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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Der Angstschweiß vor einer Abtreibung.
    Und davor? Wer hatte hier eigentlich in den zwanziger, dreißiger, vierziger Jahren gewohnt? Zweifellos reiche Leute. Einen Besitz wie diesen konnte man auf unterschiedliche Weise erwerben, mal wurde er über Generationen aufgebaut, mal fiel er einem über Nacht zu.
    Die Summe der Möglichkeiten. Heide schüttelte die Gedanken ab. Wer zu lange auf ein Bild starrte, wurde davon verschluckt.
    Wo befand sich Sharon? Oben, wie ein plötzliches Poltern verriet?
    Als sie die ausgetretenen Stufen unter den Sohlen spürte, fühlte sich Heide wieder sicher. Außerdem war da noch die Pistole unter ihrer Achsel. Sie ging die Treppe hoch in der Gewissheit, dass nicht viel passieren konnte.
    Eva von Barths Wohnung. Die Tür stand offen. Heide schob sich hinein. Es war ein wenig heller als im Erdgeschoss. Die Umrisse der Einrichtung waren zu erkennen, weiße Wände, das Glas von Bilderrahmen, in dem sich Schatten spiegelten. Im Wohnzimmer die Ahnung eines Lichtscheins, vielleicht von einer Taschenlampe.
    Was suchte Sharon dort? Warum nahm sie das Risiko eines nächtlichen Einbruchs auf sich?
    Heide ging vorsichtig weiter. Wenn sie die Frau auf frischer Tat ertappte, gäbe es keine Ausflüchte mehr. Dann musste die Amerikanerin reden.
    Es war schwierig, auf dem Parkett keine Geräusche zu machen. Heide setzte die Schuhsohle ganz auf, damit kein verräterisches Schmatzen entstand, wenn sie über dem Fußballen abrollte. Ihr Körper war angespannt wie lange nicht mehr, alle Sinne hellwach. Sie presste sich gegen den nächsten Türstock und verharrte dort, die Atmung flach, den Mund leicht geöffnet.
    Sollte sie die Waffe ziehen? Heide ließ sie im Holster stecken, verärgert über den Reflex. Er verriet, dass sie Angst hatte. Aber das war natürlich, der beschleunigte Puls, ihre weit aufgerissenen Augen, das musste so sein.
    Kein Laut drang aus dem anderen Raum. Heide hatte das Gefühl, dass sich etwas darin bewegte, sie spürte es durch die Wand hindurch.
    Konnte sie sicher sein, dass sie allein mit Sharon im Haus war? Alles deutete darauf hin.
    Aber im Grunde war hier überhaupt nichts sicher, ging es Heide durch den Kopf.
    Ein Gedanke wie ein Überfall. Die Villa besaß mehrere Eingänge, und Heide hatte noch nicht das Geringste von diesem Fall begriffen. Schwan, die beiden Morde aus Leidenschaft, wie es aussah. Die verschwundene Ärztin, nach der Photini und Höttges suchten. Sharon Springmans nächtliche Nachforschungen. Wie verwickelt war das Geflecht, dem Heide hier auf der Spur war? Gab es Komplizen des Täters? Mehrere Täter? Konkurrenten? Oder wollte jemand nur ausnutzen, dass die Villa jetzt unbewohnt war?
    Sie hatte nur eine Möglichkeit, Gewissheit zu erlangen. Heide spähte um die Ecke.
    Ein Luftzug. Sie duckte sich. Zu spät.
     
    DER STEIN wurde schwerer. Auch das konnte Sisyphos passieren. Auf halber Höhe nahm das Gewicht der Last, die er den Berg emporwälzte, plötzlich zu. Jemand packte noch was drauf. Das kam häufig vor. Polizisten gehörten zu einer Berufsgruppe, die wenige Anlässe hatte, sich irgendwelche Hoffnungen zu machen.
    Trotzdem war es für Raupach immer traurig, wenn sich seine Befürchtungen bestätigten. Diese Unausweichlichkeit. Dass es meistens schlimm und schlimmer kam.
    Er betrachtete die Fotos und Skizzen, glich sie mit der Landkarte von Meschede und Umgebung ab, las noch einmal das Fax von Kommissar Emrich.
    »Die Spurensicherung hat noch nichts Brauchbares gefunden. Ich verstehe das nicht. Effie hat sonst immer was für uns.« Photini beendete ihren Bericht. Höttges saß neben ihr. Er hatte hin und wieder Details ergänzt, vor allem zur Aussage der Bedienung und des Wirtes.
    »Gut gemacht.« Raupach nickte den beiden Ermittlern zu. »Wir können nicht darauf hoffen, dass uns die Kriminaltechniker jedes Mal passende Spuren liefern. Vergesst nicht, die Leiche wurde im Wald von Föckinghausen nur abgelegt, im Freien, das erschwert die Suche zusätzlich.«
    »Aber die müssen doch Textilfasern an den Zweigen finden«, sagte Photini.
    »Falls ja, wem sollen wir sie zuordnen? Irgendwelchen Waldarbeitern? Euch beiden? Oder jemandem, der einen hellen Mantel getragen hat? Einen Mantel, der immer noch nicht aufgetaucht ist.«
    »Hilft uns der Stich in den Hals weiter?« Höttges wies auf das vorläufige Ergebnis der Gerichtsmedizin.
    »Scharf und spitz, schmale Klinge. Immerhin kein Skalpell.« Raupach zog die Unterlippe hoch. »Clausing tippt auf einen

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