Das dunkle Fenster (German Edition)
anderen.“ Er gab dem Wort eine seltsame Betonung. „Aber wenigstens werden wir unsere Planung nicht mehr offen legen.“
„Außer gegenüber dem Direktor.“
„Die einzigen, die eingeweiht sein werden, sind Shalev und Cohen.“
„Traust du ihnen?“
„Wenn ich’s nicht tue, kann ich meinen Job beim Dienst sofort an den Nagel hängen.“ Katzenbaum schüttelte den Kopf. „Shalev kenne ich seit dreißig Jahren. Der hat keine eigenen Aktien in der Sache. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Und Cohen ...“ Er zögerte. „Cohen hat keinen Grund, falsch zu spielen. Nein, warum sollte er? Wenn wir uns auf dieser Ebene Sorgen machen müssen, dann können wir gleich alles abblasen.“
Rafiq nickte langsam.
„Vor drei Tagen wurden sie in München gesehen“, sagte Katzenbaum nach einem Moment des Schweigens.
„Was?“ Rafiq hob den Kopf, sein Körper spannte sich. „Und wir haben nichts unternommen?“
Seine Stimmung kippte schlagartig. Er spürte, wie Aggression in ihm hoch drängte, und er ließ es geschehen. Sofort war die Wut wieder da, die er so mühsam im Zaum gehalten hatte.
„Was heißt das, sie wurden in München gesehen? Sind sie noch dort? Hängt jemand an ihnen dran?“
„Beruhige dich.“
Rafiq dachte wieder an Zypern, an Carmens Gesicht, und wie ihre Augen sich vor Überraschung weiteten, kurz bevor er sein Messer in Nikolajs Seite gerammt hatte. „Wie geht es ihr?“, fragte er mit erzwungener Ruhe.
„Ehrlich gesagt weiß ich das nicht“, gestand Katzenbaum. „Am Flughafen war sie noch wohlauf. Jedenfalls ist unseren Leuten nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Allerdings“, er senkte den Blick und betrachtete die Bilder in dem alten Zeitschriftenartikel, „gab es kurz danach einen Vorfall, bei dem wir sie verloren haben.“
Rafiq spürte Katzenbaums Unbehagen – es stand greifbar im Raum. Der Katsa drückte seine Zigarette auf einem Teller aus.
„Jemand hat sie von der Straße gedrängt. Ihr Wagen ist einen Abhang hinunter gestürzt, aber sie scheinen es überlebt zu haben. Unsere Leute kamen gerade noch rechtzeitig, um zwei der Killer zu erschießen, die Jagd auf die beiden gemacht haben. Der dritte konnte entkommen, aber Fedorow und Carmen sind leider ebenfalls verschwunden.“ Er lehnte sich ein wenig zurück. „Wir haben die Polizeimeldungen um und in München überprüfen lassen. Ganz in der Nähe in Eching wurde am gleichen Tag ein Ford Escort als gestohlen gemeldet. Gestern Nachmittag ist der Wagen in einer Tiefgarage in München-Milbertshofen wieder aufgetaucht.“
Rafiq schloss für einen Moment die Augen. „Was heißt das?“
„Das, was du schon nach Zypern vermutet hast. Jemand will sie ausschalten. Und diesmal waren es ganz sicher nicht unsere Leute.“
„Ich dachte, unsere Agenten haben sie überwacht?“
„Das war nicht offiziell. Ich habe einen Freund um einen Gefallen gebeten. Dass wir sie am Münchner Flughafen entdeckt haben, war reiner Zufall.“
Ungläubig wischte Rafiq sich über das Gesicht. „Du hast das auf eigene Faust gemacht?“ Dann musste er lachen. „Ausgerechnet du?“
Er wurde wieder ernst.
„Wieso hast du nichts gesagt? Ich hätte dir helfen können.“
„In diesem konkreten Fall gerade nicht. Aber wir werden uns neu formieren, und ich wollte das vorher mit dir bereden. Was denkst du, sollten wir das alte Team wieder aufstellen? Sind sie vertrauenswürdig?“
„Mein Gott“, sagte Rafiq leise, „das ist schwer zu sagen.“
„Siehst du, wir müssen Kriegsrat halten. Alle Stationen sind angewiesen, die Augen offen zu halten. Wir überwachen alle erreichbaren Flughäfen. Wenn sie unseren Mann aufspüren, dann müssen wir sofort zuschlagen können. Deshalb bin ich hier.“
Wieder musste Rafiq an Carmen denken, wieder hatte er ihr Bild vor Augen, ihren verstörten Gesichtsausdruck und die Überraschung im Moment des Erkennens. Mit einem Mal wurde ihm klar, was ihn unterschwellig die ganze Zeit beschäftigt hatte. War das Erleichterung auf ihrem Gesicht gewesen, oder eher Erschrecken? Sooft er sich die Erinnerung zurückholte und diesen Augenblick einzufrieren versuchte, er konnte es einfach nicht sagen. Vielleicht hatte sie geglaubt, dass er mit diesen Typen, die sie hatten erschießen wollen, gemeinsame Sache machte. Der Vorstellung haftete etwas Erschütterndes an.
53 Innsbruck | Österreich
Um dreizehn Uhr fünfundfünfzig betrat ein ältlicher Mann den Raum im Ferdinandeum, der die kleine Sammlung holländischer
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