Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
Vom Netzwerk:
Gemälde beschlagnahmten. Berechtigterweise, das kam ja häufig vor. Erst rafften die Nazis zusammen, was sie kriegen konnten, und später bedienten sich die Russen und meine Landsleute. Deshalb versteckte er seinen Schatz, und zwar an demselben Ort, an dem sich Davids Thorarollen befanden.«
    Diesen Ort mussten sie finden. Doch Raupach wollte nicht vorgreifen. »Und wie fügt sich der britische General in dieses Muster?«
    »Marsh hielt das Zeug vermutlich für Raubkunst der Nazis, was es teilweise wohl auch war. Ob er den Wert der jüdischen Antiquitäten erfasste, weiß ich nicht. Ich denke, er ließ die Sachen erst mal dort, wo sie lagen, und dieser Ort war sicher nicht leicht zugänglich.«
    »Jetzt kommen die Trophäen und der Zierrat ins Spiel.« Raupach legte den Ring auf die Schreibtischplatte. Wenn man nicht so genau hinschaute, sah er aus wie ein x-beliebiges Schmuckstück. Einer dieser Freundschaftsringe, die seit einiger Zeit in Mode waren.
    »Darüber habe ich am wenigsten herausgefunden«, sagte Sharon. »Kunstgegenstände interessierten den General nicht, er war durch und durch Militär. Damals waren die Alliierten ganz scharf auf Souvenirs wie diesen Ring. SS-Dolche, Schmuckdegen, Orden, Abzeichen und dergleichen standen hoch im Kurs.«
    »Lagen solche Militaria nicht mehr oder weniger auf der Straße herum?«, überlegte Raupach. »Man musste das doch nur den toten Soldaten abnehmen.«
    »Was auch massenweise geschah«, ergänzte Sharon. »Aber je höher der Rang oder die Auszeichnung, desto seltener und begehrter waren die Stücke. Als General wird Marsh sich nicht mit einem Eisernen Kreuz abgegeben haben, da musste es schon ein Ritterkreuz sein. Bei diesen Ehrendolchen gibt es auch alle möglichen Abstufungen, je nach Dienstgrad und Waffengattung. Da wurde unter anderem Elfenbein oder Bernstein verarbeitet, für die Griffe, bei den Orden sogar Brillanten.«
    »Wenn die Auszeichnung von Himmler stammte, hob das den Wert wohl zusätzlich.«
    »Diese Widmung war so oder so ähnlich in alle SS-Ringe eingraviert. Davon verlieh Himmler ungefähr zehntausend, jeweils mit Urkunde. Viele wurden ihren Trägern mit ins Grab gegeben oder an die SS zurückgeschickt. Der Ring hat also einen ganz hübschen Wert. Doch für sich genommen ist er nicht außergewöhnlich.«
    »Welche Art Zierat wäre denn Ihrer Ansicht nach außergewöhnlich?«
    »Wer war der ranghöchste Militär?«, fragte Sharon zurück. »Der Oberbefehlshaber?«
     
    RAUPACH RÄUSPERTE sich. »Sie glauben, Marsh habe Gegenstände besessen, die mit einer Widmung von Hitler versehen waren?«
    »Ich kann es mir vorstellen«, sagte Sharon. »Das wollte ich bei seinem Sohn herausfinden.«
    »Ist das nicht ziemlich weit hergeholt?«, zweifelte Raupach.
    »Wissen Sie, wann Graham Marsh starb?«
    Der Kommissar zuckte die Achseln. »So weit sind wir noch nicht vorgedrungen.«
    »1949, bei einem Urlaub in der Karibik. Er war ein leidenschaftlicher Taucher. Nach seinem Dienst in Deutschland wollte er sich auf Jamaika niederlassen. Dazu kam es nicht mehr. Er hatte einen Unfall. Haiattacke.«
    »Merkwürdig.«
    »Das hört sich nur so an. So etwas kam gar nicht so selten vor. Marsh war für seine gewagten Tauchgänge bekannt.«
    »Und weiter?«
    »Marshs Posten in der Militärverwaltung wurde nicht mehr neu besetzt. Kurz nach seinem Tod suchte die Stadt Köln einen Käufer für die Villa. Worauf sich Gustav von Barth meldete. Marshs Sohn war damals zwei Jahre alt. Er lebte bei seiner Mutter in Surrey und siedelte erst als Erwachsener nach Deutschland über.«
    »Es wäre also möglich, dass der Schatz mehr oder weniger vollständig zusammenblieb?« Raupach stand auf und trat an die Magnettafel.
    »Ja.«
    »Und dass er sich vielleicht noch in der Villa befindet?«
    Sharon stellte sich neben ihn und wies auf die Skizze vom Keller. »Unter der Villa. Davon bin ich inzwischen überzeugt.«
    »Warum nicht im Garten?«
    »David hat dieses Versteck einst angelegt. Diese Sammlung war so … heilig, solche Dinge verbuddelt man nicht einfach draußen in der Erde, außerdem wäre das zu unsicher. Nein, eine Thora gehört in ein jüdisches Haus oder in die Synagoge.«
    »Und Wenzel und Marsh machten sich das Versteck für ihre eigenen Wertgegenstände zunutze«, ergänzte Raupach.
    »Das ist ja das Verrückte. Ich glaube, sie haben nichts von dem entfernt, was sie entdeckten. Dieser Schatz war so kompromittierend, dass man ihn am besten nicht antastete, dass man darüber

Weitere Kostenlose Bücher