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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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beiseitezutreten und sie machen zu lassen. »Diese Handschuhspuren lassen sich nur hier nachweisen, auf keinem anderen Gegenstand der Einrichtung. Sharon Springman konzentrierte sich von vornherein auf den Sekretär.«
    »Dann mal los«, sagte Photini.
    Effie öffnete nacheinander alle Schubladen. Beurteilte die Proportionen, prüfte, wo sich ein Hohlraum verbergen mochte. Sie probierte die Knäufe und Griffe durch, zog an ihnen, drehte daran. Dann wiederholte sie diese Prozedur und übte zugleich Druck auf die Wände der Schubladen aus.
    Plötzlich ließ sich bei einem Fach die Rückwand kippen. Wenn man vorn am Knauf drehte.
    Effie griff vorsichtig hinein.
    Das Geheimfach war leer.
    Die Schublade ließ sich nicht ganz herausziehen. Effie benutzte einen Ministaubsauger, um kleinste Partikel aus dem Fach zu entfernen. Es dauerte eine Weile, bis sie damit fertig war und den Inhalt untersuchen konnte. Mit bloßem Auge erkannte Raupach nicht das Geringste in dem Plastikbeutel, aber Effie nahm eine Pinzette und bekam zielsicher eine kaum sichtbare Fluse zu fassen. Sie legte ihre Beute unter ein tragbares Mikroskop.
    »Sieht aus wie eine dieser Handschuhfasern, die Farbe stimmt genau überein.« Sie blickte hoch. »Sharon Springman hat das Fach also auch entdeckt.«
    »Bleibt wieder die Frage, ob sie etwas entnommen hat«, sagte Photini. »Und falls ja, was es war. Wertgegenstände? Vielleicht gab es Streit um ein seltenes Schmuckstück? Eva von Barth rückte nicht damit heraus, deshalb brachte Sharon Springman es nach dem Tod der Ärztin heimlich in ihren Besitz.«
    »Die Frau ist Journalistin, sie kommt extra aus Amerika.« Raupach ließ sich auf einem Stahlrohrsessel nieder und sprach den naheliegendsten Gedanken aus. »Vermutlich ist sie auf der Jagd nach einer heißen Story, dafür gehen manche Leute über Leichen. Möglicherweise handelt sie auch im Auftrag. Hat es etwas mit Eva von Barths Beruf zu tun?«
    »Gynäkologie?« Photini dachte an die antiquierten Apparaturen zwei Stockwerke unter ihr. »Ich hab dir doch von diesem Gruselkabinett im Keller erzählt. Was soll daran interessant sein?«
    »Ich hab mir die Gerätschaften vorhin angesehen, als du damit beschäftigt warst, den Hausmeister zusammenzustauchen.«
    »Hornung hatte mir versprochen, die Villa abzusichern.«
    »Er hat getan, was er konnte, zumindest der Hinterausgang und der Garten sind jetzt dicht. Dass jemand mit einem Dietrich durch die Vordertür kommt, war nicht abzusehen.«
    »Der spuckt nur große Töne. Nichts dahinter.«
    »Hast du sein Alibi für Freitag überprüft?«, fragte Raupach.
    »Ja. Hornung war auf einer Baustelle in Zollstock, dafür gibt es zwei Zeugen.«
    »Wir hätten das Haus gleich abriegeln sollen, ohne Rücksicht auf diese Sekretärin. Stattdessen habe ich mich auf Schwans Vernehmung versteift.« Raupach versuchte, sein Versäumnis abzuhaken. Vor nicht allzu langer Zeit hätte er sich deshalb stundenlang Vorwürfe gemacht. »Zurück zum Keller. Eva von Barths gynäkologische Sammlung ist das Außergewöhnlichste, worauf wir hier bislang gestoßen sind. Das können wir nicht ignorieren.«
    »Die Instrumente stammen von ihrem Vater Gustav«, erklärte Photini und sah in ihr Notizbuch. »Er leitete die Fachabteilung für Frauenheilkunde im Heilig-Geist-Krankenhaus, von 1964 bis zu seinem Tod 1970. Das hat Niesken herausgefunden, du weißt schon, der jetzt im Archiv arbeitet.«
    »Ist das alles?«
    »Gustav von Barth hat davor am St.-Vinzenz-Hospital gearbeitet. Bis dahin war er anscheinend selbständig.«
    »Wann geboren?«
    »1911. Mehr haben wir nicht.« Photini deutete vage umher. »Hier in der Wohnung gibt es keine Spur von ihm. Kein Fotoalbum, keine Bilder von der Familie an der Wand. Vielleicht stammen die alten Schallplatten von ihm, Barockmusik, aber das ist auch schon alles.«
    Raupach nickte. »Wir sollten seine Karriere genauer unter die Lupe nehmen.«
    »Eva von Barths Freundin vom Haus gegenüber kannte ihn, Viktoria Brehm. Mit ihr will ich mich als Nächstes unterhalten.«
    »Das machen wir gemeinsam.« Raupach stand auf und gesellte sich zu Effie Bongartz. Sie hatte sich weiter an dem Schreibtisch zu schaffen gemacht und das Möbelstück von der Wand abgerückt, um es von allen Seiten zu untersuchen. Es wirkte wie ein Auto auf dem Prüfstand beim TÜV, Effie trug eine Spezialbrille mit einem Vergrößerungsglas, sie war hochkonzentriert.
    »Noch mehr Geheimfächer?«, wunderte sich Photini.
    »In diesen alten

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