Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
Vom Netzwerk:
zuerst nur einen Spalt, um zu überprüfen, ob die Aufseherin in der Nähe war. Dann schlüpfte sie hinaus und schob die Tür wieder zu.
    „Was hast du vor?“, fragte Francesco. Seine Stimme vibrierte schon wieder.
    „Versprichst du mir, dass du Viktor nicht anrufen wirst? Um ihm von unserem kleinen Treffen hier zu erzählen? Solltest du das nämlich tun und ich finde es heraus, dann werde ich dich in Venedig besuchen oder an jedem anderen Ort, an dem du dich verkrochen hast. Und das würde dir nicht gefallen.“
    „Ich hab’s verstanden. Du brichst mir Arme und Beine, und dann jagst du mir eine Kugel in den Kopf.“ Sein Mundwinkel zuckte im kläglichen Versuch eines Lächelns. „Ich schwöre, ich mische mich nicht ein.“
    „Fein.“ Nikolaj arretierte den Sicherungshebel und schob die Pistole hinter seinen Hosenbund, so dass sie von der schweren Cordjacke verdeckt war. Dann setzte er die Hornbrille wieder auf. Francesco stand regungslos und sah ihm zu. „Du wartest hier fünf Minuten, und dann spazierst du nach draußen, als wäre nichts gewesen. Ist das klar?“
    „Ja.“ Er zögerte, rang mit sich selbst. „Warte“, bat er, als Nikolaj sich an ihm vorbei zur Tür wandte. „Wegen Anna ₀“ „Was ist mit ihr?“
    „Willst du wissen, wie es ihr ergangen ist?“
    Nikolaj blieb stehen.
    „Sie hat die Ehe annullieren lassen“, sagte Francesco. „Weil alle dachten, du wärst tot. Sie ist bis heute nicht darüber hinweg. Also falls du Interesse hast, sie noch mal zu treffen ...“ Er zögerte erneut. „Sie lebt jetzt in Vibo Valentia.“
    „Danke“, sagte Nikolaj. „Vielleicht tue ich das wirklich, wenn ich meine Angelegenheiten geordnet habe.“ Er spürte, dass Francesco sich entspannte. Für einen winzigen Augenblick hing Erleichterung greifbar im Raum. Es fühlte sich fast an wie früher.
    Vor München.
    Vor Berlin.
    Als sie noch Freunde gewesen waren. Unwillkürlich musste er lächeln. „Ciao“, murmelte er. „Und denk daran ...“
    „Ich halte mich raus, ja. Viel Glück.“
54 Prag | Tschechische Republik
     
    Das Telefon klingelte, gerade als die Kellner die Vorspeisen servierten. Viktor Kusowjenko lächelte die Frau entschuldigend an, die ihm gegenüber saß und tastete nach seinem Handy in der Jackentasche. Er verspürte einen leichten Stich Ärger, dass er es nicht ausgeschaltet hatte. Die Nummer auf dem Display kannte er nicht, aber die Vorwahl – Neun-Sieben-Zwei. Sein Unmut verstärkte sich um einige Grade. Kurz erwog er, den Anruf einfach zu ignorieren. Aber dann mischte sich Sorge hinein und eine bestimmte Art von Erwartung. Seltsamerweise steigerte das noch seine Verärgerung, aber es brachte ihn gleichzeitig dazu, auf eine Taste zu drücken und den Ruf anzunehmen.
    „Da?“
    Die Frau, Irina, lächelte höflich und nippte an ihrem Glas.
    „Ich bin es“, sagte David Liberman.
    Scheiße, dachte Kusowjenko, obwohl er damit gerechnet hatte. „Sie haben ein neues Telefon, mein Freund“, sagte er.
    „Wegen Fedorow ...“, setzte Liberman an. Seine Stimme hallte leise und merkwürdig verzerrt durch den Äther.
    „Haben Sie ihn gefunden?“, fragte Kusowjenko. Er nickte Irina kurz zu, dann stand er vom Tisch auf und verließ das Lokal. Vor der Tür blieb er stehen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie sich seine beiden Leibwächter, die zwei Tische entfernt saßen, eilig erhoben und ihm folgten.
    „Nein“, sagte Liberman, „leider nicht. Aber ich hatte gehofft, dass Ihre Leute vielleicht mehr Glück hatten.“
    „Ich tue, was ich kann“, knurrte Kusowjenko. „Aber bedauerlicherweise hat sich unser Mann in Luft aufgelöst. Übrigens, wer ist eigentlich die Frau bei ihm?“
    Es gab ein Rascheln und Knistern in der Telefonleitung, dann entgegnete plötzlich eine andere Stimme: „Die können Sie gleich mit erledigen.“
    Diese Stimme klang härter als die von Liberman, und sie sprach darüber hinaus ein fast akzentfreies Englisch. Kusowjenko fragte sich, woher er den Tonfall kannte. Er hatte ihn schon mal gehört, aber er kam nicht drauf. Gleichzeitig schoss Ärger in ihm hoch, weil Liberman offensichtlich nicht allein war, und noch einen zweiten Kontakt ins Spiel gebracht hatte, ohne es zuvor wenigstens anzukündigen.
    „Wer sind Sie?“, fragte er.
    „Ich bin der, der Ihre verdammten Rechnungen zahlt.“
    Plötzlich kam Kusowjenko die Erleuchtung. „Cohen. Shimon Cohen.“
    „Keine Namen am Telefon“, sagte Cohen scharf.
    Kusowjenko merkte, wie sich Anspannung in ihm

Weitere Kostenlose Bücher