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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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seine hartgekochten Eier verwendete.
    Wegen seiner Diät verzichtete er auf Kohlenhydrate. »Das lösen wir in Mineralwasser auf. Keine Angst, sie fühlen sich bald besser.«
    Sie ließ sich neben Sharon nieder und reichte ihr eine Tasse Tee. »Wie viele Austern haben Sie denn gegessen?«
    »Eine ganze Platte.« Raupach klang schuldbewusst. »Das war meine Idee.«
    »Du und Austern, Klemens«, sagte Photini tadelnd. »Bleib lieber bei eingelegtem Hering, der ist gesünder.«
    Das war ja noch mal gutgegangen, dachte Sharon, während sie sich von Photini Tee einflößen ließ. Glücklicherweise hatte Effie Bongartz das mit dem Fieber erwähnt. Es erklärte so halbwegs, dass sie nur spärlich bekleidet gewesen war. Photini agierte als Raupachs rechte Hand. Zerstrittene Polizisten konnte sie momentan gar nicht gebrauchen.
     
    ZUERST STIESSEN die Bauleute auf eine massive Holzplatte. Sie befand sich unter dem Estrich und einer Trennschicht aus Schutt und Stroh. Darin hatten sich kleine Hohlräume gebildet, als sei die Arbeit schlampig oder in aller Eile ausgeführt worden. Die Platte war fünf Zentimeter dick, sie besaß Ösen für Stricke, die als Griffe dienten.
    Um die Konstruktion nicht zu zerstören, musste die Holzplatte bis an die Ränder freigelegt werden. Es dauerte Stunden, ehe die Presslufthämmer schwiegen. Offenbar handelte es sich um eine rechteckige Vertiefung im Boden, in der Form eines Grabes. An beiden Längsseiten waren Bügel für Vorhängeschlösser angebracht gewesen. Sie waren herausgestemmt worden, Schlösser fehlten.
    »Das war auch nicht nötig«, sagte Sharon. »Gustav von Barth hat einfach den gesamten Boden mit Estrich versiegelt. Dadurch war nicht mehr zu erkennen, dass sich noch etwas darunter befand.«
    »Aber davor hat er nachgeschaut, was drin war.« Raupach starrte auf die Deckelplatte. »Wie die anderen vor ihm.«
    »Und genau das tun wir jetzt auch.« Effie stand mit einem Stemmeisen bereit. Zusammen mit zweien ihrer Leute hob sie die Platte an und kippte sie vorsichtig über die Kante, es gab keine Scharniere. Dann nahmen ihnen weitere Helfer die Platte ab.
    Es sah aus wie ein Grab. Es war tief, mindestens zwei Meter, sie brauchten eine Leiter.
    Und es war leer.
    Die Wände der Grube bestanden aus einem Gemisch aus Lehm und Erdreich, ebenso der Boden. Darin befand sich ein Loch, groß genug, um hindurchzuschlüpfen. Das Loch mündete in einen niedrigen Tunnel, frisch angelegt, professionell abgestützt, genau unter der Kanalisation hindurch. Der Tunnel führte unter dem Fundament und der Straße hindurch zum gegenüberliegenden Haus, dem mit der Mulde.
    In der Grube gab es jede Menge Spuren. Von Kisten, die dort gelagert gewesen waren, und von ihrem Abtransport.
    Jemand war schneller gewesen.
    Nach der ersten Enttäuschung setzten die Diskussionen ein. Wie war so etwas möglich, ohne dass es jemandem aufgefallen war? Wie lange hatten die Grabungsarbeiten gedauert? Hatte das keine verräterischen Geräusche verursacht? Oder wurden sie übertönt, wurde in Intervallen gegraben? Welche Maschinen wurden verwendet? Hatten die Besitzer des Nachbarhauses davon gewusst, seit wann waren sie in Urlaub?
    Effie verständigte einen Tiefbauexperten der Universität. Er kam direkt aus seiner Vorlesung nach Marienburg. So ein Tunnel sei nichts Besonderes, meinte er, man bräuchte nur einen leistungsfähigen Bohrer, den könne man beim Hersteller mieten, ein handliches Gerät, bei Kanalisationsarbeiten oder zum Verlegen von Leitungen werde es dauernd verwendet. In etwa einer Woche sei man durch, das hänge von der Zahl der Arbeiter ab. Da die Grabung unter der Erde erfolgte, erzeugte das kaum auffällige Geräusche. Der Abraum lasse sich mit Hilfe eines Förderbandes wegschaffen und in einer Baumulde sammeln. Schwierig, geradezu kunstvoll sei die Vermessung: dass man exakt an dem Punkt herauskam, den man anvisierte. Hier habe jemand ganze Arbeit geleistet. Wer denn der Täter sei?
    Diese Frage glaubten die Ermittler beantworten zu können: Sigmar Hornung. Er hatte einen Schatz geraubt. Wenn er so klug war, wie es den Anschein hatte, setzte er sich damit schleunigst ins Ausland ab.
    Auf Raupachs Anordnung drangen Reintgen und Hilgers in Hornungs Wohnung und seine Geschäftsräume ein. Sie gaben durch, dass es dort nach einem überstürzten Aufbruch aussehe. Der Mann habe Teile seiner persönlichen Habe mitgenommen, außerdem Firmenunterlagen. Seine Mutter, Regine Hornung, sei völlig aufgelöst,

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