Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
Vom Netzwerk:
Ausreden. Anscheinend hatte Sylvia Feichtner dazu ein gespaltenes Verhältnis.
    »Als Ihr Vater mit dem britischen General verhandelte, um welche Andenken aus der Villa ging es da?«
    »Um Familienerbstücke, Schmuck, alte Fotografien, Hausrat, ein paar Bilder. Großvater war ein großer Kunstliebhaber.«
    »Wertvolle Sachen?«
    »Nicht übermäßig, nach Vaters Tod vor siebzehn Jahren fiel alles an mich. Allerdings habe ich mich gewundert, dass es nicht mehr war. Wahrscheinlich hat dieser Engländer einiges zur Seite gebracht.«
    »Gibt es dafür Anhaltspunkte?«
    »Sie können ja seinen Sohn fragen.«
    Raupach zog die Augenbrauen hoch. »Seinen Sohn?«
    »Graham Marsh blieb einige Jahre in Deutschland. Er hatte viel bei der britischen Botschaft zu tun, als sich abzeichnete, dass Bonn die neue Hauptstadt werden würde. Soweit ich weiß, lebt sein Sohn dort heute noch. Kenneth Marsh.«
    »Haben Sie das verfolgt?«
    Sylvia Feichtner lächelte. »Mein Vater war unbelehrbar, wir haben uns sehr aneinander gerieben. Als ich jung war, führten wir einen regelrechten Kleinkrieg, ich hab ihm nichts geschenkt. Aber ein bisschen was von ihm scheint wohl doch in mir zu stecken, ob es mir gefällt oder nicht.«
    »Ich danke Ihnen. Das alles bringt uns ein gutes Stück weiter.« Raupach erhob sich. Seine Gesprächspartnerin stand ebenfalls auf und streckte sich wie ein Sportler, um Verspannungen zu lösen.
    »Warum haben Sie mir die Geschichte doch noch erzählt?«, fragte er.
    »Wem sonst? Etwa dieser Frau, die mich gestern aushorchen wollte? Die hat mich behandelt wie eine Verbrecherin.«
    »Sie ist eine Verwandte von David Springmann. Vielleicht seine Urenkelin.«
    Sylvia Feichtner blickte in den Himmel. »Das hab ich befürchtet.«
    »Sie haben etwas gemeinsam.«
    »So? Was denn?«
    »Ein Erbe, das verpflichtet.«
    »Zu was?«
    »Genau hinzusehen. Mit der Wahrheit zu leben.«
    »Was meinen Sie, was ich tue?«
    Raupach schlug den Rückweg ein. »Haben Sie den Sohn des Generals auch Sharon Springman gegenüber erwähnt?«
    »Von mir hat die gar nichts erfahren.«
    Für die Ermittlung war das von Vorteil. Doch das hatte Sylvia Feichtner nicht wissen können. Sie hatte Sharon Springman aus anderen Gründen abblitzen lassen, Gründen, die Raupach nicht gefielen. Aber es lag nicht an ihm, darüber zu urteilen. Ein Teil seiner Arbeit bestand darin, Vertrauen zu gewinnen. Dadurch erhielt er Informationen. Wenn er sie für glaubwürdig hielt, benutzte er sie.
    Er aktivierte sein Handy und klärte Photini über die neue Lage auf. Dann wies er sie an, die Bonner Kollegen zu instruieren und Marshs Haus überwachen zu lassen. Mit etwas Glück konnten sie Sharon Springman dort abpassen.
    Raupach legte auf und wandte sich wieder an Sylvia Feichtner. »Eine Bitte hätte ich noch. Dürfte ich die Bilder sehen, die Sie von Ihrem Großvater haben?«
    »Er hat sie rechtmäßig erworben. Die Quittungen stecken noch hinten im Rahmen.«
    »Das bestreite ich nicht. Aber vielleicht hilft es uns in größerem Zusammenhang weiter.« Er lächelte. »Für einen Polizisten ist jede Spur wichtig.«
    »Na gut«, gab sie nach und schritt eine Weile schweigend dahin. »Sie benachrichtigen mich doch, wenn Sie mehr über Großvater herausfinden?«
    »Bestimmt.«
    Sie kehrten in die Wohnung der Feichtners zurück. Die beiden Jungen saßen inzwischen vor dem Fernseher und setzten ihre Kraftproben bei einem Videospiel fort. Sie steuerten zwei Schwertkämpfer, Blut spritzte. Die Erwachsenen waren Luft für sie.
    Sylvia Feichtner hatte schon mit Schwerverletzten gerechnet. »Besser, die reagieren sich am Computer ab«, sagte sie erleichtert. »Da kann wenigstens nichts passieren.«
    Raupach war sich dabei nicht so sicher.
    »Im Schlafzimmer.«
    Es waren zwei Lithographien und eine Tuschezeichnung. Frauenakte in mehr oder weniger klassischen Positionen. Sitzend mit dem Rücken zum Betrachter. Beim Waschen in einem am Boden stehenden Bottich. Badend. Vom Stil her expressionistisch, das erkannte Raupach auf den ersten Blick, wenn auch nicht so kantig und holzschnitthaft wie bei anderen Malern dieser Kunstrichtung.
    »Die sind von Max Pechstein, alle aus dem Jahre 1909«, sagte Sylvia Feichtner.
    »Originale?«
    »Ja. Die Lithographien sind natürlich Drucke, die existieren zu mehreren Hunderten.«
    »Und die Zeichnung?«
    »Die gibt’s nur einmal.« Sie lächelte stolz. »Dürfte ein hübsches Sümmchen wert sein.«
     
    » ET HÄTT noch immer jot jejange«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher