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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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du“, er machte eine Kopfbewegung zu Nikolaj, „diesen Mann?“
    Der Rotblonde antwortete nicht sofort. Nikolaj sah, dass er überlegte. Dass er abgelenkt war. Die Entscheidung fiel binnen eines Herzschlags. Nikolaj schätzte die Entfernungen ab, dann überließ er sich seinen Reflexen. Mit einem Ausfallschritt brachte er sich hinter den Mann, ließ seine eigene Pistole fallen. Er packte den Arm des anderen, mit der zweiten Hand erwischte er den Lauf der Waffe und stieß sie nach oben. Der Mann drückte ab, die Kugel schlug in die Decke.
    „Carmen, runter!“, brüllte der Araber.
    Sie begann sich zu wehren, wand sich im Griff des Tschechen und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Nikolaj riss ein Knie hoch und rammte es dem Mann in den Leib. Gleichzeitig verdrehte er ihm den Arm mit der Waffe noch weiter. Ein zweiter Schuss löste sich, Glas splitterte. Der Tscheche sackte nach vorn, Nikolaj drückte den Lauf der Waffe weiter nach unten, bis er gegen die Seite des Mannes gerichtet war. Die letzte Kugel durchschlug Muskeln und Knochen. Der Tscheche brach in die Knie und zog Carmen mit sich. Mehr Schüsse krachten. Ein Schlag gegen die Schulter riss Nikolaj aus dem Gleichgewicht. Er stürzte. Aus weiter Entfernung hörte er den Aufprall seines eigenen Körpers. Die Zeit verschwamm. Vor seinen Augen bildeten sich Schlieren. Dann, einen Herzschlag später, fand er die Waffe, die er zuvor fallengelassen hatte. Sie lag nur ein paar Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Er schloss die Finger um das Metall. Sein Blick klärte sich. Er wälzte sich herum, erfasste Carmen, die noch immer versuchte, sich zu befreien, den Rotblonden auf den Knien, der an Carmens Kopf vorbei auf die Tür zielte. Fontänen aus Putz und pulverisiertem Staub, als die Projektile dicht neben dem Türrahmen in die Wand schlugen. Den Araber, der sich rückwärts aus der Schusslinie warf und dann erneut feuerte.
    „Rafiq!, schrie sie, „Rafiq, nicht!“
    Aber er konnte jetzt nicht darüber nachdenken. Er hob den unverletzten Arm mit der Waffe und richtete sie auf den Hinterkopf des Tschechen, der noch immer auf die Tür feuerte. Der Araber rollte sich zurück in die relative Deckung hinter der Flurwand. Nikolaj verlagerte den Druckpunkt seines Zeigefingers. Er spürte, wie der Auslöser den Widerstand überwand. Er fing den Rückstoß mit dem Handgelenk. Der Tscheche erstarrte, ein Seufzer löste sich von seinen Lippen, ein Laut der Überraschung. Die Waffe entglitt seinen Fingern, er sackte zusammen. Eine weitere Kugel fetzte dicht neben Nikolajs Kopf Splitter aus dem Boden. Carmen kroch unter dem Körper des Mannes hervor.
    Nikolaj kam auf die Knie. Er erwischte sie am Handgelenk, zerrte sie mit einem Ruck zu sich heran und brachte sie erneut aus dem Gleichgewicht. Der Araber hörte auf zu schießen. Mühsam kam Nikolaj auf die Beine. Er stolperte rückwärts und presste Carmen dabei als Schutzschild an sich. In Richtung des Arabers zu feuern und ihn damit zurück in die Deckung zu zwingen, wagte er nicht. Ein oder zwei Schuss, er wusste nicht, wie viele Kugeln sich noch im Magazin befanden. Unter seinen Füßen knirschten Glassplitter, er streifte mit dem Rücken den Fenstergriff.
    „Mach die Tür auf“, befahl er Carmen.
    Er stieß die Waffe seitlich gegen ihren Hals. Sie griff mit der freien Hand hinter sich und drückte die Klinke herunter. Mit einem Fuß stieß Nikolaj die Tür vollständig auf und schob sich rückwärts auf den Balkon. Er warf einen schnellen Blick hinunter. Die Wohnung lag im ersten Stock, an der Mauer drängten sich Oleanderbüsche.
    Carmen widersetzte sich, als er sie zur Brüstung zerrte. „Lass mich los“, keuchte sie.
    „Spring“, sagte er dicht an ihrem Ohr.
    Sie schüttelte heftig den Kopf. Nikolaj senkte die Waffe, packte Carmen mit beiden Händen und hob sie über das hüfthohe Gitter. Er hörte Zweige brechen, als sie unten aufschlug.
    Einen Moment später landete er selbst zwischen den Büschen. Er kam auf einem Knie auf. Der Stoß schickte eine Schmerzwelle durch seine verletzte Schulter, die ihm sekundenlang die Orientierung raubte. Als er wieder klar denken konnte, hatte Carmen sich bereits aufgerichtet. Ihre Blicke trafen sich, sie drehte sich um und begann zu rennen.
    Nikolaj kam auf die Beine und hetzte ihr nach. Er erwischte sie, als sie auf dem feuchten Gras ausrutschte und aus dem Gleichgewicht geriet. Sie trat gegen sein Knie, als er ihren Arm packte, die freie Hand ballte sie zur Faust und

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