauert mindestens ein paar Wochen, wenn man von den Händlern nicht übers Ohr gehauen werden will. Deshalb verlangte er eine größere Summe von mir. Um die Zeit zu überbrücken.«
    »Wie viel?«
    »Fünfzigtausend. Er wollte es mir sogar zurückzahlen.« Sie lachte. »Er stand unter Druck, Ihre Suchaktion hatte ihn in die Enge getrieben.«
    »Was haben Sie getan?«
    »Ich zögerte. Das Geld hätte ich ihm schon besorgen können, das war nicht das Problem. Aber ich fragte mich, ob ich es je wiedersehen würde. Hornungs Chancen standen bedeutend schlechter, als er es sich ausgerechnet hatte.«
    »Die Informationen, die wir von Sharon Springman erhielten, haben die Ermittlung beschleunigt«, sagte Raupach zur Erklärung. »Sonst hätte Hornung alle Zeit der Welt gehabt.«
    »Leider merkte er, dass ich ihm nicht traute. Also ließ er durchblicken, dass er den Teil des Schatzes, der mir zugedacht war, lieber noch eine Weile behalten wolle. Dass er ihn notfalls den Medien zuspielen würde.« Viktorias Stimme wurde dunkler. »Ich hatte so etwas befürchtet. Aus diesem Grund hatte ich Heinrichs Pistole mitgenommen, frisch gereinigt, damit sie im Notfall tadellos funktionierte.«
    Sie machte eine Pause.
    »Und weiter?«, fragte Raupach.
    »Ich schoss ihm in die Brust. Bis er tot war.« Sie deutete auf ihren Oberkörper. »Es ging schnell. Viel schneller als bei Eva. So eine Pistole ist effizient. Man entsichert und drückt einfach ab. Ich habe es ein paarmal ohne Patronen geübt. Dadurch war ich gar nicht aufgeregt.« Sie seufzte. »Im Gegensatz zu vorhin. Das war übereilt. Ich wollte niemand … verletzen.«
    Raupach, Photini und Sharon starrten die Frau ungläubig an. Es lag an der Art, wie sie dieses Geständnis ablegte, sicher und ohne lange nach Worten suchen zu müssen, als habe sie sich darauf vorbereitet.
    Viktoria goss wieder Wein in ihr Glas. »Erwarten Sie, dass ich mehr Betroffenheit zeige? Ich finde, Hornung bekam, was er verdiente. Es war die beste Lösung.«
    Sie schaute weg, nicht um dem Blick des Kommissars auszuweichen, sondern um ihre Pflanzen zu betrachten. Sie hatte sie am Nachmittag gründlich gewässert. Der Feigenbaum besaß erstaunlich viele neue Triebe in diesem Jahr. Die Bougainvilleen blühten in einem hübschen Magentaton. Wenn die Buschtomaten so weiterwuchsen, würde es eine reiche Ernte geben.

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