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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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regelmäßig nach Beirut, um die Baustellen zu begehen und sich mit den örtlichen Repräsentanten von HTB – so auch Carmen – abzustimmen. Das gab ihnen einen Vorwand, Carmen direkt im Hotel zu positionieren.
    Sami mischte sich unter die Passanten. Er sollte den Eingangsbereich des Hotels im Auge behalten und melden, wenn Fabio auftauchte und welche Richtung er einschlug. Es gab drei Restaurants in Gehweite vom Hotel. Die Chancen standen nicht schlecht, dass er in einem davon zu Abend essen würde.
    Katzenbaum fuhr mit Carmen und Rafiq in die Dar-es Mreisse Straße, die zwei Blocks vor dem Monroe Hotel von der Corniche abzweigt. Rafiq saß auf dem Rücksitz, er würde an diesem Abend nichts weiter tun, als zu warten und sich zur Verfügung zu halten für den unwahrscheinlichen Fall, das etwas schief ging.
    Carmen trug einen eleganten Hosenanzug aus hellgrauer Seide und dazu hochhackige Schuhe. Sie war beim Friseur gewesen, hatte sich die Haare bis auf Kinnlänge kürzen und in einem hellen Blond-Ton färben lassen – ganz wie früher. Auf die pinkfarbene Strähne im Pony hatte sie verzichtet, aber auch so war das Ergebnis überwältigend. Katzenbaum war selbst überrascht gewesen, wie ähnlich sie der Studentin von vor fünfzehn Jahren sah.
    Direkt an der Corniche ließen sie Tal aus dem Wagen. Der Plan sah vor, dass Carmen sich mit Tal und Alex zu einem Geschäftsessen treffen sollte. Tal spielte einen einheimischen Investor, der sich für die Wohmungen interessierte, die die Firma HTB errichtete. Carmen hatte den Abend arrangiert, um Tal ihrem Kollegen Alex aus Deutschland vorzustellen. HTB war natürlich eine Tarnfirma, eine von tausenden, die in den Kellern des Mossad schlummerten. Die Legende war nicht perfekt, aber für Katzenbaums Zwecke mehr als hinreichend. Sie musste ja nicht länger als ein paar Tage halten.
    Katzenbaum bog in eine Seitengasse und parkte den Wagen am Straßenrand.
    „Alles okay?“, fragte er Carmen.
    Sie nickte.
    „Sobald du einen Hinweis findest, der ihn mit der Fabio-Identität in Verbindung bringst, ziehst du dich zurück. Versuch nicht, tiefer zu graben. Du tust nichts, was ihn Verdacht schöpfen lassen könnte.“
    „Klar.“ Sie öffnete den Wagenschlag. Ein paar Häuser die Straße hinunter befand sich der Durchgang zu einer Ladenpassage mit einem Internet-Café. Dort würde sie warten, bis Katzenbaum ihr das Ziel nannte.
    „Viel Glück“, sagte Rafiq.
    „Danke.“ Sie schlug die Tür zu, überquerte die Fahrbahn und tauchte ein in den Strom der Passanten, die den Gehweg bevölkerten. Nach kurzer Zeit war sie in der Menge verschwunden.
    Die Nacht senkte sich wie ein Tuch aus dunklem Samt über die Dächer und geschäftigen Straßen. Der Himmel blieb sternenklar, am Horizont blinkten die Lichter der Schiffe, die weiter draußen vor Anker lagen.
    Nikolaj zog die Schiebetüren zurück und öffnete die Fenster, um den Nachtwind ins Zimmer einzulassen. Dann nahm er den Fahrstuhl hinunter in die Lobby. Als er die Aufzugskabine verließ, glitt sein Blick über die Köpfe der Menschen. Eine Gruppe von Reisenden stand an der Rezeption, neben sich Taschen und Koffer. Drei oder vier der Sitzbereiche waren belegt. Nikolaj erfasste drei Frauen, ein Ehepaar und einen einzelnen Mann, der auf einem Laptop tippte. Keiner von ihnen schlug einen Nerv in ihm an.
    Im Eingangsbereich lungerten die unvermeidlichen Zeitungs- und Blumenverkäufer, jemand spielte Jazz auf dem Klavier in der Bar.
    Nikolaj trat hinaus auf die Straße. Sofort schlug die Stimmung des Abends über ihm zusammen, die gelblichen Straßenlaternen, elegant gekleidete Menschen, Unterhaltungen und Gelächter, das an ihm vorbeiflutete. Er hatte kein konkretes Ziel. Aus einer kleinen Garküche wehte arabischer Pop hinaus auf die Straße, zusammen mit dem Duft nach Falafel und gebratenem Huhn. Sein Blick streifte die Schaufenster, und instinktiv konzentrierte er sich nicht auf den Inhalt, sondern auf die Spiegelungen in den Scheiben, auf die Schemen der Passanten. Weiter vorn gabelte sich die Straße.
    „Arslane Sinno“, meldete sich Sami über das Handy, „er geht die Arslane Sinno Straße hinunter.“
    „Halt Abstand“, ermahnte ihn Katzenbaum. Ein paar Sekunden hörte er nur den Atem und die Schritte des Agenten.
    „Er bleibt am ‚L’Okzidente’ stehen“, sagte Sami im Plauderton. „Okay, ich nähere mich ihm. Ich habe ihn gleich eingeholt. Scheiße, warum geht er nicht weiter?“
    „Wenn es sein muss, läufst du

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