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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Brieföffner. Oder ein kleines Küchenmesser.«
    »Ein Stilett«, schlug Höttges vor.
    »Wir sind hier in keinem Shakespeare-Drama«, sagte Photini.
    »Kann man nie ausschließen.« Raupach nahm seinen Stift so in die Hand, als wolle er damit zustechen. »Dabei fließt eine Menge Blut, allerdings nicht so viel wie beim Durchschneiden der Kehle. In Eva von Barths Fall wurde die Arterie durch den Stich nur angekratzt, das Gefäß zerriss nicht. Möglicherweise ließ der Täter die Waffe stecken, dadurch blieb der Stichkanal verschlossen, und die Wunde blutete nach innen. Erst später ging er auf Nummer sicher und durchtrennte die Halsschlagader.«
    »Wir müssen den Tatort finden«, sagte Höttges.
    »Was meinst du, wie Schwan reagieren wird?«, wollte Photini wissen und blickte zu Jakub, der mit am Tisch saß. »Bei seiner Frau und Gesa Simon konnte er sich noch rausreden. Aber eine Leiche in der Nähe seines Ferienhauses?«
    Jakub hatte über Höttges’ Theorie bereits nachgedacht. Der weite Weg nach Föckinghausen an einen Ort, der für Schwan äußerst verfänglich war. »Wenn ich Schwan nicht von Angesicht zu Angesicht kennen würde«, fing er an, »wenn ich den Fall nur auf dem Papier beurteilen müsste, dann würde ich annehmen, dass hier jemand versucht hat, eine Serie perfekter Verbrechen zu begehen.«
    »Der?« Photini schüttelte den Kopf und betrachtete den Bildschirm, der den Vernehmungsraum zeigte. Schwan saß zusammengesunken auf seinem Stuhl.
    »Er ist sehr intelligent«, sagte Jakub. »Er weiß genau, dass es keinen eindeutigen Beweis gegen ihn gibt.« Er warf einen Blick auf das Schema, das er gezeichnet hatte. Schwans Äußerungen in Bezug auf diese und jene Person. Seine Vernetzung mit den Opfern und den wenigen Zeugen. »Aber er ist auch wie ein Kind.«
    »Ein gefährliches Kind?«, fragte Raupach. »Auch das gibt es.«
    »Die Nacht in der Arrestzelle, nachdem ich nichts mehr aus ihm herausbekommen habe, war schrecklich für ihn.« Jakub wies auf den Monitor. »Er hat kein Auge zugetan, ging die meiste Zeit auf und ab. Das Essen hat er nicht angerührt. Nachdem er eine halbe Stunde am Abtritt verbrachte, im toten Winkel der Videokamera, sah der Diensthabende nach und überredete ihn, sich doch noch etwas hinzulegen und die Einwegdecke zu benutzen, wenn ihm kalt sei. Schwan hat es ignoriert und blieb stehen.«
    Seit ein Gefangener die Fäden der früher üblichen Wolldecke aufgetrennt und sich damit erhängt hatte, gab es in den Arrestzellen des Polizeigebäudes nur noch in Folie eingeschweißte Decken. Sie bestanden aus dem gleichen Material wie die Anzüge der Spurensicherung, weiß wie ein frisches Tischtuch. Kein Gefangener konnte die Dinger leiden, aber das war auch nicht Sinn der Sache.
    »Weiß er schon, dass wir die dritte Leiche entdeckt haben?«, fragte Photini.
    »Nein. Wir werden gleich sehen, wie er reagiert.« Raupach dachte an die Routinemaßnahmen. »Ich habe die Kriminaltechniker angewiesen, Schwans Auto noch einmal daraufhin zu untersuchen, ob er damit in Föckinghausen gewesen ist, nach Erdresten im Reifenprofil und dergleichen. Im Kofferraum haben sie ja nichts gefunden, was auf einen Leichentransport hinweist. Und nirgendwo ein Tropfen Blut.«
    »Wo ist eigentlich Heide Thum?« Höttges blickte sich im Besprechungszimmer um. Er vermisste die ungnädige Morgenstimmung der Kommissarin. Zu spät zum täglichen Meeting zu kommen, war nicht ihre Art. Er war mit Photini in aller Frühe vom Sauerland aufgebrochen, um wieder rechtzeitig in Köln zu sein.
    »Über Handy nicht zu erreichen«, sagte Raupach. »Sie wollte gestern mit der Frau sprechen, die in der Ärztevilla nach Eva von Barth gefragt hat.«
    Photini sah in ihre Notizen. »Sharon Springman.«
    »Wir haben herausgefunden, dass sie im Hotel »Boudon« wohnte. Heute Morgen ist sie abgereist.«
    »Hat die Frau Hauptkommissarin keine Nachricht hinterlassen?«, wunderte sich Höttges.
    »Heide ist seit einiger Zeit wenig mitteilsam.« Raupach betrachtete einen der leeren Stühle. »Ihr kennt sie ja, sie hält sich ungern an die Regeln. Deshalb ist sie gestern Abend auch allein losgezogen. Vielleicht hat die Vernehmung nichts ergeben, und sie ist in irgendeiner Kneipe versackt. Sie hat es nicht leicht im Moment.«
    »Es quält sie noch immer, dass Paul ihr so übel mitgespielt hat.« Photini verschränkte die Arme. »Schlimm genug, Gefühle in die Beziehung mit einem Verbrecher investiert zu haben. Aber er hat ihr nicht nur was

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