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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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aufzurichten und dann, nach einer Pause, auf die Füße zu kommen. Er stolperte zu dem Metalleimer, der in der Ecke stand. Zitternd übergab er sich.
    Wieder war es Katzenbaum, der ihn rettete. Der ihn aus der eisigen Zelle holte, der dafür sorgte, dass jemand seine zahlreichen Platzwunden versorgte und eine feste Bandage um die schmerzenden Rippen legte. Der ihm versicherte, dass Weiss erst mal nicht wieder auftauchen würde. Moshe Weiss war ein hohes Tier, einer, der ständig unterwegs war. Sie hatten ihn nach Tel Aviv gerufen und dort würde er mindestens eine Woche bleiben. Katzenbaums Rolle blieb verschwommen. Er schien nicht ohne Einfluss zu sein, trotzdem er Moshe Weiss untergeben war.
    „Sie sind alle in Aufruhr“, erklärte er. „Wegen des Attentats, das angeblich geplant ist. Der Tourismusminister besucht nächste Woche Italien, und alle rechnen mit einem Anschlag.“
    „Aber ich habe nichts damit zu tun“, stieß Rafiq hervor. „Ich habe keine Ahnung von diesen Dingen.“
    „Weiss glaubt das nicht. Laut den Informationen, die Fedorow uns verkauft hat, gehören Sie zum inneren Führungszirkel.“ Rafiq starrte ihn an. Er verstand nicht, was vorging. „Aber ehrlich gesagt“, fuhr Katzenbaum in nachdenklichem Tonfall fort, „glaube ich inzwischen, dass Fedorow uns über den Tisch gezogen hat. Ich glaube, dass Sie die Wahrheit sagen.“
    Rafiq schloss die Augen. Etwas wühlte ihn auf, eine Frage, die er geklärt haben musste. Sie quälte ihn fast ebenso sehr wie die Furcht vor Weiss’ Verhören.
    „Was meinen Sie damit?“ Seine Stimme war heiser. „Was ist mit ihm passiert, mit Nikolaj Fedorow, meine ich? Habt ihr dasselbe mit ihm gemacht? Dieselben Verhöre?“
    Katzenbaum räusperte sich. Rafiq spürte beinahe körperlich sein Unbehagen. „Wir haben ihn zu nichts gezwungen.“
    „Was soll das heißen?“
    „Ist er ein Freund von Ihnen?“
    Mein Bruder, dachte Rafiq. Er schmeckte noch immer Blut im Mund. Wir sind wie Brüder. Das hatten sie sich versichert, viele Male. Einer für den anderen, egal, was passierte. Sie teilten die gleichen Träume, die gleichen Enttäuschungen.
    „Ja.“
    „Das ist seltsam.“ Katzenbaum veränderte seine Sitzposition. Stoff raschelte. „Einen Tag nach dem Anschlag auf den Checkpoint tauchte nämlich ein Mann beim Militärstützpunkt in Aalma ech Shaab auf und erklärte, er hätte Informationen zum Überfall auf den Posten an der Straße nach El Nagoura. Er war kein Einheimischer; deshalb informierte der kommandierende Offizier das Hauptquartier. Auf diese Weise kamen wir ins Spiel.“ Rafiq fragte nicht, was ‚wir’ bedeutete. Er war längst davon überzeugt, dass Weiss und Katzenbaum keine gewöhnlichen Militärs waren. Katzenbaum zündete sich eine Zigarette an und hielt auch Rafiq die Packung hin. Er gab ihm Feuer, dann fuhr er fort: „Wir redeten mit dem Mann. Wir setzten ihn ein wenig unter Druck, aber nicht sehr. Nur soviel, dass er seinen Namen nannte. Er war Russe, das fanden wir ungewöhnlich.“
    Rafiq rauchte in hastigen Zügen, während er zuhörte. Es gelang ihm nicht, seine Hände ruhig zu halten.
    „Fedorow sagte, dass er uns bei der Suche nach den Verantwortlichen für den Anschlag helfen könnte. Er beschrieb uns den Weg zu einem Unterschlupf in den Höhlen, die es dort gibt. Er tat es als Zeichen seiner Aufrichtigkeit, wie er sagte. Er wollte uns auch Informationen über die PFLP verkaufen. Im Gegenzug forderte er eine Menge Geld, einen Pass und ein Flugticket nach Europa.“
    Rafiq spürte, wie sich ein Schweißfilm auf seinen Handflächen bildete. Er hatte das Gefühl, dass sich neben ihm eine zweite Realität abspielte, dass er nur Beobachter war, nicht aktiver Mitspieler. Sein Verstand weigerte sich zu glauben, was er hörte.
    „Er sagte uns, dass wir einen guten Fang machen würden. Dass wir dort Rafiq Abou-Khalil fassen würden, einen Prinzipal von Georg Habbash. Er sagte, dass Sie einer der Männer sind, mit denen Habbash seine Pläne teilt. Das war uns eine Menge Geld wert.“
    Abermals schloss Rafiq die Augen. Ihm war schwindlig. Er wollte Wut spüren, aber alle Kraft war von ihm gewichen. Er fand nur Leere.
    „Ich denke jetzt, dass Fedorow uns einfach eine Geschichte erzählt hat. Ich glaube, er hat das erfunden, um die Summe hochzutreiben.“
    „Habt ihr ihn gehen lassen?“, flüsterte Rafiq.
    Katzenbaum zuckte mit den Schultern. „Warum hätten wir ihn festhalten sollen? Er wollte eine Information verkaufen, das tun

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