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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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sie sich näher. Wenn das Gespräch ernster wurde, machte Sharon einen Witz. Dabei blühte sie auf, ihre Augen glänzten wie der Firnis, mit dem Raupach seine Bilder zum Schutz überzog. Anfangs hatte er ihn zu dick aufgetragen. Durch die Spiegelung war das Gemälde gar nicht mehr richtig zu erkennen gewesen. Man sah nur eine Schicht Firnis und nichts darunter.
    Wenn Sharon lachte, klang ihre Stimme tiefer. Eine verborgene Saite geriet dann in Schwingung. Es war, als befänden sich noch andere Personen in ihr drin. Sie fielen in ihr Lachen ein, verliehen ihren Worten Resonanz.
    Nach dem Kaffee gingen sie dicht nebeneinander zurück zu Raupachs Wagen, ihre Arme streiften sich hin und wieder.
    Er hatte nur ein Glas Wein getrunken. Sie fuhren zu ihm nach Hause. Sharon wollte immer noch seine misslungenen Bilder sehen.
     
    PHOTINI KLINGELTE zum vierten oder fünften Mal. Es war sechs Uhr morgens, in der Gneisenaustraße hing noch der Frühnebel. Es würde ein sonniger Tag werden.
    Endlich machte er auf. Photini sprang die Treppe hoch, es gab einiges zu erzählen.
    Raupach sah mitgenommen aus. Unrasiert, Ringe unter den Augen, notdürftig gekämmt. Es roch nach Kaffee, obwohl er am Beginn des Tages üblicherweise Tee trank. Trotz der frühen Stunde steckte er bereits in seinem Anzug. Anscheinend war er in aller Eile hineingeschlüpft. Ein Hemdzipfel hing aus der Hose.
    Photini setzte sich an den Küchentisch und legte los. Höttges habe gestern Abend die Arzthelferin Karen Baltes in Bergheim erwischt, bei ihrem Freund. Baltes hatte freigenommen, tagsüber unternahmen die beiden Radtouren in der Umgebung. Und der Freund hatte eine wichtige Aussage gemacht. Einmal im Monat holte er Karen von der Arbeit in der Marienburger Villa ab, am Mittwoch, die gesamte Belegschaft blieb dann länger und hielt eine Besprechung ab, um den weiteren Praxisbetrieb zu planen und ein wenig zu plaudern, geselliges Beisammensein. Der Freund wartete in seinem Auto, bis Karen Baltes die Villa verließ.
    An einem dieser Abende sei ihm der Hausmeister aufgefallen. Er hatte Hornung dabei beobachtet, wie er durch den Hintereingang allerlei Werkzeug hineintrug.
    Was solle ein Hausmeister sonst durch die Gegend schleppen, fragte Raupach verschlafen.
    Die Geräte seien dem Freund seltsam vorgekommen, unter anderem eine Satellitenschüssel an einer Stange. Was machte man damit im Keller, da gab es doch keinen guten Empfang?
    Raupach goss sich Kaffee nach. Ja, manchmal sei der Empfang problematisch.
    »Aufwachen, Klemens!« Photini rüttelte an seiner Schulter. »Kurz danach fand dieser Fall von Vandalismus statt, den Eva von Barth nicht zur Anzeige brachte. Angeblich haben Obdachlose die Waschküche im Keller verwüstet.«
    »Und?«
    »Dieses Gerät war ein Metalldetektor. Wie man ihn zur Schatzsuche verwendet.«
    Jetzt kam Leben in den Kommissar. »Hornung hat sich nach dem Schatz umgesehen?«
    »Ja.«
    »Aber er hat ihn nicht gefunden?«
    Photini verlor langsam die Geduld. »Zumindest gibt es keine sichtbaren Spuren, er hat da unten nicht rumgepickelt oder so. Aber das wäre doch ein Hinweis, dass Hornung die Figur im Hintergrund ist.«
    »Mag sein.«
    »Gestern bin ich mit Höttges sofort zu Hornung gefahren, gegen 22 Uhr, er war nicht da. Seine Mutter wusste auch nicht, wo er steckte.«
    »Hm.«
    »Dann haben wir die Villa überprüft, ich habe Reintgen zur Verstärkung des Wachteams hingeschickt. Damit uns nicht wieder so etwas passiert wie mit Sharon Springman.«
    »Gute Idee.«
    »Es blieb ruhig.« Photini machte eine beschwichtigende Geste. »Heute Morgen läuft die Suchaktion an, ich hoffe, wir sehen bald klarer.« Sie stand auf und nahm sich auch einen Kaffee. Raupach blieb regungslos sitzen. Seine Bemerkungen waren so wattig gewesen, als hätte er in der Nacht über die Stränge geschlagen. Wenn er nicht bald in die Pötte kam, würde Photini allein zur Villa fahren. Sie suchte nach Milch.
    Stöhnen. Ein dumpfes Geräusch, als fiele ein Gegenstand zu Boden.
    Photini drehte den Kopf. »Was war das?«
    Er zog die Schublade des Küchentisches auf und wühlte nach Tabletten.
    Die Tür zum Wohnzimmer war angelehnt. Raupach schlief dort auch, er konnte sich nicht von seiner ausziehbaren Couch trennen.
    Photini stieß die Tür auf.
    Sharon saß auf der Matratze. Sie schaute hoch, schien nicht zu begreifen, wo sie sich befand. Ein Ausdruck totaler Entkräftung legte sich auf ihr Gesicht. Dann sank sie zurück.
    Photini traute ihren Augen nicht. Sharon

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