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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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schnelle Schritte aus den Schatten und legte einen Arm um ihre Taille. Die andere Hand presste er auf ihren Mund. Mit einem Ruck zog er sie zu sich in die Einfahrt und stieß sie gegen die Wand. Zuerst war sie wie erstarrt, aber dann strafften sich ihre Muskeln. Sie wehrte sich, versuchte sich zu befreien. Nikolaj presste seinen eigenen Körper gegen ihren Leib. Ohne die Hand von ihrem Mund zu nehmen, fing er ihre Handgelenke und drückte sie mit ausgestrecktem Arm gegen die Mauer. Carmen keuchte, ihre Augen waren weit aufgerissen.
    „Ich habe nachgedacht“, murmelte er dicht an ihrem Gesicht, „ich hatte Unrecht. Wir scheinen uns tatsächlich zu kennen.“
    Sie stutzte für einen Moment, dann verdoppelte sie ihre Anstrengungen. Nikolaj verstärkte seinen Griff und rammte ihre Gelenke erneut gegen die Steine. Wahrscheinlich würde sie ein paar Abschürfungen davontragen, dachte er in einem entfernten Winkel seines Bewusstseins. Carmen stammelte etwas Unverständliches.
    „Wenn du aufhörst, um dich zu schlagen, lasse ich dich los. Dann können wir vernünftig reden.“ Ihre Augen weiteten sich erneut. „Wenn du schreist oder versuchst abzuhauen, muss ich dich verletzen“, erklärte er. „Bleibst du ruhig, wenn ich die Hand von deinem Mund nehme?“
    Sie bewegte ihren Kopf, der Versuch eines Nickens. Vorsichtig löste er die Hand von ihrem Gesicht. Sie holte tief Luft und stieß sie wieder aus.
    „Du tust mir weh“, sagte sie in schneidendem Tonfall.
    Er verzog den Mund zu einem halben Lächeln. „Früher warst du nicht so empfindlich.“
    „Arschloch.“
    „Wenigstens deinen Charme hast du nicht eingebüßt.“
    Sie schnaubte. Nikolaj ließ ihre Arme los und machte einen Schritt zurück. Carmen rieb sich die Handgelenke. „Müssen wir hier im Dunkeln stehen?“, fragte sie.
    „Komm, machen wir es uns doch gemütlich“, entgegnete Nikolaj. Er schob sie vor sich her ins Innere der Ruine, in einen der wenigen Räume, der noch über intakte Wände verfügte. Der Schein der Straßenlampe fiel durch die Fenster und malte gelbe Rechtecke auf den Boden. Carmen blieb stehen. Ein schmales Lächeln flackerte über ihr Gesicht.
    „Ist ja toll hier“, murmelte sie. „Nette Einrichtung. Muss ein Vermögen gekostet haben.“ Sie war es, dachte Nikolaj. Sie redete wie Carmen, sie bewegte sich wie sie. „Wir könnten zu mir gehen“, fuhr sie fort. „Ist gleich hier in der Straße. Ich habe Tee und ...“, sie warf einen Blick zurück, „frisches Obst. In dem Beutel, den du mir aus der Hand geschlagen hast.“
    Nikolaj entspannte sich ein wenig. Sie fühlte sich – echt an.
    Ihre Wohnung wirkte geschmackvoll und teuer. Nikolaj blätterte durch den Stoß Zeitungen auf dem Tisch, während sie in der kleinen Küche Tee machte. Im Wohnzimmer lag ein heller Teppich, seine Füße sanken tief in den weichen Flor ein. Ihm fiel ein Rotweinfleck auf, ein Stück neben dem Sofa. Davon abgesehen war der Boden makellos.
    „Wie ist es so im Baugewerbe?“, rief er ihr zu.
    „Was?“ Ihre Stimme ging unter im Geräusch aufkochenden Wassers. Kurze Zeit später betrat sie das Wohnzimmer mit zwei Gläsern und einer Teekanne auf einem Tablett. „Du bist sicher, dass du keinen Wein möchtest?“, fragte sie.
    „Nein.“ Er lachte. „Offen gestanden hat mich dein Anblick gestern Abend derart schockiert, dass ich mich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken habe.“
    Carmen schenkte Tee ein; dann ließ sie sich in den Sessel fallen und zog die Knie hoch. „Willst du es dir nicht bequem machen?“
    Nikolaj sah sie an, die blonden Haare, die blasse Haut mit den vielen Sommersprossen. In ihren Pupillen spiegelte sich die Deckenleuchte als weißer Lichtpunkt. Seit er ihre Wohnung betreten hatte, fühlte er einen Anflug diffuser Beklommenheit, die mit jeder Minute stärker wurde. Carmen gab sich auf distanzierte Art liebenswürdig, sie behandelte ihn wie einen alten Freund, den man über die Jahre aus den Augen verloren und dann zufällig bei einer Party wieder getroffen hat. Das irritierte ihn. Er drehte sich halb und betrachtete das Bücherregal an der gegenüberliegenden Wand.
    „Es geht dir gut, oder?“, fragte er.
    „Ich kann nicht klagen.“
    „Was machst du genau?“
    „Die Firma, für die ich arbeite, baut Wohn- und Bürohäuser. Ich kümmere mich um die Vermarktung der Immobilien.“
    „Eine deutsche Firma?“
    „Ja, was sonst?“ Glas klirrte leise. „Passt doch perfekt auf mein Profil.“
    „Hm.“ Nikolaj studierte

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