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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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dasselbe wie der Arzt von der Rettung: Kreislaufkollaps.
    Nach der ersten Infusion stabilisierte sich Schwans Zustand. Aber er war nicht haftfähig.
    Ein Anruf beim Staatsanwalt und beim Ermittlungsrichter. Aus der Überstellung zur Untersuchungshaft in der JVA wurde vorerst nichts. Schwan kam in ein normales Krankenhaus, unter Bewachung.
    Schwan war Arzt. Hatte er seinen Zustand am Ende bewusst herbeigeführt, um nicht in eine Zelle gesperrt zu werden?
    »Eine menschliche Reaktion«, meinte Jakub.
    »Was heißt das schon?«, fragte Raupach.
     
    HEIDE ÖFFNETE die Augen. Das war schwer.
    Die Kälte der Fliesen durchdrang ihren Körper. Kein Wunder, fand sie. Warum hatte sie sich auch in einem Badezimmer schlafen gelegt?
    Vergleichbare Kopfschmerzen hatte sie sich zuletzt an Karneval eingehandelt. Voodoo-Nadeln irgendwo im hinteren Stirnlappen. Kein Grund, zum Arzt zu gehen.
    Der Griff zur Waffe. Die Pistole war noch da, gut. Auf der hatte sie draufgelegen, so wie sich ihre Rippen anfühlten. Dann hatte sie ihr ja viel genutzt.
    Ironie war ein gutes Zeichen. Es sagte ihr, dass nicht das ganze Hirn kaputtgegangen war. Sie lächelte. Auch das tat weh.
    Am Rand der Badewanne stemmte sie sich hoch. Was suchte sie hier? Wo war sie überhaupt?
    Die Tür war verschlossen. Ging nach innen auf. Keine Chance, sich dagegenzuwerfen, selbst wenn sie momentan dazu in der Lage gewesen wäre. Dafür brauchte man ein Stemmeisen. Hatte sie nicht.
    Alles funktionierte nur eingeschränkt. Was war bloß los mit ihr? Heide suchte nach ihrem Handy. Fand es nicht. Das konnte ja heiter werden.
    Wie viel Uhr war es überhaupt? Durch das kleine Badezimmerfenster drang Licht herein.
    Sie klappte die Klobrille hoch und übergab sich. Die Augen fielen ihr dabei zu. Das war nun gar nicht gut.
    Also aufmachen und offen halten. Man bräuchte so Klammern, wie dieser Kerl in diesem durchgeknallten Film, wie hieß der nochmal? Klammern rein und nie schlappmachen. Alles haargenau sehen. Pistole entsichern. Aufs Türschloss zielen.
    Vielleicht sollte sie nicht so nah rangehen. Bisschen Abstand und sich irgendwas in die Ohren stopfen. Watte, die gab es hier in einem Plastiksäckchen mit einer Kordel dran.
    War das laut! Die Schüsse machten alles in ihr weich statt hart. Ein Pfeifton in den Ohren, das hatte sie sonst nie. Musste was mit Überreizung zu tun haben.
    Das Schloss war weg. Die Tür ließ sich trotzdem nicht öffnen. Irgendein Hindernis dahinter. Ein Schrank oder so.
    Heide hatte noch ein paar Patronen im Magazin. Und zwei Reservemagazine unter der anderen Achsel. Warum waren ihr die nicht abgenommen worden, wenn schon das Handy fehlte? Hatte man darauf in der Eile nicht geachtet?
    Sie schoss so lange auf ein und dieselbe Stelle, bis alles nur noch ein Brei aus Holzsplittern war. Mit mehreren Fußtritten bahnte sie sich einen Weg nach draußen. Sie hörte nichts mehr, alles war auf stumm geschaltet. Nur raus.
    Ins Zimmer stolpern, die Waffe überallhin richten. Dann der Gedanke, laut zu rufen, um Hilfe oder einfach nur so.
    Kein Ton. Nichts. Wenn sie nur nicht so müde wäre. Ihre Beine gaben nach. Parkett. Das war wärmer als Fliesen.
     
    » DAS TÜRSCHLOSS wurde mit einem Dietrich geöffnet«, fasste Effie Bongartz zusammen. »Danach hat jemand Eva von Barths Schreibtisch durchsucht. Dabei muss Heide den Täter gestört haben.«
    Raupach knirschte mit den Zähnen. Er hätte schon viel früher hierherkommen müssen. Dieses verfluchte Haus in Marienburg! Wie hatte er bloß annehmen können, dass sich der Fall durch eine simple Vernehmung lösen ließ? Durch Worte.
    Heides Schüsse hatten die Nachbarschaft aufgeschreckt, um kurz nach neun vormittags. Ein älteres Ehepaar zwei Häuser weiter hatte die Polizei gerufen. Frau Rosinsky war nicht zum Dienst erschienen, aus einem Schild an der Eingangstür ging hervor, dass die Doppelpraxis bis auf weiteres geschlossen war.
    Heide litt unter einer schweren Gehirnerschütterung. Sie konnte sich nur über Zettel verständigen, beim Sprechen verhaspelte sie sich dauernd. Trotzdem war es ihr gelungen, den Namen »Sharon Springman« und den Zusatz »Journalistin New York Times« aufzuschreiben. Ansatzweise hatte sie Raupach verdeutlicht, was geschehen war.
    Höttges blieb bei ihr am Krankenbett. In einem Zimmer am anderen Ende des Ganges lag Schwan, immer noch geschwächt. Psychogener Stupor, ließ Doktor Röschlaub verlauten, der Medizinaldirektor. Er war seit dreißig Jahren bei der Polizei und für die

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