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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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stimmte mit dem der Zuckerdose überein.
    »Das stand in einer Vitrine, ein ganzes Service gehört dazu, wie Marsh gesagt hat. Oben im ersten Stock gibt es auch noch einen alten Zeichentisch, Zirkel, Lineale, wie im Museum.«
    Er hielt den Deckel fest und drehte die Kanne um.
    Dem Ib. Pg. H. Brehm in Anerkennung seiner außerordentlichen Verdienste. Hitler. Handschriftlich, wasserfest, in einer speziellen Farbe für Emaille. Außerdem der Reichsadler mit Hitlers Initialen.
    »Pg. Steht das für Parteigenosse?«, fragte Raupach.
    Er bekam keine Antwort. Schaute hoch.
    Photini hatte ihre Waffe im Anschlag.
    »Geben Sie mir keinen Grund abzudrücken.« Sie sprach laut und deutlich.
    Die Pistole musste unter Viktoria Brehms Sitzpolster gelegen haben. Es war ihr gelungen, sie hervorzuziehen und auf Raupach zu richten. Ihr Gesicht zeigte immer noch keine Regung.
    Er starrte in den Lauf. Die Frau hatte nichts mehr zu verlieren.
    Photini umrundete langsam den Tisch. Kam näher. Ließ ihr Gegenüber nicht aus den Augen.
    Dann machte sie einen schnellen Schritt nach vorn und schlug Viktoria Brehm die Pistole aus der Hand.
    Sie fiel auf den Boden. Raupach schnellte vor und hob sie auf. »Bist du verrückt?«.
    »Der Sicherungshebel. Sie hatte keine Zeit gehabt, ihn umzulegen.«
     
    EIN KLOPFEN an der Scheibe. Raupach spähte nach draußen, beschattete seine Augen. Heide. Er ging an ein abgeklapptes Fenster.
    »Alles in Ordnung?« Sie hielt ihre Waffe in Bereitschaft.
    »Ja, Photini hat …«
    »Wir haben alles mitgekriegt. Höttges steht auf der anderen Seite des Wintergartens.«
    »Wir brauchen noch eine Weile«, sagte Raupach.
    »Sharon möchte dabei sein.«
    »Schick sie rein.«
    Die Amerikanerin betrat den Wintergarten durch eine rückwärtige Tür, die ins Freie führte. Zu der Steineiche, die Heinrich und Gustav gesetzt hatten. Der Kies knirschte unter ihren Sohlen. Sie trat in den Lichtschein.
    Raupach stellte Sharon vor. Erklärte, was die Amerikanerin mit der Geschichte der Villa verband.
    Viktoria Brehm schaute hoch. Sah zu, wie Photini dem Magazin von Heinrichs alter Pistole eine Patrone entnahm und sie dem Kommissar zeigte. Die Polizisten nickten übereinstimmend, offenbar hatten sie die fehlende Hülse in der Lagerhalle gefunden. Viktoria hatte vergeblich danach gesucht und sie verlorengegeben. Ein Fehler.
    Es war vorbei. Sie akzeptierte es. Ihr Handgelenk schmerzte. Erstaunlicherweise kehrten ihre Kräfte zurück.
    »Setzen Sie sich«, sagte sie und wies auf einen Sessel der Sitzgruppe.
    »Ich bin Jüdin«, sagte Sharon.
    »Und?«
    »Ihr Vater …«
    »Heinrich war kein Antisemit. Und ich bin es auch nicht. Was denken Sie von mir?« Sie wandte sich an Photini. »Stöbern Sie ruhig noch ein wenig herum. Sie werden sein Parteiabzeichen finden, Urkunden von Architektenwettbewerben, eine Zigarrendose mit persönlicher Widmung. Alles namentlich gekennzeichnet.«
    Raupach wechselte ein paar Worte mit Photini. Sie zog sich zurück. Die Pistole lag entladen auf dem Tisch.
    »Manchmal vergessen wir, jeden unwiderruflichen Schritt genau zu bedenken«, sagte Viktoria. »Im Vertrauen darauf, dass wir es irgendwie schaffen werden, mit Anstand abzutreten. Auch wenn wir letztlich nicht sicher sind, dass es uns gelingen wird.«
    Das Reden gab ihr Mut fortzufahren. »Wir waren damals fünf Jahre alt. Eva und ich. 1950. Wir stromerten drüben auf dem Grundstück der Villa herum.«
    »Das wissen Sie noch?«, fragte Raupach.
    Sie ignorierte den Kommissar und sprach weiter. »Der General war fort, Gustav baute das Haus nach seinen Vorstellungen um. Heinrich half ihm dabei, er kannte das Anwesen, meine Familie war mit den Wenzels befreundet.«
    Viktoria nahm von dem Eistee. Schade, dass er warm geworden war. »Ich spielte Verstecken mit Eva. Sie suchte mich draußen zwischen den Farnen, aber ich ging in den Keller. Bis zu der Grube. Gustav ließ sie gerade versiegeln. Er begutachtete den Inhalt ein letztes Mal und gab dem Bauarbeiter Anweisungen. Dann bemerkte er mich. Ich war neugierig, wollte wissen, was da drin war. Das sei ein Schatz, sagte er, ein Geheimnis. Von nun an würden wir es miteinander teilen. Er bat mich, nie ein Wort darüber zu verlieren, auch nicht Eva gegenüber.«
    Sie hielt inne, schaute in die Richtung der Villa. »Ich ging wieder nach draußen, und wir spielten weiter. Natürlich konnte ich das nicht für mich behalten. Kurz darauf verriet ich Eva, was ich gesehen hatte. Sie glaubte mir nicht. Doch die

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