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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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mich auch die ganze Zeit.“ Ihr Lächeln wurde breiter. „Nein, jetzt mal ernsthaft, ich habe es in Erwägung gezogen und mich dann dagegen entschieden. Jetzt frag lieber nicht, welche Überlegungen da eine Rolle gespielt haben. Ich schätze, es hat was damit zu tun, dass mir überraschend die Loyalität zu meinem Arbeitgeber abhanden gekommen ist.“ Sie lachte leise. „Das liest man doch manchmal in der Zeitung. Innerliche Kündigung.“
    Nikolaj hob eine Augenbraue.
    „Sagen wir, ich habe innerlich gekündigt. Diese Sache in Zypern hat mich ziemlich mitgenommen. Ich dachte wirklich, sie wären auch wegen mir gekommen. Also natürlich“, ihre Stimme hob sich, „ging es in erster Linie darum, dass sie dich fassen wollten, aber irgendwie dachte ich auch, dass sie sich um mich kümmern würden. Diese Wir-lassen-keinen-Mann-zurück-Story. Aber stattdessen versuchen sie mich umzulegen.“ Sie machte eine kleine Pause und setzte sich wieder aufs Bett. „Inzwischen kommt mir auch deine Version der Ereignisse von damals plausibler vor als das, was sie mir erzählt haben. Bilde dir jetzt bloß nichts darauf ein.“
    „Du hast dich wirklich nicht sehr verändert“, entgegnete Nikolaj warm. Er spürte eine schwer zu greifende Erleichterung, so als habe sich im Nachhinein die Unschuld eines guten Freundes erwiesen.
52 Tel Aviv | Israel
     
    Das Schrillen der Klingel riss Rafiq aus seiner Konzentration. Er spürte einen irrationalen Anflug von Ärger über die Störung, obwohl er auf diesen Besuch gewartet hatte. Sorgfältig legte einen Zettel in die Zeitschrift, in die er vertieft gewesen war, um die Seite später wieder zu finden. Dann ging er zur Tür und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. Katzenbaums Stimme klang blechern durch den billigen Lautsprecher.
    Rafiq drückte auf den Türsummer, dann klinkte er die Wohnungstür auf und ging in die Küche, um frischen Kaffee aufzusetzen. Von draußen hörte er das Geräusch der aufgleitenden Aufzugtüren und dann langsame, schwerfällige Schritte. Er schaltete die Kaffeemaschine ein und trat hinaus in den Flur. Katzenbaum stieß die Tür hinter sich zu und blieb auf seine Krücke gestützt stehen. Rafiq bemerkte, dass er nicht rasiert war. Wortlos machte er eine Geste in Richtung des Wohnzimmers.
    „Willst du Kaffee?“
    „Ja“, erwiderte Katzenbaum und setzte sich schwerfällig in Bewegung.
    Rafiq nahm zwei Tassen und die Zuckerdose aus dem Küchenschrank, während er darauf wartete, dass das heiße Wasser durchlief. Nikotingeruch reizte seine Nase. Katzenbaum, der ohne brennende Zigarette einfach nicht arbeiten konnte. Er drängte den Anflug von Verletzlichkeit zurück, der ihn vorhin bei Katzenbaums Anblick überfallen hatte. Die Schusswunde hatte den Katsa viel stärker mitgenommen, als er zugeben wollte. In diesem Flur gerade eben hatte er erschreckend alt ausgesehen. Alt und zerbrechlich.
    Rafiq stellte alles auf ein Tablett und trug es ins Wohnzimmer. Katzenbaum hatte sich auf dem Sofa niedergelassen und die Krücke auf den Boden gelegt. Er blätterte in einem der Magazine, die sich neben der Couch stapelten.
    „Interessierst du dich neuerdings für Kunst?“, fragte er.
    Rafiq setzte das Tablett auf dem niedrigen Tisch ab und ließ sich auf den Boden sinken.
    „Das ist alles, was ich über Nico Delani auftreiben konnte. Was fehlt, sind die Kataloge der Ausstellungen. Das sind kleine Auflagen, die in Bibliotheken nicht geführt werden.“
    „Ah.“ Katzenbaum ließ die Zeitschrift sinken. Ein anerkennender Ausdruck glitt über sein Gesicht. „Du suchst Spuren.“
    „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wonach ich suche. Aber irgendwo muss ich anfangen.“
    Katzenbaum nahm seine Kaffeetasse und rührte Zucker hinein. „Vielleicht kommen wir am Ende doch mit altbewährten Mitteln weiter.“ Er trank einen Schluck. „Der Direktor hat letzte Nacht die Fortführung der Operation genehmigt. Was mich, offen gesagt, ziemlich überrascht hat und Shalev ebenfalls.“
    Rafiq spürte, wie sich ein indifferentes Gefühl in ihm ausbreitete, etwas zwischen Euphorie, Erleichterung und leisem Argwohn. „Was ist mit dem potentiellen Verräter?“
    „Wir halten den Kreis klein. Was sollen wir sonst machen? Cohen weiß das.“
    Ein humorloses Lachen entrang sich Rafiqs Kehle. „Wie willst du eine Fahndung klein halten?“
    Katzenbaum runzelte die Stirn. „Das können wir nicht, das ist wahr. Sobald er irgendwo auftaucht, wissen es im Zweifelsfall auch die

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