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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Schramme vom Autounfall stach noch immer hässlich und dunkelrot ins Auge. Sie ließ sich auf das Bett fallen und lehnte sich rücklings gegen die Wand.
    „Was machen wir jetzt?“, fragte sie. „Gehen wir was essen?“
    Er betrachtete sie, mit ihren dunkelbraun gefärbten Haaren, die ihr Äußeres auf eine irritierende Art und Weise veränderten. In ihren Jeans und dem weichen Baumwoll-Shirt sah sie jung und verletzlich aus.
    „Essen ist in Ordnung“, erwiderte er. „Danach machen wir einen Museumsbesuch.“
    Carmen richtete sich ein kleines Stück auf. „Ich habe mir was überlegt. Ich weiß noch nicht, wie gut die Idee wirklich ist, aber ...“ Sie zögerte. „Hör es dir bitte an und denk darüber nach, bevor du es einfach abtust.“
    Nikolaj setzte sich aufs Bett und sah sie an.
    „Der Mann, den du auf diesem Parkplatz in Zypern niedergeschossen hast, heißt Lev Katzenbaum. Er hat die Mossad-Operation geleitet, oder, ich meine“, sie biss sich auf die Lippen, „ich meine, er leitet sie immer noch, falls du ihn nicht so schwer verletzt hast, dass er in irgendeinem Krankenhaus in Tel Aviv liegt.“
    Nikolaj musste lächeln. „Keine Sorge, im schlimmsten Fall wird er eine Zeitlang Krücken brauchen.“
    „Wie auch immer, Katzenbaum wollte dich unbedingt lebend. Damals, nach Rosenfeldts Tod, war er mit den Untersuchungen betraut. Die Entscheidung für eine Vergeltungsaktion gegen die PLO wurde aufgrund von Indizien getroffen. Sie wollten vier hochrangige Offiziere mit einem Schlag erledigen, aber am Ende wurde daraus ein Massaker an Frauen und Kindern, weil jemand bei der Planung Mist gebaut hatte. Sie bombardierten ein Dorf, es gab zweihundert Tote, knapp fünfzig Kinder. Das war’s dann endgültig mit dem Friedensprozess. Danach wollten auch die Araber nicht mehr reden. Auge um Auge, Nik. An diesem Tag endete die Diplomatie. Und Katzenbaum war sich nie sicher, ob sie damals nicht die falsche Entscheidung getroffen hatten. Das hat ihn nie losgelassen, hat Rafiq mir mal erzählt. Deshalb will er unbedingt an dich herankommen.“
    Ihre Stimme gewann an Volumen.
    „Glaub es oder nicht, aber Rache ist nicht die treibende Kraft. Alles was Katzenbaum will, sind Informationen. Er will wissen, was damals wirklich passiert ist. Und er glaubt, dass du es ihm sagen kannst.“
    Nikolaj nickte, ohne zu begreifen, worauf sie eigentlich hinaus wollte.
    „Also was ich damit sagen will, ist, dass du vielleicht einen Deal mit ihm machen kannst. Ein Abkommen, verstehst du? Informationen gegen ...“, sie stockte, einen Moment ratlos.
    „Gegen die Zusicherung, dass sie mich in Ruhe lassen“, half ihr Nikolaj. Er schüttelte den Kopf. „Warum sollten sie das tun? Und selbst wenn dieser Katzenbaum sich auf so einen Handel einlassen würde, schafft mir das nicht automatisch auch den Rest der Bande vom Hals. Dann gibt es immer noch den Schattenspieler irgendwo in Israel, der sicherstellen will, dass sein schmutziges Spiel nicht auffliegt.“
    „Aber ihr könntet eure Kräfte bündeln.“
    „Davon abgesehen, habe ich nichts zum Handeln. Noch nicht jedenfalls. Zuerst müssen wir Viktor finden. Und dann sehen wir weiter.“
    „Wie ich schon sagte“, Carmen rollte sich herum und stand vom Bett auf, „war nur so eine Idee.“
    „Wie geht’s deinem Bein?“
    „Es tut nur noch ein bisschen weh.“
    Er hätte viel darum gegeben, zu wissen, was in ihrem Kopf vorging.
    „Warum machst du das?“
    Carmen hielt in der Bewegung inne und drehte sich um.
    „Warum“, seine Stimme senkte sich ein wenig, „hast du nicht die Gelegenheit genutzt, in München abzuhauen?“
    Carmen blieb einen Lidschlag reglos. Dann fing sich ein schiefes kleines Lächeln in ihren Mundwinkeln. „Als ich diesen Wagen gekauft hatte, habe ich tatsächlich überlegt, ob ich mich nicht ausklinken sollte. Ich dachte, ich könnte einfach Katzenbaum anrufen und ihm sagen, wo sie dich finden. Und dann bringe ich mich in Sicherheit. Weißt du“, sie nagte an ihrer Unterlippe, „vielleicht wären die Chancen gar nicht so schlecht, dass sie sich um mich überhaupt nicht mehr kümmern, wenn sie dich erst mal haben. Egal, was ich weiß oder nicht weiß. Ich bin doch nur ein kleines Licht.“
    „Ja genau.“ Kälte breitete in seinem Magen aus. „Wieso hast du’s nicht getan? Wieso bist du zurückgekommen und lässt dich auf diese Geschichte ein? Mit den Leuten ist nicht zu spaßen.“
    Carmen strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das frage ich

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