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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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vorgemacht, er hat sie auch noch über den Stand unserer Ermittlungen ausgehorcht. Deshalb konnte er immer wieder von neuem in Aktion treten. Sie war seine Quelle.«
    »Paul Wesendonk hat uns alle getäuscht.« Raupach hatte so viele Polizeiintrigen erlebt, dass es für mehrere Karrieren reichte. Er war von dieser Geschichte genauso überrascht worden wie sämtliche Kollegen. Zwar hatte er etwas geahnt, doch der Verdacht war zu unbestimmt gewesen, um frühzeitig und gezielt einzuschreiten.
    »Sie wird es nicht los«, fuhr Photini fort. »Heide ist noch misstrauischer geworden, als sie es vorher war.«
    »Wie steht’s mit ihrem Alkoholkonsum?«, fragte Jakub.
    »Soweit ich weiß, hat sie ihn reduziert.«
    »Sonst hätte ich etwas unternommen, alles hat seine Grenzen.« Raupach richtete sich auf und blickte ernst in die Runde. »Heide ist ohne Einschränkung dienstfähig. Eine richtige Säuferin war sie nie, eher eine Gewohnheitstrinkerin oder wie man jemanden nennt, der regelmäßig ein paar Biere kippt. Manche sagen, das sei genug, um als Alkoholiker zu gelten. Ich seh das anders. Jeder von uns versucht auf seine Weise mit dem Beruf und dem Leben fertig zu werden.«
    »Welches Leben?« Höttges seufzte.
    »Erzähl das unserem neuen Präsidenten«, sagte Photini. »Lürrip rührt keinen Tropfen an. Demnächst gibt’s in der Kantine nur noch Softdrinks, auch nach Dienstschluss.«
    »Heide hat selbst gemerkt, dass es zu viel wurde.« Raupach hielt an seiner Einschätzung fest. »Sie hat die Bremse gezogen.«
    »Soll ich mit ihr mal über eine Therapie reden?«, erbot sich Jakub.
    »Viel Vergnügen.« Höttges zog eine Grimasse. »Sie will sich nicht helfen lassen. Und am besten gelingt ihr das, wenn sie sich in die Arbeit stürzt.«
    »Heide ist zäh«, stimmte Raupach ihm zu. »Man muss ihr Zeit geben.«
    »So einfach ist das nicht.« Photini sah ihre Kollegen der Reihe nach an. »Ihr Männer habt leicht reden, Augen zu und durch, und – schnipp – alles wird gut. Als ob das jemals funktioniert hätte. Aber Heide wird bald achtundvierzig. Die Zeit läuft ihr davon. Glaubt sie.«
    »So alt habe ich sie gar nicht geschätzt«, sagte Jakub.
    »Sie tut alles Mögliche, um sich fit zu halten.« Photini rang mit sich, ob sie den Kollegen ihre jüngsten Beobachtungen mitteilen sollte. Aber sie saß hier nicht nur mit ein paar Bullen zusammen, sondern mit Freunden. Höttges gehörte nach Föckinghausen definitiv dazu. »Neulich waren wir wieder zusammen auf dem Schießstand. Heide hat sich zu einer richtigen Waffenfetischistin entwickelt, sie trainiert bis zum Umfallen. Vielleicht macht sie das nicht hübscher, aber härter.«
    »Dieses Sehnige steht ihr«, widersprach Raupach. Er fand keine besseren Worte. Das ging ihm auch Heide gegenüber so, wenn er etwas Nettes über ihr Aussehen sagen wollte.
    Jakub nickte zustimmend. Seine Frau, eifersüchtig wie ein Eichhörnchen, war sicher anderer Meinung.
    »Keine Ahnung, was sie sonst noch unternimmt, um attraktiv zu bleiben.« Photini schlug die Augen zur Decke. »Wahrscheinlich hat sie sich in ihrem letzten Urlaub liften lassen. Habt ihr sie mal lächeln gesehen?«
    »Selten.« Raupach begriff langsam.
    »Und all die Süßigkeiten?« Höttges konnte es nicht fassen. »Wo wandern die hin?«
    »Es würde mich nicht wundern, wenn sie das Zeug auf der Toilette wieder von sich gibt«, sagte Raupach.
    »Heide ist so oft enttäuscht worden. Sie hat es satt.« Photini lehnte sich vor. »Sie sehnt sich nach einer Beziehung.«
    »Ich dachte, sie sei eine dieser unabhängigen Frauen, die sich nicht binden wollen«, sagte Jakub.
    »Mit Klemens war sie mal zusammen.« Photini fand, dass sie Raupach ruhig daran erinnern konnte.
    »Gehört das hierher, Fofó?«
    »Wohin sonst?«
    Raupach überlegte, wie er diese Besprechung in weniger persönliche Bahnen lenken konnte. Nebenan wartete Schwan. Er wollte den Mann nicht mit Samthandschuhen anfassen, doch wenn er ihn weiter schmoren ließ, legte ihm das noch der dümmste Anwalt als Druckmittel aus. Er hatte nicht die Absicht, der Verteidigung irgendwelche Angriffspunkte zu bieten. Wenn Schwan tatsächlich drei Frauen umgebracht hatte, sollte er sich nicht wieder herauswinden können.
    »Das ist schon eine Ewigkeit her«, sagte er schließlich. »Zwölf Jahre. Es hat nur ein paar Monate gedauert, wir hatten beide … Bedarf. Heute machen wir Witze darüber.«
    »Dann rede mit ihr«, sagte Jakub. »Du kennst Heide am besten.«
    Reden. Raupach tat

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