Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
Vom Netzwerk:
mich?“
    „Ich habe mit meinen Partnern hier gesprochen“, sagte Liberman. Er musste schon wieder schlucken. „Sie sagen, Geld ist nicht das Problem. Sie können mehr bekommen ...“
    „Wie viel mehr?“, unterbrach Kusowjenko.
    „Hören Sie“, Gereiztheit überlagerte seine Nervosität, „ich sagte, Geld ist nicht das Problem.“
    „Was ist mit den Informationen?“ Der Russe tat so, als sei alles Libermans Schuld. Das ärgerte ihn, wirklich. „In Athen haben meine Männer ihn allein aufgespürt.“
    „Ja, aber nur, weil ich Ihnen gesagt habe, dass er wahrscheinlich in Griechenland auftauchen würde.“ Liberman musste sich sehr anstrengen, nicht die Beherrschung zu verlieren.
    „Sie haben mir zugesichert, dass Sie ihn überwachen.“
    „Aber darüber haben wir gesprochen, ich sagte Ihnen doch, dass ...“
    Kusowjenko lachte. Es war ein amüsiertes Lachen, ganz ohne Böswilligkeit. Trotzdem peitschte es Libermans Nerven noch weiter hoch.
    „Wissen Sie“, sagte der Russe, „meine Firma ist nicht sehr groß. Euer Geheimdienst hat Möglichkeiten, die einem kleinen Unternehmer wie mir nicht zur Verfügung stehen,
da?
Also warum bitte, warum nutzt ihr nicht euer Netz, um die Fliege zu fangen? Und ich komme dann und reiße ihr die Flügel aus.“
    „Aber das wollte ich gerade sagen“, erwiderte Liberman eisig, „dass wir unsere Bemühungen wieder aufnehmen. Nur weiß ich nicht, wie schnell das geht. Ihn wieder zu finden, meine ich. Und deshalb würde ich es schätzen, wenn auch Ihre Leute weiter die Augen aufhalten könnten.“
    Hinter ihm klapperte eine Tür. Liberman warf einen Blick über die Schulter und sah zwei junge Frauen, die auf die Straße getreten waren und sich in die gleiche Richtung wandten wie er selbst.
    „Tun Sie’s einfach“, wiederholte er, „und schreiben Sie es auf die Rechnung.“
    „Choroscho“
, sagte der Russe. „Gut. Dann hoffe ich, dass Sie einen großzügigen Buchhalter haben, ja? Der nicht so genau auf die Spesenabrechnung schaut.“ Er lachte über seinen eigenen Scherz.
    Liberman lauschte auf die Schritte der Frauen, deren Absätze auf dem hellen Stein klapperten. Cohen sollte das tun, dachte er. Cohen sollte diese Telefonate führen. Seine Männer hatten schließlich in Zypern versagt. Wie schwer konnte es eigentlich sein, einen einzelnen Mann zu fangen? Sicher nicht schwer, wenn man es richtig plante. Doch wie sollten sie planen, wenn ihnen die Zeit davonlief? Zum ersten Mal beschlich ihn der Gedanke, was passierten konnte, wenn Kusowjenko das nicht hinbekam. Die ganze Zeit hatte er auf den Russen vertraut, selbst noch nach dem letzten Fehlschlag in München. Warum war das überhaupt schief gegangen?
    „Viktor, warum hat das in München nicht geklappt?“
    „Gebt mir mehr Geld, dann habe ich mehr Leute. Dann passiert so was wie in München nicht mehr.“
    „Aber ich sagte doch ...
    „Ja ja“, würgte der Russe ihn ab, „ich weiß. Ihr habt mehr Geld, ich habe mehr Männer. Wir regeln das, aber ihr müsst ihn aufstöbern.“
    Liberman murmelte erschöpft einen Abschiedsgruß und legte auf.
51 Innsbruck | Österreich
     
    Der Himmel hatte zum Mittag hin aufgeklart. Als sie die Autobahn bei Innsbruck verließen, schien die Sonne. Nikolaj saß am Steuer und folgte Carmens Richtungsangaben. Sie überquerten den Inn und näherten sich der Altstadt. Von München aus hatten sie ein Zimmer im Hotel Innbrücke reserviert, einem kleinen unauffälligen Haus direkt am Fluss, nur wenige Minuten von der Hofburg entfernt.
    Sie parkten den Wagen und checkten ein. Ihr Zimmer war winzig, aber gemütlich eingerichtet. Es gab einen kleinen Tisch mit einem einzelnen Stuhl und zwei Betten, die durch den Nachttisch getrennt waren.
    „Für den Anstand ist jedenfalls gesorgt“, bemerkte Carmen.
    Sie stellte ihre Tasche vor das Fußende und verschwand im Bad. Nikolaj trat ans Fenster und zog die Vorhänge beiseite. Er warf einen Blick hinunter auf den Wirtschaftshof, dann wandte er sich ab und blätterte in der Informationsmappe, die auf dem Tisch auslag. Er fand einen Plan der Innenstadt und eine Reihe von Prospekten für verschiedene Ausstellungen. Das Ferdinandeum, das Hauptgebäude des Landesmuseums, lag nicht weit entfernt, wie es auf der Karte aussah, vielleicht zehn oder fünfzehn Gehminuten.
    Carmen tauchte wieder auf. Sie hatte ihr Gesicht gewaschen, ein paar Haare klebten ihr feucht in der Stirn. Die Blutergüsse waren inzwischen zu gelblichen Schatten verblasst, nur die

Weitere Kostenlose Bücher