Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
klang deutlich ungehaltener.
»Sie lebt. Ich war gerade dort, und sie lebt noch immer.«
Dominic stand auf der Veranda und lauschte. Sie sprachen anscheinend über Marguarita.
»Du hast versprochen, dass er sie töten würde, wenn ich den Befehl ausführe. Das habe ich. Aber diese verdammte kleine Schlampe, die einen nur scharf macht, lebt noch, und es gibt nichts in diesem Dreckloch, wo man seinen Spaß haben kann.«
Der andere Mann sprach viel leiser, jedoch mit einem gebieterischen Tonfall. »Sie ist jetzt nicht mehr von Belang für uns.«
»Für mich war sie es aber. Sie war mein Zugang zu den Brüdern de la Cruz. Ich habe versucht, mit ihr allein zu sein, um sie zu verführen, doch sie wollte nicht mal mit mir ausreiten.«
Der Mann mit der leisen Stimme seufzte. »Ihre Familie hätte dich umgebracht, wenn du dich zu so einer Dummheit hättest hinreißen lassen, und dann wäre alles, wofür wir gearbeitet haben, dahin gewesen. Sie ist nicht wichtig, Santiago. Es gibt viele Frauen, und wir können uns jede gefügig machen, wenn wir erst mal das Buch und das Blut des königlichen Jaguar-Weibchens haben. Also konzentrier dich auf das, was zählt! Wenn wir diese beiden Dinge in die Hände kriegen, haben wir alles. Macht. Frauen. Reichtum, der deine kühnsten Träume übertrifft. Und die Vampire, Karpatianer und Jaguarmänner werden sich vor uns verbeugen. Wir können herrschen, wo wir herrschen wollen.«
Hast du das gehört, Solange? Dominic hatte ihr das Gespräch in Gedanken wiederholt, damit sie folgen konnte.
»Dieser verdammte Brodrick! Er ist so durch und durch böse, dass sein Blut jetzt auch verdorben ist«, beschwerte sich Santiago. »Sein Kopf ist so verrottet wie alles andere in seinem Körper.«
»Wir werden sie finden«, erwiderte der zweite Mann beschwichtigend.
Sie sind also Magier , schloss Solange. Und sie haben ganz eigene Pläne. Was ist so besonders an meinem Blut? Und warum genügt ihnen Brodricks nicht? Sie scheinen doch irgendeine Beziehung zu ihm zu haben und müssten wissen, dass wir Verwandte ersten Grades sind.
Irgendwie muss seine frevelhafte Lebensweise – sein Morden und seine Vergewaltigungen – die Reinheit seines Blutes verdorben haben, antwortete Dominic. Er hatte keine Ahnung, wie, aber es konnte keine andere Erklärung geben.
Die beiden Männer im Haus hatten offensichtlich miteinander ein Komplott geschmiedet. Einer wollte das Leben eines reichen Ranchers führen, und dem anderen ging es um Macht. Santiago war wahrscheinlich das schwächere Glied und der, dessen Körper von dem anderen gesteuert wurde. Doch Dominic war sich sicher, dass sie auch verwandt waren, denn die beiden rochen wie Geschwister.
Ich werde hinter den Schuppen gehen, das kleinere Gebäude, um zu sehen, wer da draußen ist. Sie haben bestimmt niemanden hier, der nicht in ihre Pläne eingeweiht ist.
Dort kann ich dich nicht beschützen , wandte Solange ein. Ich kann die beiden Männer im Haus durch die großen Fenster sehen, aber von hier aus habe ich keinen Einblick in den Schuppen.
Ich werde mich in anderer Form annähern . Dominic merkte, dass er lächelte, als er sich in einem sehr schwachen Dunststreifen um die Veranda herum dem hinteren Teil des Hauses näherte.
Nun hatte er den Schuppen vor sich, ließ den Dunst noch feiner werden und schwebte förmlich um das kleine hölzerne Gebäude herum. Dominic konnte das Pulsieren einer machtvollen Energie innerhalb der Hütte spüren. Die verzogenen Wände konnten die darin eingeschlossene Macht kaum halten. Fühlst du das?
Er registrierte Solanges scharfes Einatmen. Vorsicht, Dominic! Geh nicht zu nahe heran!
Wo sich vorher kein Lüftchen geregt hatte und der Dschungelboden völlig still unter dem Blätterdach gewesen war, kam jetzt ein jäher Wind auf, der die Bäume peitschte, die auf drei Seiten die Ranch umgaben, und sich geradewegs auf Solange zubewegte. Ein Brüllen ertönte aus dem Schuppen, etwas Orangefarbenes flammte darin auf und flimmerte durch die Ritzen und Spalten in dem alten Holz.
Dann schlug etwas Großes hart genug gegen die Tür der Hütte, um das ganze alte Bauwerk heftig zu erschüttern. Die Tür zersplitterte halb und wölbte sich nach außen.
Verschwinde, Solange! , befahl Dominic.
Steht mir Dummheit auf der Stirn geschrieben? Ein unsicheres Lachen, Verärgerung und eine Prise sehr gesunder Furcht klangen in ihrer Stimme mit. Solange wusste, dass das, was in diesem Schuppen war, Blut gewittert hatte – ihr Blut –
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